Basel Dem Mittelalter auf der Spur

Adrian Steineck
Am Marktplatz wird derzeit punktuell nach Spuren der Vergangenheit gegraben. Foto: zVg/Philippe Saurbeck

Bodenforscher sind baubegleitend tätig. Spuren des ehemaligen Kornmarktes gefunden.

Basel - Wenn am Basler Marktplatz die Industriellen Werke Basel (IWB) derzeit die Wasser- und Stromleitungen erneuern, dann ist auch die Archäologische Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt beteiligt. Der Platz vor dem Basler Rathaus nämlich sah im Mittelalter noch ganz anders aus als heute.

„Wir wissen aus historischen Dokumenten, dass der Marktplatz früher vollständig bebaut war“, sagt Norbert Spichtig, stellvertretender Kantonsarchäologe von Basel-Stadt, im Gespräch mit unserer Zeitung. So ist der Marktplatz, wie er heute zu sehen ist, für einen mittelalterlichen Platz viel zu groß. Durch seine Dimensionen, das einheitliche Pflaster und die Bauten an den Schmalseiten gibt er sich als Werk des 19. Jahrhunderts zu erkennen. Im Mittelalter wies der Marktplatz nur ein Viertel der heutigen Größe auf und war unter dem Namen „Kornmarkt“ bekannt.

Am 26. Februar 1377 zerstörte ein Brand am Kornmarkt eine Häuserzeile mit zwölf Gebäuden, die sich am Südende zwischen dem damals noch offenen Fluss Birsig und der unteren Freien Straße befanden. Der Rat beschloss damals, die Parzellen aufzukaufen, um den Kornmarkt zu vergrößern. In der Folge ließ er die Gebäuderuinen abreißen. Vermutlich wurde damals auch der Birsig überwölbt, der heute diagonal unter dem Platz hindurch fließt.

Mit der baubegleitenden Untersuchung durch die Kantonsarchäologie wurde im Januar begonnen, seitdem konnten in einer Tiefe von 20 bis 30 Zentimetern unter dem Marktplatz bereits zahlreiche Reste von Mauern und Böden gefunden werden, sagt Spichtig. Besonders interessant war die Entdeckung eines stattlichen Kellers mit Resten einer Sandsteinsäule.

Im Nordteil stand früher das größte Schlachthaus

Dieser war mit auffallend viel Abrissschutt gefüllt, etwa mit Hohlziegeln, die zum Dach eines repräsentativen Gebäudes gehört hatten, das bereits zu dieser Zeit mit Ziegeln bedeckt war. „Einzelne Strukturen weisen auch deutliche Brandspuren auf“, legt der stellvertretende Kantonsarchäologe dar.

Dies betrifft vor allem den südlichen Bereich des Marktplatzes. Im Nordteil stand von 1317 – aus diesem Jahr stammt der früheste Beleg – bis ins Jahr 1871 das größte von damals drei Basler Schlachthäusern. „Das war wichtig für die Infrastruktur von Basel, denn hier wurde nicht nur geschlachtet, sondern auch der größte Teil des Fleisches in Basel verkauft“, umreißt Spichtig die Bedeutung dieses Gebäudes, das Ende des 19. Jahrhunderts dem technischen Fortschritt zum Opfer fiel.

Bis zu jener Zeit behielt der gesamte Marktplatz die spätmittelalterliche Größe bei. Auch war der Platz damals noch nicht so eben wie heute, von Osten nach Westen fiel das Gelände um mehrere Meter ab. In der Folge der städtischen Expansion des 19. Jahrhunderts wurde auf die über Jahrhunderte gewachsene Bebauung Basels keine Rücksicht mehr genommen.

Ausgrabungen dauern noch bis zum März

Damals erweiterte man auch den Marktplatz großflächig, indem man ein ganzes Stadtviertel abriss, das sich einst auf der Nordhälfte des heutigen Platzes befand.

Die Ausgrabungen dauern voraussichtlich bis März 2019. Bis zur Basler Fasnacht, die in den frühen Morgenstunden des 11. März mit dem Morgestraich beginnt, wollen die Verantwortlichen der IWB die Leitungsarbeiten beendet haben. Dass die Bodenforscher baubegleitend tätig sind, ist für sie keine ungewohnte Situation. „80 bis 90 Prozent unserer Untersuchungen finden baubegleitend statt“, legt Spichtig dar.

Dabei gilt für die Bodenforscher der Grundsatz: Was im Boden verbleiben kann, soll auch nach den Leitungsarbeiten im Boden verbleiben. „Wir hoffen, vieles erhalten zu können“, sagt Spichtig.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading