Basel Dem Klang verbunden

Denis Bozbag
 Foto: Denis Bozbag

Klavierbauer und -stimmer Roland Burri restauriert und repariert seit 38 Jahren Tasteninstrumente aller Epochen.

Basel - Die Ohren gespitzt klopft Klavierbauer Roland Burri mit dem Stimmhammer auf die Saiten eines historischen Pleyel-Flügels und prüft die Klavierstimmung. Dem Klang der Modelle aus der ehemaligen Pariser Manufaktur war schon Komponist Frédéric Chopin sehr zugetan.

Für die Wartung und Instandhaltung solch eines Flügels vergehen Monate, sogar Jahre, und sie erfordern Präzision, Materialkenntnis sowie handwerkliches Geschick. Für Burri ist es immer wieder ein schönes Erlebnis, den Instrumenten ihr individuelles Klangfarbenspektrum zurückzugeben. Seit mehr als 38 Jahren hat er in der St. Alban-Vorstadt seine Atelier-Werkstatt. Zum Klavierbauer und -stimmer ausgebildet wurde der gebürtige Basler beim Musik Hug. Nach einigen Jahren in einem Klavier-Geschäft in Lugano machte er sich in Basel selbstständig. Seit dieser Zeit gingen Modelle weltbekannter Hersteller wie C. Bechstein aus Berlin, Blüthner aus Leipzig und Burger & Jacobi aus Biel durch seine fachkundigen Hände.

Musikstadt Basel

„Basel ist eine Musikstadt. Hier werden Klaviere gebraucht“, betont Burri. Zu seinen Kunden zählen Privatpersonen, Musik- und allgemeinbildende Schulen in der Region und aus der gesamten Schweiz. Einmal musste er Brandgeruch aus dem Holz eines Mason & Hamlin-Flügels entfernen. Die Wohnung der amerikanischen, in Basel wohnhaften Kundin war fast vollständig abgebrannt. Der Flügel überlebte das Inferno, wenn auch nicht ganz unbeschadet.

Politur mit Schellack

„Er musste neu poliert werden“, erzählt Burri. Früher verwendete man als Politur Schellack. Dies ist ein von in Indien beheimateten Schildläusen abgesondertes Harz, das blätterförmig in den Handel kommt und zu Lacken verarbeitet wird. Dieser wird dann in Ballen mühsam auf die Holzfläche aufgetragen. „Die Prozedur nahm damals bis zu ein Jahr in Anspruch“, weiß der Fachmann. Heutzutage spritze man mit Polyesterharz. Wer den Beruf des Klavierbauers und -restaurators erlernt, wird im Laufe seiner Ausbildung mit einer Vielzahl von Materialien in Berührung kommen.

70 Prozent aus Holz

Flügel und Klaviere sind zu 70 Prozent aus Holz hergestellt. „Der Resonanzboden besteht aus der gut schwingenden Fichte. Der Klangsteg und das Gehäuse aus dem stärkeren Ahorn“, berichtet der Basler. Deshalb gelte diesem Rohstoff das höchste Augenmerk. Die stabile Gussplatte besteht aus Eisen, die Saiten sind aus feinstem Stahl. Die längeren Basstöne werden zudem mit Kupferdraht umwickelt, um ihrem Klang die nötige Schwere zu geben. In der Mechanik verbirgt sich die wahre Klangbaukunst. Hier werden Teile aus Holz, Leder, Filz und gepresster Schafswolle zu einem Spielwerk zusammengefügt. „Beim Zusammenbau sind äusserste Präzision und Geschick gefragt“, verdeutlicht Burri diese Komplexität. „Die Arbeit mit den vielen unterschiedlichen Materialen bereitet mir große Freude“, sagt Burri.

Schwierige Restauration

Doch nicht jede Restauration sei für Burri ein Vergnügen gewesen. Eine Zürcher Kundin, deren Flügel vom Holzwurm zerfressen war, konnte er nicht davon überzeugen, sich lieber einen neuen zu kaufen. Ihr war jeder Preis recht. Zwei Jahre sollten für seine Restaurierung vergehen. Die Dame schien zufrieden mit dem Ergebnis. Jedenfalls habe sie sich danach nie wieder bei ihm gemeldet, meint Burri schmunzelnd.

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