Basel Bleibende Impulse setzen

Die Oberbadische

Stadtentwicklung: Open IBA – eine Zeitgeschichte internationaler Bauausstellungen / Grenzen überwinden

Was macht eigentlich eine Internationale Bauausstellung (IBA), und warum gibt es eine IBA Basel? Dieser zentralen und weiteren Fragen spürt die Ausstellung Open IBA nach, die am Mittwochabend im Lichthof des Basler Baudepartements eröffnet wurde.

Von Michael Werndorff

Basel. Internationale Bauausstellungen gibt es seit gut 100 Jahren und setzen bei Architektur und Städtebau Impulse, die bleibende Wirkung haben, wie IBA Basel-Geschäftsführerin Monica Linder-Guarnaccia im Rahmen der Ausstellungseröffnung sagte. Und weiter: „Jede IBA setzt die historischen und gesellschaftspolitischen Bedingungen ihrer Zeit in eigener Weise um – somit sind sie ein Stück Zeitgeschichte und schreiben zugleich auch eine solche.“ Waren die ersten IBAs eher eine internationale Leistungsschau der Architektur, so sind sie im 21. Jahrhundert Teil des Wandels der Planungskultur und transnationaler Kooperationen. Dies wird gerade auch in Bezug auf die IBA Basel deutlich, die als erste Internationale Bauausstellung Ländergrenzen überspringt.

Der Siedlungsraum Basel verteilt sich auf drei unterschiedliche Staaten mit ihren individuellen politischen Systemen, Regeln, Gesetzen und strukturellen Gegebenheiten. Hier setzt die IBA Basel an, die koordinierend und steuernd als Projektmanager Vorhaben begleitet, um so die Reibungsverluste angesichts der unterschiedlichen Bedingungen in den drei Ländern zu reduzieren. Ziel ist in dem auf zehn Jahre angelegten Projektzeitraum, das Zusammenwachsen des grenzüberschreitenden Siedlungsraums zu forcieren und modellhafte Projekte zu fördern.

Entstanden ist die IBA Basel 2020 aus der Arbeit des Trinationalen Eurodistricts Basel (TEB), einer Plattform, welche das grenzüberschreitende Wirken auf der Ebene der Verwaltung und Politik koordiniert.

Drei Projekte bereits abgeschlossen

Die Umsetzung startete im Jahr 2010, zwölf Monate später gingen die Verantwortlichen mit einem Projektaufruf an die Öffentlichkeit. Das Ergebnis waren weit mehr als 100 Projektvorschläge, 40 wurden nach Prüfung der Öffentlichkeit vorgestellt, 20 konnten sich seither entfalten, und drei IBA-Projekte (Wegverbindung zwischen der Fondation Beyeler in Riehen und dem Vitra Design Museum, der neue Rheinuferweg zwischen Basel und Hüningen sowie eine Internetseite mit Ausflugstipps) sind bereits abgeschlossen, berichtete die Geschäftsführerin. Weitere 19 Projekte, darunter das Verkehrs- und Stadtentwicklungsprojekt am Zoll zwischen Lörrach-Stetten und Riehen sowie 3Land sind nominiert.

Bei den Vorhaben spielt die IBA die Rolle eines Moderators, der alle Projektbeteiligten an einen Tisch bringt, die Planungen begleitet und auch bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten hilft. Dabei lägen die Schwierigkeiten oft bei abweichenden Geldbudgets oder in den unterschiedlichen Prozessen, erklärte Daniela Bächli, Projektleiterin Siedlungsentwicklung im Kanton Aargau.

Beat Aeberhard, Kantonsbaumeister von Basel-Stadt, machte in der Diskussion deutlich, dass es bei den Projekten einen langen Atem brauche. Er berichtete vom Prestigeprojekt 3Land. In den ehemaligen Hafen- und Industriegebieten rund um das Dreiländereck in Basel, Weil am Rhein und Hüningen soll eine trinationale Teilstadt entstehen. Der Planungsperimeter umfasst insgesamt 430 Hektar und auf einer Fläche von etwa 115 Fußballfeldern sollen in den nächsten Jahren Arbeitsplätze und neuer Lebensraum für 20 000 Einwohner entstehen. Bis 2020 sollen auch der Bau von zwei neuen Brücken gesichert sein sowie erste sichtbare Ergebnisse zu Grünräumen und Initialnutzungen vorliegen. „Das Projekt steht und fällt mit der Kommunikation. Bisweilen ist es beschwerlich, schließlich muss man verstehen, wie die involvierten Verwaltungen arbeiten“, machte er deutlich. Mit der IBA Basel trete man zudem ein wichtiges Erbe an und schlage zugleich ein neues Kapitel auf. Dabei gelte es, Grenzen zu überwinden, die in den vergangenen Jahren leider höher gewachsen seien, als es einem lieb sein könne, so der Kantonsbaumeister. Man habe aber städtebauliche Entwicklungen gestartet, die Modellcharakter hätten. Da es hier auch zu baulichen Verdichtungen komme, sei eine gemeinsame Absprache in Sachen Grünräume sehr wichtig.

Die IBA Basel habe hier Dynamik in die Entwicklung von Projekten gebracht, betonte Linder-Guarnaccia. „Mit unserer neutralen übergeordneten Sichtweise können wir die Entwicklung frei von Eigeninteressen und im Sinne der gesamten Region ausrichten.“

Rhein spielt eine wichtige Rolle

Mit 3Land, dem IBA Parc des Carrières oder den verschiedenen Projekten in der IBA Rheinliebe wurde die bestehende grenzüberschreitende Zusammenarbeit intensiviert, dabei spielt der Rhein keine unwesentliche Rolle. Langfristig soll sich eine 40 Kilometer lange Zone an beiden Ufern zu einem zusammenhängenden und für die Bevölkerung zugänglichen Natur- und Landschaftspark entwickeln. „Die Landschaft ist zentral für die Lebensqualität und identitätsstiftend“, erklärte Bächli. Dabei gehe es nicht immer um große Sachen wie den Rheinsteg zwischen beiden Rheinfelden, verwies sie auf viele kleine Projekte.

Ein wichtiges Projekt in Lörrach stellt das „Zollquartier Lörrach-Riehen“ dar, erläuterte Lörrachs Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic. Stand zunächst die Schaffung einer Mobilitätsdrehscheibe im Vordergrund, sei im Laufe der Zeit das gesamte Quartier ins Blickfeld gerückt.

Sichtbare Ergebnisse bringen

„Der Ort bietet mehr als den Mobilitätsaspekt, es entwickelte sich ein ganzer Ideenstrauß.“ Ziel ist, bis zum Jahr 2020 sichtbare Ergebnisse auf deutscher Seite präsentieren zu können, verwies die Bürgermeisterin auf den noch breiten Straßenraum am Zoll, der Lebensraum werden soll. Konkret stellt man sich vor, die Grünverbindung vom Tüllinger Berg Richtung Wiese aufzuzeigen. „Und wir hoffen, dass einer ersten Maßnahme weitere folgen werden. Die Zukunft der IBA betreffend, sagte Neuhöfer-Avdic, dass noch größere Sehnsucht nach einer gemeinsamen, grenzüberschreitenden Arbeit geweckt werden müsse. Man könne sich nicht darauf verlassen, dass es automatisch weitergehe. Nach wie vor leiste man Pionierarbeit.

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