Basel Beeindruckender Artenreichtum

Die Oberbadische

Freizeit: Mit der Kamera auf Entdeckungstour in der Petite Camargue Alsacienne

Weder Filmstars noch hochrangige Politiker haben Fotografen im Fokus, die Bild um Bild schießen. Ihr Interesse gilt ganz allein einem großen Fischadler, der sich mit beachtlichem Tempo auf seine Beute stürzt. Das prächtige Tier macht auf seinem Flug ins Winterquartier in der Petite Camargue Alsacienne Station.

Von Michael Werndorff

Saint-Louis. Das lange Warten hat sich gelohnt, sind sich die Naturliebhaber und Hobbyfotografen einig, die in den ersten Herbsttagen auf einem der Beobachtungstürme Stellung bezogen haben, um so ziemlich alles „abzuschießen“, was ihnen vor die Linse kommt. „Das ist jetzt eine ganz besondere Zeit, da wir Vögel beobachten können, die in anderen Jahreszeiten hier nicht zu sehen sind“, erzählt der Riehener Mauro Seggiani. Er lässt sich nur ungern in ein Gespräch verwickeln – schon wieder hat ein Vogel seine ganze Aufmerksamkeit erregt, der sich für die Weiterreise nach Afrika stärkt, und in den Feuchtwiesen auf ein reichhaltiges Nahrungsangebot trifft.

Im 900 Hektar großen Naturschutzgebiet, das 1982 etabliert wurde und mittlerweile halb so groß ist wie Basel, können Interessierte ein beeindruckenden Artenreichtum erkunden, wie die fünf Fotografen wissen. Die Petite Camargue zählt rund allein 174 Vogel-, 40 Libellen- und 15 Orchideenarten. Um die Landschaftspflege kümmern sich schottische Hochlandrinder, die eigentlich nicht wirklich hierher gehören.

Mit dem Projekt Auerochs halten die Verantwortlichen die Landschaft, zu der auch Feuchtwiesen gehören, offen. Die Tiere sind robust, gutmütig und langlebig, wie eine Informationstafel aufklärt.

Ein Fernglas reicht aus, um der Tierwelt ganz nahe zu kommen

Der Vorteil für die Pflanzenwelt: Die Tiere fressen äußerst selektiv, besonders Schilf und Süßgräser stehen auf der Speisekarte, zudem werden Blütenpflanzen und Orchideen gefördert, was wiederum der Tierwelt zugutekommt „Das Schöne ist doch, dass man die ganze Zeit auf ein spezielles Tier wartet, und man letztlich von einem ganz anderen überrascht wird“, freut sich Kurt Hess. Selten bekomme man zum Beispiel einen Pirol oder den Eisvogel vor die Linse, berichtet der Alschwiler, der mit seinen Freunden regelmäßig in dem bestens erschlossenen Naturschutzgebiet unterwegs ist – und das zu jeder Jahreszeit. Besonders interessant sei die Brutzeit, aber auch der Winter. „Bei Minusgraden haben wir unsere Ruhe“, meint der Senior. Denn diese sei neben einem geschulten Auge eine wichtige Voraussetzung, um die Tiere beobachten und fotografieren zu können. Viele Besucher würden sich aber wenig rücksichtsvoll zeigen, moniert er. Die Camargue sei eben kein Zoo. „Den Leuten ist nicht bewusst, wo sie sich eigentlich befinden“, zeigt sich der ehemalige Novartis-Angestellte kritisch, der schon in seiner Kindheit über das Fotografieren zur Vogelkunde kam. „Bisweilen kommt es vor, dass Menschen die Pfade verlassen und querfeldein laufen. Das darf nicht sein.“ Dabei genüge doch schon ein Fernglas, um von einem der Hochsitze aus der Tierwelt ganz nahe zu kommen.

Die Petite Camargue wurde in den alten Überschwemmungsflächen des Rheins als erstes Naturschutzgebiet im Elsass ausgewiesen und in späteren Jahren erweitert. Mit der Renaturierung der Rheininsel zwischen Märkt und dem Wasserkraftwerk Kembs ist nun ein weiteres Projekt in der Umsetzung, das zur Vergrößerung des Artenreichtums in der Region beitragen wird. Hochlandrinder und fünf Tarpan, das sind eurasische Wildpferde, haben auf einer Fläche von 30 Hektar einen großzügig bemessenen Lebensraum erhalten. Finanziert wird das Projekt vom französischen Energiekonzern Electricité de France. Dieser hatte sich bei den Verhandlungen um eine neue Konzession zu ökologischen Ausgleichsmaßnahmen verpflichtet.

 Informationen zur Petite Camargue Alsacienne finden Interessierte unter www.petitecamarguealsacienne.com

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