Basel Bekanntes neben selten Gehörtem

Die Oberbadische
Das Ensemble Fiacorda Basel setzte sich beim Auftakt der Schubertiade Riehen sowohl für berühmte Werke der Romantik als auch für unbekannte moderne Musik ein. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Kammermusik: Eröffnungskonzert der Schubertiade in Riehen mit dem Ensemble Fiacorda

Von Jürgen Scharf

Riehen. Sie spielen in der Besetzung vom Quintett bis zum Oktett und ihr Repertoire umfasst das Beethoven-Septett bis hin zum Oktett von Isang Yun. Das Ensemble Fiacorda, acht Musiker, die schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten, hat sich der Musik für Streicher und Bläser in unterschiedlicher Kombination verschrieben. Beim Eröffnungskonzert der Schubertiade in Riehen im 14. Konzertzyklus von „Connaissez- vous“ am Sonntag hatten sie Schuberts längstes Kammermusikwerk auf dem Programm.

Fiacorda gehört zu den wenigen Kammermusik-Formationen in der Schweiz, die in konstanter Besetzung als Oktett musizieren. Robert Zimansky (erste Violine), Mateusz Szczepkowski (zweite Violine), Monica Clemann (Viola), Nebojsa Bugarski (Cello), Petru Iuga (Kontrabass), Fabio di Casola (Klarinette) Marie-Therese Yan (Fagott) und Henryk Kalinski (Horn) sind großteils erfahrene Orchestermusiker, denen man das langjährige Zusammenspiel in einer Kammermusikgruppe anmerkt.

Sensibilität für Dynamik und Phrasierung

Es stimmt alles, die Balance, das Einverständnis, das Aufeinander-Hören, also die kollektive Sensibilität für Dynamik und Phrasierung, die dem beliebten Schubert-Oktett mit seiner „himmlischen Länge“ entgegenkommt. Eine modellhafte Ensemblekultur, die Fiacorda hier vorführt, mit bewundernswerter Einfühlung der Bläser. Allen voran die wunderschöne Klangfarbe und das weiche Anblasen des Klarinettisten Fabio di Casola, die dem Ganzen ein eigenes farbiges Bläsertimbre gibt.

Fiacorda kann mit der Riesendimension dieser einstündigen Aufführungsdauer gut umgehen. Es entstehen keine „Längen“, nur hätte man sich neben dem Gefühls- und Ausdrucksreichtum des Musizierens und dem ausgewogenen Klangbild doch noch etwas mehr Tiefe, Emotion und Risikobereitschaft gewünscht, um wirklich die Herztöne dieser Musik zu hören. Sinfonisch dicht wurde Schuberts Oktett, das in der Lesart des Basler Ensembles eher ein friedliches, glückliches und serenadenhaftes Divertimento war, erst im Finalsatz. Als Gesamteindruck blieb Kammermusik von feiner Qualität haften.

Entdeckerlust treibt das Ensemble um, wenn es Werke unbekannterer Komponisten aufführt. Solche Wiederentdeckungen sind auf ein anspruchsvolles, offenes und neugieriges Publikum ausgerichtet. Der Name des aus Luzern stammenden Obwaldener Komponisten Caspar Diethelm (1926-1997) dürfte den wenigsten Musikkennern bekannt sein. Er wird als knorriger, charakteristischer „Bergler“ beschrieben, der die Tonalität erweitert, aber nicht verlassen hat. „Wer wie ich acht Sinfonien schreibt, ist ein Spinner“, meinte der Komponist in einem Interview.

Dieser „Spinner“ war sehr produktiv, hat über 340 Werke in allen möglichen Besetzungen verfasst, prägende Meisterkurse bei Paul Hindemith und Arthur Honegger belegt und an den legendären Ferienkursen von Karlheinz Stockhausen und Luigi Nono in Darmstadt teilgenommen.

Bei der Aufführung von Diethelms ziemlich langem ersten Septett (1970) konnte man überprüfen, was die Einführungsrednerin sagte: ob es wirklich die „originelle Musik eines kunstsinnigen Berglers“ sei, die weder ermüde noch langweile, nicht in einem modernistischem Kleid herkomme und auch keine epigonalen Züge der Romantik trage. Für die Konzertbesucher war es eine Neubegegnung mit einem Innerschweizer Komponisten, dessen zwischen Tradition und gemäßigter Moderne angelegte persönliche Musiksprache das Zuhören nicht gerade leichter machte.

Generell ist aber nicht nur das Engagement des Ensembles für weniger bekannte und selten gehörte Musik zu begrüßen, sondern die Intention des Veranstalters, bei den Schubertiaden den Werken von Schubert zeitgenössische gegenüberzustellen, die im besten Fall der Geisteswelt des Romantiker nahestehen.

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