Eine weitere Anspielung auf Umbruchzeiten steckt in der Beschreibung des Berner Warenhauses als „Paradies für Käuferinnen“. „Au bonheur des Dames“, in der Übersetzung „Paradies der Damen“, heißt ein Roman aus dem Jahr 1884; Emile Zola erzählt darin von den gesellschaftlichen Folgen des Untergangs kleiner Geschäfte durch das Aufkommen der großen Warenhäuser.
Zudem ist die Geschichte von Stettler und Zerbst gerahmt von einem Prolog und einem Epilog. Dieser Rahmen ist eine Anspielung auf das Genre der Novelle, die im 19. Jahrhundert eine Blüte erlebte. Auch sprachlich und stilistisch verortet Sulzer seinen Roman in vergangener Zeit.
Der Prolog, der autobiografisch gelesen werden kann, offenbart dabei einen Autor, dem wie seinen Figuren „etwas Anachronistisches anhaftet“. Letztlich treibt Sulzer also ein stilistisches Spiel, mit dem er sich zu seinen Figuren bekennt: „anständige, pflichtbewusste und unauffällige Menschen“, die widerborstig auf die Zumutungen der neuen lauten Zeit reagieren. Sulzer ist für den diesjährigen Schweizer Buchpreis nominiert, der am 10. November am Literaturfestival BuchBasel verliehen wird. Alain Claude Sulzer: „Unhaltbare Zustände“. Galiani Verlag, Berlin 2019, 272 Seiten