Basel „Basel ist kein Omikron-Hotspot“

Adrian Steineck

Pandemie: Lukas Engelberger zu Corona / 30 Prozent der Intensivbetten mit Coronapatienten belegt

Die vierte Welle der Corona-Pandemie beschäftigt auch die Eidgenossen: Schweizweit wurden jüngst die Regeln der Corona-Verordnung verschärft, in immer mehr Kantonen tritt die neue und nach ersten Erkenntnissen hochansteckende Omikron-Variante des Virus auf. In Basel startete das Universitätsspital einen Aufruf, um weitere Helfer zu gewinnen.

Von Adrian Steineck

Basel. Wie das Basler Gesundheitswesen aufgestellt ist, wie auf die Omikron-Variante reagiert wird und ob die bisher vom Bund beschlossenen Maßnahmen ausreichend sind, darüber hat unsere Zeitung mit Lukas Engelberger. Er ist Vorsteher des Basler Gesundheitsdepartements und Präsident der schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz.

Frage: Herr Engelberger, nach den ersten vier Omikron-Fällen in der Schweiz, davon jeweils einer in Basel-Stadt und Baselland, schrieb die Basler Zeitung schon von einem „Omikron-Hotspot“. Was sagen Sie dazu?

Basel-Stadt ist kein Omikron-Hotspot. Basel ist in puncto Sequenzierung ein Spitzenreiter in der Schweiz und entdeckt viele Fälle: Im Kanton bestehen gute Rahmenbedingungen, dem Virus nachzugehen aufgrund einer engen Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheitsdepartement und dem Universitätsspital Basel. Ebenso untersucht Basel-Stadt das Abwasser regelmäßig auf das Coronavirus und konnte Spuren von Omikron bereits Ende November nachweisen. Dies alles zeigt, dass das Omikron-Virus schon früher und breiter anwesend ist.

Frage: Lässt sich schon abschätzen, was da noch auf uns zukommen könnte?

Über die Folgen von Omikron weiß man aktuell noch wenig.

Frage: Aus Bern wurde kürzlich vermeldet, dass alle Intensivbetten belegt sind. Wie ist die Situation in Basel?

Aus unseren regelmäßigen Kontakten mit den Spitälern wissen wir, dass die Belastung vor allem in den Kohortenstationen in Basel hoch ist. In den Intensivpflegestationen ist die Lage angespannt. Die im Kanton Basel-Stadt zur Verfügung stehenden zertifizierten Intensivpflegeplätze sind immer zwischen 70 und 85 Prozent ausgelastet. Dies wird täglich monitorisiert und aktiv bewirtschaftet. Zurzeit sind rund 30 Prozent der Intensivpflegeplätze mit Covid-19-Patienten belegt.

Frage: Intensivbetten sind eine Sache, aber wie sieht es mit dem Personal aus? Das Unispital Basel etwa sucht weitere Helfer. Sind die Basler Krankenhäuser personell gut aufgestellt?

Die Spitäler sind bestmöglich aufgestellt in dieser anspruchsvollen Situation. Es werden sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft, und die Häuser sind trotz hoher und langandauernder Belastung der Auffassung, dass sie diese Krise meistern werden.

Frage: Sind die bisher beschlossenen Maßnahmen des Bundes zur Bekämpfung der Corona-Pandemie aus Ihrer Sicht ausreichend, oder sollte da nachgeschärft werden?

Aktuell läuft bekanntlich eine Vernehmlassung in der Schweiz, ob weitere Maßnahmen nötig sind. Dazu wird der Schweizer Bundesrat am kommenden Freitag mehr sagen, wir können diesen Entscheidungen im Detail nicht vorgreifen. Die schwierige Situation ist noch nicht vorbei, wir stehen in einer kritischen Phase. Ziel ist es aktuell weiterhin, die Gesundheitsversorgung vor einer Überlastung zu schützen. Dafür dürften auch in der Schweiz weitere Maßnahmen nötig werden.

Frage: Wie ist der aktuelle Stand bei den Kinderimpfungen?

Nachdem das Heilmittelinstitut Swissmedic den Impfstoff von Pfizer/Biontech für Kinder zwischen fünf und elf Jahren am Freitag, 10. Dezember, zugelassen hat, liegt nun seit heute auch die Empfehlung der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF) vor. Die Impfung wird primär empfohlen, wenn die Kinder an Vorerkrankungen leiden oder immunsupprimierte Personen in ihrem Umfeld haben. Alle übrigen Kinder können auf den Wunsch der Eltern ebenfalls geimpft werden. Basel-Stadt ist bereit, um Kindern die Impfung zu verabreichen und wird mitteilen, wenn der Impfstoff verfügbar ist und Termine somit gebucht werden können.

Frage: Auch in Basel gab es schon Proteste gegen die Corona-Maßnahmen, ebenso in Bern und anderen Schweizer Städten. Wo sehen Sie Ansatzpunkte, um Impf-Skeptiker vom Nutzen einer Impfung zu überzeugen?

Wir freuen uns, dass die Impfquote bei den Erstimpfungen und den Boostern in unserem Kanton sehr hoch ist. Wir haben mit mehreren Kampagnen und Einzelmaßnahmen auch viel dafür getan. Es gibt leider einen Teil in der Bevölkerung, welcher sich nicht von einer Impfung überzeugen lässt. Dies dürfte sich auch mit weiteren Maßnahmen nicht ändern. Personen, die keinen medizinischen Grund nennen können, welcher gegen eine Impfung spricht, lassen sich höchstens von einem weiteren starken Verlauf der Pandemie oder allenfalls mit weiteren behördlichen Vorgaben wie der 2G-Regel überzeugen, den Schutz der Impfung doch noch in Anspruch zu nehmen.

leitet das Basler Gesundheitsdepartement und ist seit 2020 Präsident der schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz. Zuvor arbeitete der gebürtige Basler und studierte Rechtswissenschaftler bei dem Unternehmen Hoffmann-La Roche.

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