Wie man bei Thomes Lesung im Literaturhaus Basel mitkriegen konnte, sind zwei Hauptfiguren in diesem semifiktionalen Epochenroman historisch verbürgt: der Sonderbotschafter der britischen Krone, Lord Elgin, der Chefdiplomat, und der chinesische General Zeng Guofan. Zwei Personen, die dieses hochambitionierte Historienepos tragen.
Wenn man vorher die Hintergründe des Kulturkonflikts am Kaiserhof nicht kannte, war man gefesselt von dem komplexen Stoff dieses weit ausgreifenden Romans, in dem ein charismatischer Mann eine ganze Armee hinter sich sammelt und zur Bedrohung für die Oberschicht und die Kolonialmächte wird. Da erlebt man ein Riesenreich in einer Phase des Niedergangs.
Multiperspektivisch, aber doch in einem konfuzianisch gelassenen, modernen Schreibstil erzählt, entführt der „Gott der Barbaren“ in eine fremde Welt, wo verschiedene Denkmuster und Milieus aufeinanderprallen. Und schlägt durch die (erfundene) Figur des protestantischen Missionars immer wieder den Bogen zu Basel und der Welt der dortigen Mission.
Der Zuhörer oder Leser staunt nur so, was das Buch leistet und der Roman kann: Bei diesem gewaltigen Erzählpensum kann man nachvollziehen, wie es sich angefühlt hat, damals zu leben.