Basel „Besser wäre gar kein Cannabiskonsum“

Michael Werndorff
Eine Studie zum regulierten Cannabisverkauf in Basel wird um 1,5 Jahre verlängert. Foto: Pixabay

Die Studie zum regulierten Cannabisverkauf „Weed Care“ in Basel soll verlängert werden. Die Initiatoren wollen mehr Erfahrungen mit risikoärmeren Konsumformen sammeln. Insgesamt nehmen 378 Teilnehmer an der Studie teil.

Kein Drogenhandel in dunklen Gassen, vielmehr wechselt Cannabis ganz offiziell in der Apotheke den Besitzer. Mit dem Basler Pilotprojekt „Weed Care“ startete im Januar 2023 eine Studie, welche die gesundheitlichen Auswirkungen des regulierten Cannabisverkaufs betrachtet. Zudem soll sie eine Diskussionsgrundlage für eine künftige verantwortungsvolle Cannabispolitik liefern, wie es bei der Vorstellung des Projekts hieß.

Die Studie, welche ursprünglich zweieinhalb Jahre bis Juli 2025 dauern sollte, wird um weitere 1,5 Jahre bis Januar 2027 verlängert, wie der Kanton Basel-Stadt am Freitag mitteilte. Mit zwei Anpassungen will der Kanton weitere Erkenntnisse über das Konsumverhalten der Teilnehmer gewinnen, wie es weiter hieß. So will er das zur Verfügung stehende Sortiment mit „risikoärmeren“ Produkten erweitern. Konkret werden zwei E-Liquids und zwei Tinkturen ins Angebot aufgenommen. Bisher standen den Teilnehmern sechs Cannabis-Produkte zur Verfügung.

Drug Checking

Zudem wird das Angebot „Drug Checking“ eingeführt. Damit sollen Konsumenten über die Zusammensetzung des auf dem Schwarzmarkt erworbenen Cannabis informiert werden. Die Verlängerung wird unter anderem aus den Einnahmen des Cannabisverkaufs finanziert. Das Bundesamt für Gesundheit und die Ethikkommission Nordwestschweiz haben der Verlängerung dem Kanton zufolge zugestimmt.

Maximal zehn Gramm THC pro Monat darf jeder registrierte Studienteilnehmer in einer von neun teilnehmenden Apotheken im Stadtkanton kaufen, wie Regine Steiner, Leiterin Abteilung Sucht vom Gesundheitsdepartement Basel-Stadt, erklärte. „Besser wäre gar kein Cannabiskonsum“, befand Lukas Engelberger, Regierungsrat und Vorsteher des Gesundheitsdepartements, im Rahmen der gestrigen Pressekonferenz. Cannabis sei aber die meist konsumierte illegale Substanz. Die langjährige Verbotspolitik habe zu keiner nachhaltigen Reduzierung des Konsums geführt.

Regulierungsmodell finden

Mit der gemeinsamen Studie des Gesundheitsdepartements, der Universitären Psychiatrischen Kliniken und der Universität Basel wolle man das minimal schädliche Regulierungsmodell für den Konsum finden. Und weiter: „Die neue Art der Regulierung hat das Potenzial, die öffentliche Gesundheit besser zu schützen und die Kriminalitätsrate zu senken.“ Ein erstes Zwischenergebnis wurde im März veröffentlicht. Im ersten Studienjahr wurden demnach 41 Kilogramm Studiencannabis in 8176 Bezügen in den Apotheken verkauft. Die durchschnittliche Anzahl Konsumtage und die Konsummenge hatten sich in diesem Zeitraum kaum verändert: Die Teilnehmer konsumieren an durchschnittlich 20 Tagen im Monat eine Menge von 1,2 Gramm pro Konsumtag.

Gummibärchen und Pralinen

Während die Zufriedenheit mit der Apotheke als Bezugsquelle (94) als sehr hoch angegeben wird, ist diejenige mit der Produktepalette (57 Prozent) und -qualität (69) deutlich tiefer. 67 Prozent der Teilnehmer wünschten sich laut Zwischenbilanz zusätzlich zu den erhältlichen Blüten- und Haschprodukten weitere Produkte.

So wünschten sich 70 Prozent sogenannte Edibles wie Gummibärchen und Pralinen, 59 Prozent THC-Öl und 43 Prozent E-Liquids. Außerdem wünschten sich die Teilnehmer teilweise auch stärkere Produkte mit mehr als den zugelassenen 20 Prozent THC. So lasse sich erklären, weshalb 49 Prozent der Teilnehmer neben dem Studiencannabis auch Cannabis aus illegalen Quellen konsumierten, wie es in der Auswertung heißt.

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