Ein Fernglas reicht aus, um der Tierwelt ganz nahe zu kommen
Der Vorteil für die Pflanzenwelt: Die Tiere fressen äußerst selektiv, besonders Schilf und Süßgräser stehen auf der Speisekarte, zudem werden Blütenpflanzen und Orchideen gefördert, was wiederum der Tierwelt zugutekommt „Das Schöne ist doch, dass man die ganze Zeit auf ein spezielles Tier wartet, und man letztlich von einem ganz anderen überrascht wird“, freut sich Kurt Hess. Selten bekomme man zum Beispiel einen Pirol oder den Eisvogel vor die Linse, berichtet der Alschwiler, der mit seinen Freunden regelmäßig in dem bestens erschlossenen Naturschutzgebiet unterwegs ist – und das zu jeder Jahreszeit. Besonders interessant sei die Brutzeit, aber auch der Winter. „Bei Minusgraden haben wir unsere Ruhe“, meint der Senior. Denn diese sei neben einem geschulten Auge eine wichtige Voraussetzung, um die Tiere beobachten und fotografieren zu können. Viele Besucher würden sich aber wenig rücksichtsvoll zeigen, moniert er. Die Camargue sei eben kein Zoo. „Den Leuten ist nicht bewusst, wo sie sich eigentlich befinden“, zeigt sich der ehemalige Novartis-Angestellte kritisch, der schon in seiner Kindheit über das Fotografieren zur Vogelkunde kam. „Bisweilen kommt es vor, dass Menschen die Pfade verlassen und querfeldein laufen. Das darf nicht sein.“ Dabei genüge doch schon ein Fernglas, um von einem der Hochsitze aus der Tierwelt ganz nahe zu kommen.
Die Petite Camargue wurde in den alten Überschwemmungsflächen des Rheins als erstes Naturschutzgebiet im Elsass ausgewiesen und in späteren Jahren erweitert. Mit der Renaturierung der Rheininsel zwischen Märkt und dem Wasserkraftwerk Kembs ist nun ein weiteres Projekt in der Umsetzung, das zur Vergrößerung des Artenreichtums in der Region beitragen wird. Hochlandrinder und fünf Tarpan, das sind eurasische Wildpferde, haben auf einer Fläche von 30 Hektar einen großzügig bemessenen Lebensraum erhalten. Finanziert wird das Projekt vom französischen Energiekonzern Electricité de France. Dieser hatte sich bei den Verhandlungen um eine neue Konzession zu ökologischen Ausgleichsmaßnahmen verpflichtet.