Am 1. April 1975 haben Aktivisten das Gelände des geplanten Atomkraftwerks Kaiseraugst im Kanton Aargau besetzt. Es entstand eine Volksbewegung, die schließlich zum Verzicht auf das Projekt führte. Zum 50. Jahrestag ist ein Gedenkanlass geplant.
Vor 50 Jahren wurde das Baugelände des geplanten Atomkraftwerks Kaiseraugst besetzt. Es war die Geburtsstunde der Anti-AKW-Bewegung in der Schweiz. An ihrem Widerstand scheiterte das umstrittenen Vorhaben. Im Herbst 1988 wurde es zu Grabe getragen.
Am 1. April 1975 haben Aktivisten das Gelände des geplanten Atomkraftwerks Kaiseraugst im Kanton Aargau besetzt. Es entstand eine Volksbewegung, die schließlich zum Verzicht auf das Projekt führte. Zum 50. Jahrestag ist ein Gedenkanlass geplant.
Es war ein kalter Osterdienstag, als rund 500 Gegnerinnen und Gegner der Atomkraft das Gelände vor den Toren Basels besetzten. Mit der Aktion verhinderten sie, dass die kurz zuvor überraschend aufgenommenen Aushubarbeiten fortgeführt werden konnten. Es war die Geburtsstunde der Anti-AKW-Bewegung in der Schweiz. Aus der Besetzung erwuchs eine Volksbewegung, die nicht nachließ. Unter dem Eindruck der Atomkatastrophe in Tschernobyl im April 1986 setzte sich die Einsicht auch in der Politik durch, dass sich der Bau eines neuen AKW nicht durchsetzen ließ. Im Herbst 1988 wurde das Projekt zu Grabe getragen.
Am Dienstag blickten Zeitzeugen des Widerstands auf dem Gelände auf die erfolgreiche Bewegung zurück. Peter Scholer, Mitgründer der damaligen Gewaltfreien Aktion Kaiseraugst und graue Eminenz der Anti-AKW-Bewegung, ließ vor Ort die Umstände, die zur Besetzung geführt hatten, Revue passieren. Man habe die Besetzung streng unter dem Gesichtspunkt der Gewaltfreiheit im Voraus trainiert und stets Ausschau gehalten, wann die ersten Bagger auffahren, sagte er. Vor Ostern 1975 sei es soweit gewesen. Das Gelände wurde am Osterdienstag besetzt, Aktivistinnen und Aktivisten hätten sich auf die Bagger gesetzt, ein Besetzerdorf sei aufgebaut worden – mit Hilfe der Bevölkerung und der Bauern aus der Umgebung. Elf Wochen habe man ausgeharrt bis der damalige Bundesrat und Energieminister Willi Ritschard Verhandlungen vorschlug.
Scholer begrüßte am Gedenkanlass als besonderen Gast Ulrich Fischer, damaliger Direktor der AKW Kaiseraugst AG und damit Gegenpart der Besetzer. Er sagte, dass es letztlich vernünftig gewesen sei, im Einvernehmen mit der Besetzerschaft die Lösung eines Bauaufschubs zu erwirken und nicht mit einem großen Polizeieinsatz aufzufahren.
Dieser Aufschub dauerte an, bis 1986 die Katastrophe in Tschernobyl zu einem Bewusstseinswandel weg von der Atomkraft führte. 1988 wurde das AKW in Kaiseraugst, ausgelöst durch einen bürgerlichen Vorstoß in den eidgenössischen Räten unter der Ägide von Christoph Blocher, beerdigt.
Andreas Fischer, Präsident der Vereins „Nie wieder Atomkraftwerke“ (NWA) bekundete als „Nachgeborener“ mit Jahrgang 1977 seine Dankbarkeit gegenüber den damaligen Aktivisten. „Ich bin euch ewig dankbar, dass ich in Füllinsdorf nicht unter Kühltürmen aufwachsen musste“, sagte er. Erster Baustein für den Atom-Ausstieg Kaiseraugst sei der erste Baustein für den Ausstieg aus der Atomenergie gewesen, der in der Politik leider wieder hinterfragt werde, sagte er. Es gehe darum, mit allen verfügbaren Mitteln die Förderung der erneuerbaren Energien zu fördern sowie die Abschaltung der veralteten Atomkraftwerke zu erwirken. Mit vor Ort war auch Hanspeter Meyer, FDP-Gemeinderat von Kaiseraugst. Er erinnerte sich als damaliger AKW-Befürworter, dass die Besetzung des Geländes die Bevölkerung der Gemeinde gespalten habe. Im Nachhinein gesehen sei es aber ein heilsamer Prozess gewesen, sagte er. Am Samstag veranstaltet die NWA in der Basler Markthalle eine Jubiläumsfeier „50 Jahre nach Kaiseraugst“.