Durch die Zusammenlegung der bisher verteilten Labore sind neue, hochmoderne Büro- und Laborarbeitsplätze entstanden. Foto: Michael Werndorff
Roche hat sein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum am Standort Basel feierlich eröffnet. Der Pharmariese hat rund 1,2 Milliarden Franken investiert.
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Rund 1800 moderne Büro- und Laborarbeitsplätze, vier Neubauten und Kosten von rund 1,2 Milliarden Franken: Mit dem neuen Forschungs- und Entwicklungszentrum, pRED Innovation Center genannt, hat Roche an seinem Firmenhauptsitz an der Grenzacherstraße in Basel seine Forschungsinfrastruktur neu aufgestellt. Am Dienstag wurde das Zentrum unter anderem im Beisein von Bundesrat Guy Parmelin, Roche-Chef Thomas Schinecker, Standortleiter Jürg Erismann und Jörg Duschmalé, Mitglied des Verwaltungsrates, feierlich eröffnet.
Die neuen Gebäude in Basel haben 1,2 Milliarden Franken gekostet. Foto: Maris Mezulis
Bekenntnis zum Standort
Die Investition sei ein klares Bekenntnis zum Forschungs- und Wirtschaftsstandort Schweiz. „Wir bauen das beste Forschungszentrum der Welt“, wie Erismann bei der Grundsteinlegung im Februar 2020 erklärte. Damit rücke auch baulich die Forschung und Innovation als Kerngeschäft des Unternehmens in den Mittelpunkt, kommentierte er die milliardenschwere Investition, mit der Roche sein Bekenntnis zum heimischen Standort bekräftigte. Innovation sei Voraussetzung für alle Teile des Unternehmens. Im Zentrum der Planung für das „pRED“ stehe ein inspirierendes und innovationsförderndes Arbeitsumfeld, das die Kommunikation und Zusammenarbeit der Wissenschaftler fördert und flexibel auf sich entwickelnde Bedürfnisse der Forschungsabteilung und die Digitalisierung reagieren kann, so Erismann weiter.
Neben Laboren sind auch Büroarbeitsplätze entstanden. Foto: Michael Werndorff
Im Rahmen eines Rundgangs konnten sich geladene Gäste und Medienvertreter ein eigenes Bild des Forschungszentrums machen. Die Laborhochhäuser Bau 6 und Bau 7 sind jeweils in Einheiten von drei Stockwerken unterteilt, um kleinere „Forschungsbiotope” von jeweils rund 140 Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen zu schaffen. Bau 5 ist ein Bürogebäude und wird durch ein modernes Bürokonzept eine Vielzahl verschiedener Arbeitsmöglichkeiten bieten. Bau 4 wird als „Convention Center“ genutzt werden. Das Auditorium im Erdgeschoss bietet rund 200 Personen Platz für Vorträge, Konferenzen und Seminare. Zusätzlich beherbergt Bau 4 zwei kleinere Räume mit jeweils 50 Sitzplätzen sowie eine Vielzahl von Sitzungszimmern.
Für die Entwicklung neuer Medikamente gibt das bald 130-jährige Unternehmen viel Geld aus: Vergangenes Jahr betrugen die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung mehr als elf Milliarden Franken, was etwa einem Anteil von mehr als einem Viertel am Umsatz des Kerngeschäfts des Pharmariesen entspricht.
Passerellen verbinden die Gebäude. Foto: Michael Werndorff
„Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bleiben auf einem extrem hohen Niveau“, befanden Analytiker der UBS jüngst in einem Kommentar zu Roche. Die Forschungsausgaben seien zwar sehr hoch, aber sie bewegten sich in einem vernünftigen Rahmen, sagte Finanzchef Alan Hippe vor wenigen Wochen im Rahmen der Halbjahreskonferenz, an der das Unternehmen ein solides Semester bilanzierte.
Analysten und Marktbeobachter äußern laut NZZ allerdings Zweifel. Grund: Das Unternehmen weise Lücken bei der Produktion neuer Wirkstoffe und Medikamente auf, insbesondere in der Spitzendisziplin der Firma, der Onkologie. Hier sei der Nachschub neuer Mittel dürftig, heißt es mit Verweis auf die amerikanische Roche-Tochter Genentech. Mit den drei Präparaten Herceptin, Avastin und Mabthera hatte es den Basler Pharmakonzern den Spitzenplatz eingebracht.
Treppen verbinden jeweils drei Stockwerke. Foto: Michael Werndorff
Ohne Patentschutz
Mittlerweile haben diese Präparate den Patentschutz eingebüßt und stehen jetzt im Wettbewerb mit Nachahmerprodukten – zum Nachteil von Roche. Erschwerend muss das Unternehmen Rückschläge verbuchen: Tiragolumab – ein großer Hoffnungsträger zur Behandlung von Lungenkrebs – verfehlte jüngst in der späten klinischen Erforschung erneut die Erwartungen, und einen Tag vor der Eröffnung des „pRED“ wurde bekannt, dass es beim neuen Abnehm-Medikament „CT-388“ in der Anfangsphase in hohem Maße zu Nebenwirkungen kommen kann. Auch in der Erhaltungsphase seien diese unerwünschten Ereignisse noch viel zu hoch gewesen. In der Folge gerieten die Roche-Aktien am Montag unter Druck.
Herbe Rückschläge
Weil es in der Forschung zu Rückschlägen kommt, sieht die Marktforschungsfirma Evaluate Pharma Roche im Jahr 2030 lediglich auf Rang vier unter den weltgrößten Anbietern von Tumormedikamenten. Und mit der Eröffnung des neuen Forschungs- und Entwicklungszentrums in Basel fragen sich Experten, ob sich der Pharmariese weiterhin den Luxus erlauben kann, über zwei Standorte in Basel und Kalifornien, wo 2400 Personen arbeiten, Wirkstoffe im frühen und mittleren Stadium zu erforschen.
Der ehemalige Roche-Chef Severin Schwan sagte in einem Interview von 2018, dass eine Zusammenlegung der beiden Einheiten nur über seine Leiche geschehen werde. Und auch jetzt bekräftigte das Unternehmen das Festhalten an beiden Standorten: Man habe keine Absicht, die Forschungsorganisationen zusammenzulegen. Ganz im Gegenteil: Man sei überzeugt, dass dies dem Erfindergeist schaden und zu großer Komplexität und Bürokratie führen würde, erklärt die Roche-Medienstelle.
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