Basel Beide Basel haben Kontrolle verloren

Die Oberbadische
Statt der prognostizierten 337 Millionen kostete das Biozentrums mehr als 430 Millionen Franken. Foto: Michael Werndorff

Biozentrum: Parlament beschäftigt sich mit Baudebakel in Millionenhöhe

Basel (sda). Die Komplexität des Bauprojekts Biozentrum der Universität Basel ist unterschätzt worden. Zu diesem Schluss kommt eine externe Analyse der pannenreichen Baugeschichte, die von den Kantonen Basel-Stadt und Baselland in Auftrag gegeben wurde.

Die Unterschätzung der Komplexität habe zu einer tiefen Kostenschätzung und zu einem unrealistischen Terminplan geführt, wurden die Ergebnisse der Analyse dieser Tage in einer Medienkonferenz der Regierungen der beiden Basel zusammengefasst. Mit der Analyse beauftragt worden war das auf Baufragen spezialisierte Zürcher Beratungsunternehmen Brandenberger und Ruosch.

Das hochkomplexe Bauvorhaben sei bereits zu Beginn des ganzen Vorhabens zu wenig präzise bestellt worden, sagte ein Vertreter des Beratungsunternehmens. Es sei nicht genau definiert worden, was der hochkomplexe Bau leisten müsse, und unter dem Strich seien vielleicht zu viele Wünsche der Bauherrschaft eingeflossen.

Mängel orteten die Analysten auch bei der Ausschreibung des Projekts beziehungsweise beim Planerwahlverfahren.

Den beiden Kantonen, die als Bauherren in der Verantwortung standen, gehe es nun nicht um die Aufarbeitung der Vergangenheit, sagte der Baselbieter Finanzdirektor Anton Lauber (Die Mitte). Es gehe vielmehr darum, prospektiv die Lehren zu ziehen, um künftig solche Pannen vermeiden zu können. „Weitere Großprojekte werden kommen“, sagte er. Die beiden Bauverantwortlichen in den Regierungen, Esther Keller (GLP BS) und Isaac Reber (Grüne BL) sagten, dass bereits erste Lehren aus der Aufarbeitung gezogen worden seien. Eine so komplexe Projektorganisation wie im Fall des Biozentrums mit zwei Kantonen und der Universität werde es nicht mehr geben, sagte Reber. Und Keller garantierte, dass man künftig auf risikoreiche Mischmodelle wie die Kombination von Generalunternehmer und Einzelleistungsträger verzichten werde.

Mit dem Bau des 72 Meter hohen Biozentrums war 2013 begonnen worden. Der Bezug war ursprünglich für 2017 geplant. Immer wieder kam es jedoch beim historisch größten Hochbauvorhaben der öffentlichen Hand zu Verzögerungen mit der Folge von massiven Kostenüberschreitungen. Statt der prognostizierten 337 Millionen kostete der Bau am Schluss über 430 Millionen Franken – ohne Gewähr, wie Lauber sagte.

Mit der jetzt vorgelegten externen Analyse ist die Vergangenheitsbewältigung noch nicht abgeschlossen. Im Kanton Basel-Stadt nimmt auch die Geschäftsprüfungskommission des Großen Rats als Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) das Baudebakel unter die Lupe. Die PUK wird ihren Bericht spätestens Ende Juni 2022 vorlegen. Der Bericht kostet voraussichtlich eine Million Franken.

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