Basel „Die größte Herausforderung ist für mich die Strömung“

Die Oberbadische

Circus-Festival: Im Gespräch mit dem Hochseil-Artisten Laurence Tremblay-Vu, der im Rahmen des Circus-Festivals Young Stage den Rhein überquert

Das Circus-Festival Young Stage feiert am kommenden Wochenende sein zehnjähriges Bestehen. Unter dem Motto „Basel goes Circus“ wird die Manege verlassen, und zahlreiche Freiluftveranstaltungen stehen auf dem Programm.

Basel. Einer der Höhepunkte soll der Auftritt des Artisten Laurence Tremblay-Vu werden: Am Samstag, 12. Mai, wird der Kanadier bei der Mittleren Brücke an einem Hochseil den Rhein überqueren. Adrian Steineck hat sich im Vorfeld mit dem Akrobaten unterhalten.

Frage: Sie werden auf einem Hochseil über den Rhein laufen. Macht es für Sie einen Unterschied zu Ihren sonstigen Auftritten, wenn sich unter Ihnen Wasser befindet, oder haben Sie schon vorher Flüsse überquert?

Im vergangenen Sommer habe ich einen kleinen Fluss in den USA überquert. Auch über den Brüsseler Kanal bin ich schon auf dem Hochseil gewandert, aber dabei war die Strecke lediglich 40 Meter lang und das Seil in neun Metern Höhe angebracht. Das ist kein Vergleich zu dem, was in Basel auf mich zukommt. Den Rhein zu überqueren, wird meine bisher größte Leistung als Hochseil-Akrobat sein und ein Meilenstein für zukünftige ähnliche Herausforderungen.

Frage: Wie hoch über dem Rhein werden Sie genau sein?

Das Seil wird in 25 Metern Höhe zwischen zwei Kränen gespannt werden. Ich lege eine Strecke von 190 Metern zurück.

Frage: Was ist die Besonderheit Ihrer Rheinüberquerung?

Der größte Unterschied und zugleich die größte Herausforderung in Basel ist die Wasserströmung. Sie erzeugt eine optische Ablenkung: Das Wasser unter sich fließen zu sehen, kann dazu führen, dass die räumliche Wahrnehmung verzerrt wird. Meteorologische Faktoren können ebenfalls ins Spiel kommen. Es könnte ziemlich windig sein, denn der Fluss kann da wie ein Korridor wirken.

Frage: Werden Sie – mit Hinblick auf all diese Faktoren – irgendwie gesichert sein, etwa mit einer Schwimmweste?

Nein, es wird keine Sicherheitsleine oder Ähnliches geben. Für mich ist die Kunst des Seillaufens ein Akt der Freiheit, ein Loslassen der Angst, bei dem ich mich in meiner ganzen Verletzlichkeit präsentiere. Man könnte es als „kalkuliertes Risiko“ bezeichnen, aber ich würde niemals mein Leben in Gefahr bringen.

Frage: Was ist denn der schwierigste Teil Ihres Auftritts?

Das Loslassen der Balance-Stange, um kopfüber am Seil zu hängen und mich lediglich mit meinen bloßen Händen und Füßen festzuhalten. Das ist aber zugleich einer der spannendsten Momente für mich.

Frage: Wie sind Sie zum Seillaufen gekommen? War das immer schon Ihr Berufswunsch?

Ich habe mit elf Jahren im Freizeit-Circus angefangen. Der Umgang mit dem Diabolo (ein Spielgerät, das auf einer Schnur jongliert werden kann, Anmerkung der Redaktion) war eine meiner Lieblingsdisziplinen. Während meines Studiums im Bereich Ökologie habe ich sogenanntes Ashtanga-Power-Yoga ausgeübt. Gleichzeitig habe ich über einen Ferienjob – ich war Küchenhelfer beim Cirque du Soleil – den Circus wieder entdeckt. So reifte der Entschluss, mich ganz der Balance und der Körperbeherrschung zu widmen und an der nationalen Circusschule in Montreal zu studieren. Meine Karriere habe ich im Jahr 2014 mit einer Tournee durch die Schweiz mit dem Cirque Starlight begonnen.

Frage: Gab es auch Vorbilder, welche Sie beeinflusst haben?

Auf persönlicher Ebene war das Denis Josselin, ein Hochseil-Läufer aus Frankreich, der für mich über die Jahre hinweg zu einer Art Mentor geworden ist. Ich bin begeistert davon, dass er in Basel die Gruppe leiten wird, die das Seil über dem Rhein anbringt. Künstlerisch ist mein Stil von Slacklining, einem Trendsport, bei dem man auf einer schlaffen Leine balanciert, von Kampfkunst, Tanz und Jultagi, einer traditionellen koreanischen Art des Balancierens auf einem Hanfseil, inspiriert. Zugleich versuche ich, mit meiner Arbeit eine gewisse Spiritualität zum Ausdruck zu bringen.

Weitere Informationen: Der Auftritt von Laurence Tremblay-Vul findet am Samstag, 12. Mai, ab 14.30 Uhr bei der Mittleren Brücke in Basel statt. Die Veranstaltung ist kostenlos. Das Circus-Festival Young Stage macht vom 11. bis 15. Mai auf der Rosentalanlage beim Messeplatz Station. Karten gibt es in den Geschäftsstellen der Oberbadischen, der Weiler Zeitung und des Markgräfler Tagblatts. Mehr Informationen finden Interessierte im Internet unter www.young-stage.com.

ist 32 Jahre alt und kommt aus Kanada, wo er an der nationalen Circusschule in Montreal studiert und sich auf das Hochseil spezialisiert hat. Eine große Flussüberquerung war schon immer sein Traum.

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