Basel Die Basler Geschichte wird neu geschrieben

Die Oberbadische

Forschung: Bürgerprojekt soll neun Bände umfassen

Wer an Basel denkt, dem kommt neben der Bedeutung als Messestandort wohl unweigerlich die Vielzahl an Museen in der Stadt am Rheinknie in den Sinn. Umso erstaunlicher ist es da, dass bisher kein Werk zur Stadtgeschichte erschienen ist, das den aktuellen wissenschaftlichen Standards genügt, wie die Historiker Lina Gafner und Patrick Kury sagen.

Von Adrian Steineck

Basel. Das wollen beider Forscher ändern. Zugleich sollen ihnen Interessierte via Internet bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen können. „Die letzte Stadtgeschichte von Basel ist mehr als 100 Jahre alt“, sagt die Historikerin Lina Gafner, Ko-Projektleiterin von „Stadt.Geschichte.Basel“.

Als letzte Gesamtschau der Basler Geschichte gelten die drei Bände von Rudolf Wackernagel, welche in den Jahren 1907 bis 1924 erschienen sind. Diese endeten aber mit der Reformation – alles, was nach der Mitte des 16. Jahrhunderts geschehen ist, blieb unerwähnt.

Hinzu kommt, dass sich die Fragestellungen an die Geschichtsforschung mittlerweile geändert haben, wie Gafner im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. „Früher machte die Geschichtsschreibung oft an den Landesgrenzen halt, was aber heute nicht mehr zeitgemäß erscheint.“

So sollen in der neuen Stadtgeschichte, die insgesamt neun Bände zu jeweils 270 Seiten umfassen und voraussichtlich ab dem Jahr 2023 erscheinen wird, auch die Handelsgeschichte des Elsass und die Textilindustrie, die für Basel, aber ebenso sehr für das benachbarte Weil am Rhein wichtig war, beleuchtet werden.

Geschichtsforschung als Projekt von Bürgern

Eine Besonderheit ist laut Gafner auch, dass das Geschichtsprojekt auf bürgerschaftlicher Ebene organisiert wird. Die Initiative dafür ist vom Verein Basler Geschichte ausgegangen, der dafür eigens die Stiftung „Stadt.Geschichte.Basel“ ins Leben gerufen hat, nachdem er von Regierung und Parlament grünes Licht erhalten hatte. Bisher sind Gafner und ihr Partner für die Projektleitung, der Historiker Patrick Kury, die beiden einzigen Angestellten der Stiftung. Das soll sich allerdings ab September ändern, wenn eine Forschergruppe ihre Arbeit für die Stiftung aufnimmt. Der Verein begleitet das Projekt aber weiter als Förderer und Verbindungsglied zur Bevölkerung. Zugleich freut sich die Historikerin über den großen Rückhalt für das Geschichtsprojekt, das von Stiftungen und Privatleuten rege unterstützt wird. Insgesamt beläuft sich das Budget für das auf acht Jahre angelegte Projekt auf 9,3 Millionen Franken.

Neue Wege wollen die Projektverantwortlichen auch dahingehend beschreiten, dass sie auf das Internet setzen und Interessierte den Forschern quasi bei der Arbeit zuschauen können sollen. Wie das aber genau aussehe, könne derzeit noch nicht gesagt werden, berichtet Gafner. „Es handelt sich hier um das erste derartige Projekt mit einem Onlineportal, daher sind wir derzeit noch in der Ideenfindungsphase.“ Denkbar sei aber, dass die Forscher etwa Beiträge für das Internet schreiben oder im Netz ihre Quellen kommentieren. Anfang kommenden Jahres jedenfalls soll eine erste Version des Webportals aufgeschaltet werden. Schon jetzt sind auf der Internetseite historische Bilder zu sehen, etwa eine Rekonstruktionszeichnung des Blicks auf die befestigte Siedlung auf dem Münsterhügel, die Ansiedlung im Birsigtal und die rechtsrheinische Kleinfestung im Jahr 374 (siehe Bild oben).

Zusammenhänge sollen aufgezeigt werden

Bisher sei es zu früh, über Forschungsergebnisse zu berichten, da die eigentliche Forschungsarbeit erst anläuft. Wichtige Fundstellen sind neben dem Staatsarchiv Basel-Stadt auch Unternehmensarchive, das in Basel ansässige Schweizerische Wirtschaftsarchiv sowie das Schweizerische Bundesarchiv in Bern. „Wir wollen geschichtliche Zusammenhänge aufzeigen“, fasst Gafner das Projekt zusammen.

Weitere Informationen: Näheres zu dem Projekt finden Interessierte im Internet unter www.stadtgeschichtebasel.ch.

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