Jüngst legte Moshe Flomenmann, Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Lörrach und Landesrabbiner von Baden, im Gespräch mit unserer Zeitung dar, dass der Antisemitismus in Deutschland wieder zunehme ( Die Oberbadische vom 14. Juni). Winter konstatiert das auch für die Schweiz – zumindest was Kommentare im Internet und in sozialen Medien angeht. Angriffe auf jüdische Bürger gebe es schweizweit „nur sehr, sehr selten“, aber als Folge des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern kommt es immer wieder zu antisemitischen Vorfällen.
Weltpolitik wirkt sich auf Netz-Kommentare aus
„Wenn es dort unten kracht, merken wir das sofort an der zunehmenden Zahl antisemitischer Kommentare im Netz“, sagt Winter. Auch als US-Präsident Donald Trump die Botschaft seines Landes von Tel Aviv nach Jerusalem verlegte, gab es in Internetforen sofort eine Zunahme von Anfeindungen gegen Juden.
Winter rät dazu, jeden antisemitischen Vorfall zu melden, vermutet aber auch, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt. „Mir erzählen orthodoxe Juden in Zürich, dass ihren Kindern immer wieder die Kippa (die traditionelle Kopfbedeckung männlicher Juden, Anmerkung der Redaktion) vom Kopf gerissen wird oder man sie aus einem Auto heraus beschimpft“, berichtet er. Allerdings gebe es die Einstellung, dass man das als Angehöriger des jüdischen Volkes nun einmal gewöhnt sein müsse und es deshalb nicht melde. Das aber sei falsch, sagt Winter.
Der 1904 gegründete Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) vertritt die Mehrheit der Schweizer Juden. Der Dachorganisation sind 16 Mitgliedergemeinden angegliedert. Die Hauptaufgaben des SIG sind die Vertretung jüdischer Interessen gegenüber Behörden und die Förderung des Wissens über das Judentum in der Schweiz.