Basel Dem Müll den Kampf ansagen

Die Oberbadische
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Umweltschutz: Einkaufen, ohne Abfall zu produzieren

Kein eingeschweißtes Gemüse, keine Wegwerfbecher, weder Plastiktüten noch Tetrapacks. Kunden sollen Lebensmittel wieder ohne Verpackung kaufen können. Das haben sich zwei Basler Initiativen auf die Fahnen geschrieben. Deren Läden sollen in den kommenden Monaten eröffnet werden.

Von Michael Werndorff

Basel. „Basel unverpackt“ und „Abfüllerei Basel“ heißen zwei unabhängig voneinander entstandene Ladenprojekte, die andernorts bereits etabliert sind: Kunden bringen ihre eigenen Gefäße mit und kaufen Waren ein – davon vieles aus lokaler Produktion –, ohne lästigen und umweltschädlichen Abfall zu produzieren. Die Produkte lagern in großen Behältern, die zum Teil wie Spender funktionieren, sodass der Einkäufer seine mitgebrachten Gefäße auffüllen kann und nur jene Menge einkauft, die er tatsächlich braucht.

Rund 31 000 Tonnen Abfall sind in Basler Privathaushalten laut Statistischem Amt im Jahr 2015 angefallen, daher sehen die Initiatoren Handlungsbedarf, hier gegenzusteuern. Ihre Agenda: Verpackungsmüll vermeiden, Ressourcen schonen und Produkte aus nachhaltigem Anbau anbieten. Die Idee ist nicht neu, wie ein Blick nach Berlin oder in die Romandie zeigt, wo diese Geschäftsmodelle bereits etabliert sind. „Nach Besuchen dort war ich der Meinung, dass auch Basler diese Einkaufsmöglichkeit haben sollten“, erklärt Simone Häberle von der „Abfüllerei“ im Gespräch mit unserer Zeitung. Allerdings will sie ihre Botschaft nicht mit dem erhobenen Zeigefinger propagieren, vielmehr setzt sie auf das wachsende Umweltbewusstsein der Menschen.

ZeroWaste liegt im Trend

Das Vorhaben nahm schnell konkrete Formen an, doch die finanziellen Mittel fehlten. Dank einer Crowdfunding-Kampagne, die im Dezember vergangenen Jahres startete und mittlerweile abgeschlossen ist, kamen 40 500 Franken zusammen. „Wir wussten, dass ZeroWaste (zu deutsch kein Abfall) im Trend liegt, und wir das gesetzte Ziel von 38 000 Franken auf jeden Fall erreichen werden.“

Angesprochen auf die Supermarkt-Konkurrenz bleibt die 37-jährige Umweltwissenschaftlerin gelassen. Der Trend passe gut nach Basel, und die Basler seien offen für neue Ideen.

Das Interesse an unverpacktem Einkaufen ist groß. Das weiß auch Nathalie Reinau, die mit Gleichgesinnten „Basel unverpackt“ gegründet hat und bald eine Crowdfundingkampagne starten wird. Darüber hinaus können Interessierte zu je 200 Franken Anteile kaufen und Teil einer Genossenschaft werden, auch zinslose Darlehen sind eine Option. „Ein Ladenlokal an der Feldbergstraße 26 ist bereits gefunden, und mit den Lebensmittelinspektoren und Behörden sind wir auch im Gespräch“, berichtet die Sozialarbeiterin. Angesichts der Lebensmittel- und Hygienevorschriften eignen sich nicht alle Lebensmittel für das Geschäftsmodell: Fleisch und Fisch wird es nicht geben, dafür viele Bio- und Demeter-Produkte. „Lokaler Anbau ist natürlich auch sehr wichtig“, berichtet Reinau von der Anfrage eines französischen Bauernhofs, der den Laden beliefern will.

Kunden wollen Bioware

Dass die Produkte etwas teuer sind als Supermarktware, sei klar. „Das wissen aber die Kunden, die sich bewusst für Bioware entscheiden und auf Herkunft und Qualität achten“, weiß Reinau, die noch über keine Erfahrung im Einzelhandel verfügt. Bisher ist die Rollenverteilung unter den Mitstreitern noch offen. Damit das Vorhaben aber keine Bruchlandung erlebt, beschäftigen sich die künftigen Genossenschafter mit den nötigen betriebswirtschaftlichen Fragestellungen. Tatkräftige Unterstützung und Fachwissen verspricht sich Reinau zudem von Andrea Zwygart, die bereits fünf Jahre lang einen Dorfladen geführt hatte.

Die beiden Gruppen sehen sich übrigens nicht als Konkurrenten, obwohl sie dasselbe Geschäftsmodell verfolgen. Man will nicht bloß einen Laden betreiben, sondern auch Workshops oder Kurse, zum Beispiel zur Resteverwertung, anbieten und zu Quartierstreffpunkten werden. „Basel unverpackt“ lädt Interessierte zu einem unverbindlichen Kennenlernen im Ladenlokal am Montag, 30. Januar, ab 18 Uhr ein.

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