Basel Bachspiel mit glasklarem Anschlag

Die Oberbadische
Umjubelt: Starpianistin Hélène Grimaud und das Kammerorchester Basel, die sich im Stadtcasino in harmonischer Partnerschaft präsentierten. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: Die großartige Hélène Grimaud und das Kammerorchester Basel begeistern

Von Jürgen Scharf

Basel. Hélène Grimaud ist Kult. Das wurde wieder einmal deutlich bei einem ihrer raren Auftritte in Basel vor ausverkauftem Auditorium im Stadtcasino. Sogar die halbe Bühne des Musiksaals musste bestuhlt werden, um für die vielen Fans, die teils noch vor der Kasse Schildchen mit „Karte gesucht“ hochhielten, Platz zu schaffen.

Beim Konzert mit dem Kammerorchester Basel macht die französische Starpianistin aber keinen Starkult um sich. Vielmehr integriert sie sich als Solistin nahtlos ins Ensemble. „Bach ist immer Zukunft“, hat Grimaud einmal gesagt. Sie lebt und atmet Bach. Und so wollte sie unbedingt ein Bach-Konzert spielen, das erste, BWV 1052, das mit seinem mitreißenden Duktus bekannt geworden ist.

Zwar ist man überrascht, dass diese Ausnahmepianistin Noten auflegt (wie übrigens auch in der Zugabe), doch davon abgesehen fasziniert ihr Bachspiel durch Transparenz, glasklaren Anschlag und Feindynamik. In den Ecksätzen hat dieser Bach einen vitalisierenden Schwung.

Zwischen der Solistin und dem Basler Kammerorchester schien es eine beste Partnerschaft zu geben, wie man an den erfüllten Dialogen hören konnte, ohne Balanceprobleme zwischen dem modernen Flügel und dem Orchester.

Grimaud spielte auch noch das populärste Klavierkonzert von Mozart, Nr. 20, KV 466, in der für ein Klavierkonzert ungewöhnlichen Tonart dunkler Leidenschaft und Schicksal (d-Moll). Es ist das Konzert mit dem grollenden Beginn und dem zweiten Satz, in dem die dunklen Passagen heiter-idyllisch aufgebrochen werden. Bei Grimaud atmet diese Romance schon Chopinschen Geist.

Sie hellt aber auch die beiden Ecksätze, das Kopfsatz-Allegro und das mit viel Esprit gespielte Rondo-Finale, auf. In der Kadenz im ersten Satz beachtet sie jedes Staccato, vor allem bei den Sprüngen in der linken Hand. Grimauds glasklare Töne, helle Diskantklänge, ein zärtlicher, aber bestimmter Anschlag, das perlende, leichte und lockere Legato-Spiel, das alles nimmt diesem Konzert viel von seiner düsteren Atmosphäre und Don Giovanni-Nähe. Also insgesamt mehr ein apollinischer Mozart.

Nach dem enthusiastischen Applaus gibt Grimaud zusammen mit den Baslern den Mittelsatz des zweiten Klavierkonzerts von Schostakowitsch - ein wahrer Wunschkonzert-Satz - als Zugabe, aber nicht als sentimentale Berieselung, sondern einzig klangschön.

Neben den konzertanten Werken führte das Kammerorchester unter Leitung seiner Konzertmeisterin Yuki Kasai zwei neoklassizistische Werke auf: von Igor Strawinsky das Concerto in Es „Dumbarton Oaks“, das seinen Bezugspunkt bei Bach hat, und Prokofjews weitaus bekanntestes Werk, die „Symphonie classique“, eine Auseinandersetzung mit der Klassik.

Strawinskys Kammerkonzert erklingt mit rhythmischer Akkuratesse – wobei der Bezugspunkt Bach und die ganze Verfremdung klar wurden, während Prokofjews Klassiker des Konzertsaals in lebendigem Tonfall und „con brio“ interpretiert wird. Das verfremdete Menuett und die Gavotte werden genüsslich ausgekostet, der vierte Satz schwungvoll in raschen Tempi gegeben – also auch ohne „Dirigent“ perfektes Timing und orchestrale Präzision.

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