Basel Avantgardistisch und experimentell

Die Oberbadische

Literatur: Jürg Laederach ist tot

Basel. Der Basler Schriftsteller Jürg Laederach starb nach langer Krankheit, wie sein Verlag Suhrkamp gegenüber der SDA bestätigte. Laederach wurde 72 Jahre alt.

Jürg Laederach veröffentlichte seit seinem Erstling „Einfall der Dämmerung“ (1974) über drei Dutzend eher „sperrige“ Bücher. Von Kritikern und Kollegen bewundert, lotete er die Möglichkeiten der Sprache auf manchmal witzige, oft abstrus-groteske, mithin aber kaum nachvollziehbare Art aus.

„Laederach war ein eigener Kontinent“

„Laederoid“ nannte er selber seine spezifische Ausdrucksweise. Sie war einmal geprägt von einem chaotischen Schöpfertum, inhaltlicher Dissoziation, Widersprüchlichkeit und einer Vielfalt an erzähltechnischen Formen. Vereinfachend wird sein Schreiben auch als „experimentell“ oder „avantgardistisch“ bezeichnet.

In den 1980er und 90er Jahren feierte Laederach seine größten Erfolge. Seine Stücke – manche nannten sie „Nonsens-Stücke“ – wurden im ganzen deutschen Sprachraum aufgeführt, zum Beispiel „Körper brennen“ in Graz, „Tod eines Kellners“ in Bonn und „Saxuelle Aufklärung vom Blatt“ in Wien.

Später entwickelte Anna Viebrock aus Prosatexten Laederachs viel beachtete Theaterstücke, beispielsweise aus „69 Arten den Blues zu spielen“. Laederach war neben seiner Schriftstellertätigkeit auch ein leidenschaftlicher Jazz-Musiker und spielte Saxofon, Klarinette und Klavier. Er musizierte in der Basler Jazzformation BIQ und bei Bedarf auch auf Veranstaltungen des Suhrkamp-Verlags.

Studiert hatte Laederach zunächst Mathematik und Physik an der ETH Zürich, dann Romanistik, Anglistik und Musikwissenschaft in Basel. 1969 war er Stipendiat und Deutschlehrer in Paris, danach ein Jahr Werbetexter in Basel. Seither war er freischaffend. Zum Lebensunterhalt trugen wohl vor allem seine zahlreichen Übersetzungen aus dem Französischen und Englischen bei.

„Laederach war ein eigener Kontinent“, sagte sein langjähriger Lektor bei Suhrkamp, Hans-Ulrich Müller-Schwefe, über das Multitalent. Beispielsweise habe er virtuos „Alphabetical Africa“ von Walter Abish ins Deutsche übertragen. Das Buch macht in den Kapiteln Vorgaben, mit welchen wenigen Buchstaben die Wörter anfangen dürfen. Für seine eigenen Bücher wurde Laederach mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 1996 mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur und 2005 mit dem renommierten Italo-Svevo-Preis.

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