Sieben, acht Projekte gleichzeitig: für den Schweizer kein Problem. Kürzertreten ist kein Thema. „Ich arbeite gerne, es hält mich am Leben, warum sollte ich?“ sagt er. Zumthor-Bauten haben klare Linien und hochwertige Materialien, wie etwa an den Thermen Vals in Graubünden oder dem Kunsthaus Bregenz am Bodensee zu sehen ist. Er hat zahlreiche Preise gewonnen, darunter im Jahr 2009 den Pritzker, der als Nobelpreis der Architekten gilt. Die Jury lobte die „zeitlose Präsenz“ seiner Bauten.
Ein Ausflug nach Berlin brachte Zumthor kein Glück. Er hatte im Jahr 1993 den Zuschlag für das Museum „Topografie des Terrors“ bekommen, das Dokumentationszentrum zur Aufarbeitung des Terrors in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft. Im Grunde hätte er gleich zu Beginn merken müssen, dass das problematisch werden könne, sagt er. Zu viele Beteiligte, zu viele Sonderwünsche. Trotzdem blieb er zehn Jahre bei dem Projekt, bis Berlin den Bau im Jahr 2004 stoppte. Aus Kostengründen, wie der Senat damals sagte, weil alles viel teurer wurde als gedacht. Aus politischen Gründen, heißt es aus Zumthors Büro. „So etwas würde mir heute nicht mehr passieren“, sagt er. Berlin und Zumthor trennten sich im Streit.
Der Architekt spricht leise, lacht gerne und verpackt klare Urteile mitunter freundlich. Etwa bei der Betrachtung berühmter Bauten. Der Eiffelturm von Gustave Eiffel: „Tolle Ingenieursleistung, aber berührt mich emotional nicht.“ Der Petersplatz in Rom von Gian Lorenzo Bernini: „Beeindruckend, aber zu monumental.“ Bei seinem Landsmann Le Corbusier gerät Zumthor aber ins Schwärmen: „Seine Bauten berühren mich, alle. Es gibt nichts von Le Corbusier, das schlecht ist.“