Basel Damit Auf- und Abstieg gelingen

Die Oberbadische
In der Birs leben 18 Arten von Bachforellen. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Umwelt: Tausende Fische sollen mit Funk-Chips Birs-Fischtreppen prüfen

Ob die Fischtreppen in der Baselbieter Birs nach den anstehenden Stausanierungen besser funktionieren, sollen Fische per Funk selber zeigen: Ein Monitoringkonzept sieht vor, tausenden Fischen RFID-Chips zu implantieren und Antennen bei allen acht Staustufen einzubauen.

Von Roger Lange

Birsfelden. Das Konzept rechnet mit Gesamtkosten von gut einer halben Million Franken. Es sieht vor, in jedem Staustufe 600 bis 1000 Fische der lokal wichtigsten Arten in verschiedenen Größen elektrisch zu fangen und diesen individuell codierte Funkchips („Pit-Tags“) schonend unter die Haut oder in die Bauchhöhle zu setzen.

Die dünnen Chips mit Glashaut sind zwölf bis 32 Millimeter lang. Damit kann man Fische ab einer Mindestgröße von rund zehn Zentimetern „taggen“. In der Birs leben 18 Arten, von Bachforellen über Elritzen bis zu Strömern – nicht alle sind körperlich gleich gut geeignet. Für jede Staustufe wollen die projektverantwortlichen die Leit-Arten bestimmen und einbeziehen.

Die Chip-Lebensdauer ist dank Induktionsladung via Antennen theoretisch unbeschränkt. Erfassbar sind sie bis zu einer Distanz von einem Meter. Das Einfangen und Taggen der Fische dürfte ein paar Monate dauern, schätzt der Gewässerökologe und Biologe Armin Peter, aus dessen Büro Fishconsulting das Birs-Monitoring-Konzept stammt.

Kombinierte Daten sind wertvoller

So präpariert werden die Fische unterhalb der Staustufe freigelassen. Wandern sie durch die sanierten Aufstiegsanlagen wieder hoch, erfassen Antennen ihre Passagen. Die gesammelten Wanderungsdaten kann man in Beziehung setzen zu anderen Faktoren wie Pegel und Temperatur, aber auch Aufenthaltsdauer oder Richtungswechsel.

Nach Bundesrecht müssen alle Fischaufstiegshilfen von Stauanlagen in Schweizer Fließgewässern bis spätestens 2030 funktionieren. Entsprechende Sanierungen sind je nach Bedarf geplant; bezahlt werden sie aus dem Strompreis via Bund. Eine Auflage dafür ist jedoch eine Erfolgskontrolle, ebenfalls zulasten jenes Bundes-Topfs.

An der Birs, die der Bund als potenzielles Lachs-Laichgewässer einstuft, sind im Baselbiet alle Staustufen derzeit sanierungsbedürftig. Auf Anregung des Kantons haben die Betreiber der acht Baselbieter Birs-Kraftwerke ein Konzept für ein koordiniertes Monitoring bestellt. Das ist unter dem Strich günstiger als einzeln und verspricht mehr Erkenntnisse.

Aus Pilotprojekt Lehren ziehen

Peter spricht denn auch von einem „Pilotprojekt“. Der Bund begrüßt die Koordination, die erwünscht sei: Diese werde an der Birs „sehr schön umgesetzt“, lobt die zuständige Sektion Lebensraum Gewässer des Bundesamts für Umwelt (Bafu) insbesondere die Kantonsbehörden. „Das Potenzial ist groß“; aus Ergebnissen des „modellhaften“ Konzeptes könne man für spätere Projekte anderswo Lehren ziehen.

Neu ist am Birs-Monitoring, dass neben dem Fisch-Aufstieg auch der -Abstieg soweit möglich erfasst werden soll. Dazu gibt es bisher erst wenige Daten; Peter verweist auf Pilotanlagen an der Limmat. Die Antennen über den Birs-Staumauern könnten bevorzugte Wege der Fische bei Hochwasser aufzeigen. Der schnellere und räumlich weitere Abstieg ist technisch weit schwieriger zu erfassen als schmale Aufstiegswege – bei großen Flüssen wie dem Rhein nahezu unmöglich. Beim Fischabstieg sei generell „der Lernbedarf noch besonders groß“, heißt es beim Bafu.

Nebenbei: Während Turbinen für aufsteigende Fische keine Gefahr sind, sieht es beim Abstieg je nach Größe ganz anders aus. Zur Lösung dieses Problems wird an sogenannten Ablenk-Rechen geforscht, die Fische vom oberen Turbineneingang schonend fernhalten, ohne den Wasserfluss zu stören.

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