Basel Brücken bauen, Probleme lösen

Michael Werndorff
Sucht den Kontakt zu den Quartiersbewohnern: Community-Polizist Pascal Widmer. Foto: Michael Werndorff

Kriminalität: Basler Polizei zeigt an Brennpunkten vermehrt Präsenz.

Basel - Die Basler Dreirosenanlage ist ein Ort im eng besiedelten Matthäus-Quartier, der von verschiedenen Gesellschaftsgruppen besucht wird. Entsprechend groß ist das Konfliktpotenzial, weiß Polizist Michel Hostettler. Mit seinen Kollegen vom Basler Community-Policing zeigt er verstärkt Präsenz, um handfeste Streitereien zu verhindern und den Kontakt zur Bevölkerung zu suchen.

Während Kinder auf der Grünfläche herumtollen, Sportler unter freiem Himmel trainieren und andere wiederum einfach nur die Sonne genießen, wechseln an normalen Tagen wenige Meter weiter Haschisch und Marihuana den Besitzer. „Das ist Alltag hier“, meint Silvio Eigemer, der zwar die Präsenz der Polizei begrüßt. „Die sollten hier aber eher nachts für Sicherheit sorgen“, fordert der Student trotzdem.

Ansprechpartner für Quartiersbewohner

„Auf der Dreirosenanlage treffen verschiedene Nutzergruppen aufeinander“, kommentiert Community-Polizist Hostettler das tägliche Geschehen. Solche Stadtteil-Beamten gibt es in Basel seit der Jahrtausendwende. Damals wurden Reviere geschlossen und die Polizei zentralisiert. Zwar sei man immer noch vor Ort, erklärt Polizeisprecher Toprak Yerguz im Gespräch mit unserer Zeitung. Aber das Sicherheitsgefühl der Menschen sei nun einmal subjektiv, weshalb man das Community Policing, also individuelle Ansprechpartner in den Quartieren, etabliert habe.

Jetzt, wo sich die Beamten mit ihrem mobilen Büro – einem umgebauten Wohnmobil – auf der Anlage erstmals für eine Woche niedergelassen haben, ist vom Drogenhandel nichts zu sehen. „Wenn wir den beobachten, werden wir sofort tätig“, meint sein Kollege Pascal Widmer.

Die Dealer sind meist junge, männliche geduldete Asylbewerber aus Afrika, welche aus verschiedenen Gründen nicht abgeschoben werden können. Aus Perspektivlosigkeit würden sie dann „weiche“ Drogen verkaufen. Besonders problematisch sei, dass sich gleich zwei Schulen und ein Jugendzentrum an der Dreirosenanlage befinden. Deswegen wurde die Bestreifung durch die Polizei massiv hochgefahren. Personenkontrollen gehörten natürlich auch dazu, wobei Außenstehende den Beamten nicht selten sogenanntes ethnisches Profiling vorwerfen. Dabei sei es nun einmal genau jene Gruppe, die mit Drogen handelt, meinen die Polizisten. Von diskriminierenden Personenkontrollen könne keine Rede sein, sagt Hostettler. „Schließlich sehen wir, was hier vor sich geht, Passanten weniger.“

Jugendliche sollen nicht vertrieben werden

Oftmals kennen die Bürger die Hintergründe einer Personenkontrolle nicht. „Daher wünschen wir uns von der Bevölkerung mehr Vertrauen und Rückhalt für unsere Arbeit“, ergänzt der Beamte. Gemeinsam mit Sozialarbeitern und der Basler Jugendpolizei, die wichtige Ansprechpartner vor Ort sind, setze man zudem verstärkt auf Prävention.

Die Dreirosenanlage sorgt immer wieder für Negativschlagzeilen. Zuletzt, als ein Obdachloser von einem geistig verwirrten Mann erstochen wurde. „Das war aber ein singuläres Ereignis und hätte überall geschehen können“, betont Yerguz. Dennoch wurde das Areal als Brennpunkt eingestuft. Bisherige, repressive Aktionen der Polizei hätten nicht die gewünschte Wirkung erbracht, räumt der Polizeisprecher ein. Gleichwohl wolle man die Jugendlichen nicht von der Anlage vertreiben. Vielmehr geht es den Beamten um ein gutes Miteinander sowie gegenseitiges Verständnis, und das trotz der großen Reibungsfläche in einem dicht besiedelten Quartier.

Mit dem mobilen Polizeibüro will die Basler Polizei nun weitere Erfahrungen sammeln und die Präsenz an Brennpunkten verstärken. Angesichts endlicher Ressourcen soll dies zielgerichtet und effektiv geschehen.

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