Der Ressourcenknappheit der Nachkriegszeit begegnete er mit möglichst materialeffizienten Entwürfen, streng nach dem Prinzip „nicht mehr als absolut nötig“. Wegner strebte jedoch nicht nach reiner Askese oder extremer Nüchternheit, sondern setzte als Vertreter der „organischen Moderne“ auf expressive Formen. Er ließ sich von Klassikern der modernen Möbelgeschichte oder historischen Möbeltypen fremder Kulturen inspirieren und interpretierte sie in seiner eigenen Handschrift neu.
Sein internationaler Durchbruch gelang Wegner mit dem „Runden Stuhl“ (1950), den die amerikanische Zeitschrift Interiors schlicht als „The Chair“ betitelte: ein Name, der auch heute noch für diesen Designklassiker steht. Das weltbekannte Werk geht auf einen chinesischen Stuhl aus dem 18. Jahrhundert zurück. Aus Wegners Begeisterung für die klare, organische Form entstanden mehrere „Chinastühle“ (1944–1950), darunter auch der bekannte „Y-Stuhl“ (1949). Ein anderes Schlüsselwerk ist der „Pfauenstuhl“ (1947) nach dem Vorbild des englischen „Windsor-Stuhls“ aus dem 19. Jahrhundert, der durch Wegners Neuinterpretation eine poetische, skulpturale Form erhielt. Ebenfalls gezeigt wird der Faltstuhl „JH512“ (1949), der direkten Bezug auf Mies van der Rohes berühmten „Barcelona Chair“ nimmt und durch seine Faltfunktion ursprünglich für kleinere Wohnräume gedacht war.
Neben diesen eher klassisch anmutenden Entwürfen schuf der dänische Designer auch überraschende und radikale Möbel, etwa den UFO-artigen „Flaggleinenstuhl“ (1950) und den leuchtend roten dreibeinigen „Schalenstuhl“ (1963), der wie eine skandinavische Antwort auf die Schichtholzmöbel von Charles und Ray Eames wirkt. bis 3. Juni im Vitra Schaudepot, Öffnungszeiten täglich 10 bis 18 Uhr