Basel Chemikalien in Blut und Trinkwasser

Michael Werndorff
Der Einsatz von PFAS-basiertem Löschschaum hat negative Folgen für Mensch und Umwelt. Foto: Pixabay

Rund um den EuroAirport wurden stark erhöhte PFAS-Konzentrationen in Blutproben und im Trinkwasser nachgewiesen. Der Verein zur Verteidigung der Anrainer des EuroAirport Basel-Mulhouse schlägt Alarm und sieht dringenden Handlungebedarf.

In der Umwelt und im menschlichen Körper bauen sie sich nur sehr langsam ab. Sie gelten als „Chemikalien für die Ewigkeit“ und können neurologische Beschwerden verursachen, krebserregend sein oder die Schilddrüse schädigen. Die Rede ist von „PFAS“. Die Abkürzung steht für Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen, die nicht natürlich vorkommen und erst seit den späten 1940er Jahren hergestellt werden. Einige haben im menschlichen Körper eine Halbwertszeit von neun Jahren. Und erst wenige dieser insgesamt etwa 4700 Substanzen sind schon hinreichend auf mögliche Gesundheitsschäden untersucht.

Hohe PSAF-Konzentrationen im Blut

Die Chemikalien fand man jetzt auch in hoher Konzentration im Blut von Anwohnern des EuroAirports, wie aus einer jüngst vorgestellten Studie des Vereins zur Verteidigung der Anrainer des EuroAirport Basel-Mulhouse (ADRA) hervorgeht. Mit dieser Blutanalysestudie wollen die Akteure die Behörden, die laut der Vereinigung weitgehend untätig sind, zu einer Reaktion bewegen. Zehn Personen wurden getestet: Bei ihnen wurden PFAS-Konzentrationen von bis zu 20 Mikrogramm pro Liter Blut und sogar mehr nachgewiesen. Zum Vergleich: Der Grenzwert liegt laut der Human Biomonitoring-Initiative der EU bei fünf Mikrogramm pro Liter. Die Anwohner hätten jahrelang mit PFAS belastetes Trinkwasser zu sich genommen, erklärt der Verein.

Vergangene Tests belegen, dass PFAS seit mindestens einem Jahrzehnt nahezu im gesamten Grundwasser des Elsass vorhanden sind. Saint-Louis samt Umgebung zählt zu den am stärksten mit PFAS belasteten Wassernetzen in Frankreich. Die PFAS-Konzentration übersteigt hier den festgelegten Grenzwert von 100 Nanogramm pro Liter um das Vierfache. Am meisten belastet zeigte sich das Wasser vergangenen September mit 459 Nanogramm in der Gemeinde Blotzheim, wie Auswertungen zeigen.

Keine Überraschung

ADRA-Präsident Bruno Wollenschneider zeigt sich von den Untersuchungsergebnissen nicht überrascht: „Seit Januar 2024 wissen wir offiziell, dass das Wasser aus der Leitung von Saint-Louis stark mit PFAS belastet ist. Rund 60 000 Menschen sind von dieser Verschmutzung betroffen, was sicher Auswirkungen und Konsequenzen für unsere Gesundheit mit sich bringt“, sagte er gegenüber France3 Alsace. Kritik übt er an den französischen Behörden, die zuließen, dass die regionale Bevölkerung das in Frankreich am stärksten mit PFAS kontaminierte Wasser konsumiert. Die Gesundheitsbehörde der Region Grand Est hätte jedenfalls seit dem Jahr 2015 von der Gefahr gewusst, eine Kommunikation gebe es aber nicht, moniert er. Kann man seinen Garten bewirtschaften? Oder im EAP-nahen Augraben angeln, der ebenfalls belastet sein soll? Wir erhalten keine Informationen.“ Wollenschneider verortet den Ursprung der Grundwasserverschmutzung am EuroAirport. So habe der Verein herausgefunden, dass Flughäfen offiziell als Verursacher von PFAS-Kontaminationen gelten, weil sie Feuerlöschschaum benutzen. Diese würden dort die Böden verschmutzen, wo sie eingesetzt werden, unter anderem bei regelmäßig stattfindenden Feuerlöschübungen. In den Tiefbrunnen am EAP seien hohe PFAS-Konzentrationen gemessen worden. Und die Brunnen für die Wasserentnahme, insbesondere für Saint-Louis, liegen in direkter Nachbarschaft zum EAP, weiß Wollenschneider. „Sie werden mit Grundwasser gespeist, das vom Flughafen kommt.“

Problem auch in Grenzach-Wyhlen

Hierzulande ist die durch den Schaum verursachte PFAS-Belastung in Grenzach-Wyhlen ein Thema. Im Frühjahr 2023 hat es erste Messungen und Meldungen gegeben. Seither würden zum Beispiel die Aktivkohlefilter öfter gewechselt, um das Trinkwasser rein zu halten. Konkretere Maßnahmen seien zunächst keine ergriffen worden, denn es habe zu jener Zeit noch gar keine festgelegten Grenzwerte gegeben, wie es dieser Tage im Gemeinderat hieß. Den Ursprung der PFAS-Belastung fand man im Bereich der Firma DSM-Firmenich. Auf dem Gelände des unternehmenseigenen Brandübungsplatzes wurden erhöhte PFAS-Konzentrationen im Boden festgestellt.

Ursache waren Feuerlöschübungen, die in der Vergangenheit üblicherweise mit PFAS-haltigem Löschschaum (AFFF) durchgeführt wurden. Bei DSM kommt solcher Löschschaum seit 2014 nicht mehr zum Einsatz.

Keine Folgen für Deutschland

Doch zurück nach Saint-Louis: Laut der Vereinigung hat der hohe PFAS-Wert im Grundwasser keine Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung in Deutschland und der Schweiz. Anders sei das aber bei Lebensmitteln aus Saint-Louis und Umgebung. So solle man unter anderem Gemüse, das mit Leitungswasser gegossen worden ist, vermeiden.

Die Behörden haben bislang keine Stellungnahme zum belasteten Trinkwasser veröffentlicht. Jedoch soll es bis Ende April einen neuen Wasserversorger für Saint-Louis und Umgebung geben, und dieser wird wohl eine Filteranlage für PFAS installieren müssen, heißt es weiter.

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