Basel Die Malerei ganz neu definiert

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Henri Matisse zählt zu den bedeutendsten Künstlern der Moderne. Sein bahnbrechendes Werk hat seine Zeit und viele spätere Generationen von Künstlern bis heute wesentlich geprägt. Foto: Philippe Migeat

Die Fondation Beyeler in Riehen zeigt die erste Henri-Matisse-Retrospektive in der Schweiz und im deutschsprachigen Raum seit fast 20 Jahren.

Mit Mit 72 Gemälden, Skulpturen und Scherenschnitten zeigt die Fondation Beyeler in Riehen ab Sonntag eine große Henri Matisse-Retrospektive. Die Ausstellung führt durch sämtliche Schaffensphasen des französischen Meisters der modernen Kunst. „Sie ermöglicht einem breiten Publikum eine abwechslungsreiche Reise von den Werken des jungen Wilden zum Maler mediterraner Idyllen und zum weltreisenden Verschmelzers kultureller Einflüsse“, sagte der Museumsdirektor Sam Keller am Freitag vor den Medien.

Dazu vereint die Ausstellungen mehrere Exponate aus dem Eigenbesitz mit solchen aus renommierten internationalen Museen wie etwa dem Baltimore Museum of Art, dem Centre Pompidou in Paris und dem Museum of Modern Art in New York. Hinzu kommen Exponate aus Privatsammlungen, die nur selten zu sehen sind. Angelehnt an das Gedicht „Einladung zur Reise“ von Charles Baudelaire nimmt die Ausstellung unter diesem Titel immer wieder Bezug auf die Inspirationen, die Henri Matisse (1869-1954) in verschiedenen Weltgegenden sammelte. Von der französischen Mittelmeerküste bis nach Marokko und Tahiti war er unermüdlich auf der Suche nach dem idealen Licht.

Den Gedichtzeilen Baudelaires ist auch der Titel eines wichtigen Gemäldes von Matisse, „Luxe, calme et volupté“ (1904) entlehnt, das an der Ausstellung zu sehen ist. Das Werk aus der Phase des Pointillismus bringt mit seinen kräftigen Farben das Mittelmeerlicht von Saint-Tropez zur Geltung, das damals noch ein Fischerdorf war.

Die drei Worte aus Baudelaires Gedicht, Überfluss, Ruhe und Genuss, bilden die Quintessenz im Schaffen von Matisse, sagte Kurator Raphaël Bouvier. Seine Ausstellung beginnt mit dem Frühwerk des Künstlers, etwa dem „gedeckten Tisch“. Ein anderer Saal widmet sich der „wilden“ Zeit: „Das offene Fenster“ (1905), ausgeliehen aus der National Gallery in Washington D.C., zeigt exemplarisch die künstlerische Revolution des Fauvismus. „Matisse befreite die Farbe vom Gegenstand und nutzte sie, um subjektiven Gefühlen Ausdruck zu geben“, sagte Bouvier weiter.

Die Retrospektive spannt den Bogen zu weiteren Schaffensphasen des Künstlers. Dazu gehören etwa die Inspirationen aus der islamischen Kunst in den gemusterten Textilien auf den Gemälden oder auch die Nizza-Periode mit sinnlichen Intérieur-Gemälden. Eindrucksvoll ist der Saal, der ganz den Badeszenen gewidmet ist. Dort nimmt das monumentale Gemälde „Badende mit Schildkröte“ (1907/1908) einen zentralen Platz ein. Zu den bekannten späteren Werke der Ausstellung gehören das Aktbild „Grand nu couché“ (1935) oder auch das „Intérieur mit ägyptischem Vorhang“ (1948), das wiederum einen farbenprächtige Fensterszene zeigt.

Ein großer Saal widmet sich schließlich dem Alterswerk des Künstlers. Matisse erfand sich in den letzten Lebensjahren nochmals neu: Scherenschnitte, die er bisher nur als Hilfsmittel verwendete, wurden zu einer neuen Ausdrucksform. Der Raum ist leicht eingedunkelt, damit das delikate Papier nicht beschädigt wird – mit ein Grund, weshalb manche dieser Scherenschnitte nur selten ausgestellt sind.

„Ich schnitt mit einer Schere in zuvor gefärbtes Papier und fügte mit einer einzigen Bewegung die Linie zur Farbe und den Umriss zur Oberfläche“, sagte Matisse einst über den Scherenschnitt, den er auch mit dem Meißelschlag eines Bildhauers verglich. Dem Kurator sei es gelungen, die Veränderungen im Schaffen des „künstlerischen Chamäleons“ Matisse anschaulich aufzuzeigen, sagte Sam Keller. Jede Generation solle die Chance erhalten, das Werk des Malers und Bildhauers mit seinen unzähligen Aspekten erleben zu dürfen, sagte Keller weiter.

Die Ausstellung ist vom 22. September bis am 26. Januar zu sehen. Weitere Infos erhalten Interessierte im Internet unter www.fondationbeyeler.ch.    sda

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