Basel Die Uhren glänzen blasser

Die Oberbadische
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Bilanz: Messeveranstalter MCH Group schreibt erstmals rote Zahlen

Die MCH Group schreibt erstmals rote Zahlen: Das Messeunternehmen hat für das vergangene Jahr einen Verlust von 110 Millionen Franken verbucht, was vor allem an „Sondereffekten“ liege, hauptsächlich daran, dass die Schmuck- und Uhrenmesse „Baselworld“ schrumpft.

Basel (sda). Der Umsatz stieg dank Zukäufen um zwölf Prozent auf 493,3 Millionen Franken. Ohne Sondereffekte hätte MCH einen Gewinn von zehn Millionen Franken ausweisen können, wie das Unternehmen gestern mitteilte – nach 34,3 Millionen Franken Gewinn im Vorjahr. Doch Sonderabschreibungen für eine Wertberichtigung der Messegebäude in Basel betrugen 102,3 Millionen und Sonderrückstellungen für Reorganisationen 17,7 Millionen Franken.

Diese Mitte Februar angekündigten Sondereffekte führten unter dem Strich zum Verlust von 110 Millionen Franken. Die Abschreibungen wurden jetzt verbucht, weil MCH angesichts des Geschäftsgangs und der Perspektiven den Wert seiner Hallen in Basel neu taxierte. Bisher standen diese mit 402 Millionen Franken in den Büchern.

Hauptursache für den Wertzerfall ist das starke Schrumpfen der Uhren- und Schmuckmesse „Baselworld“, weil die Branche zunehmend digitaler handelt. Diese Schau hatte im vergangenen Jahr ihr 100-Jahre-Jubiläum gefeiert und ist mit Abstand vor der Kunstmesse Art Basel das wichtigste MCH-Standbein.

Gebäude verlieren stark an Wert

In diesem Jahr ist die Baselworld, die am Donnerstag eröffnet wird, kleiner und kürzer, und ihre Standpreise sind tiefer als früher. Insgesamt sind schon im vergangenen Jahr die Flächenerträge der MCH laut Finanzbericht um knapp 27 Millionen Franken zurückgegangen.

Das MCH-Eigenkapital sank um das Doppelte der Sonderabschreibungen, um 205,3 Millionen Franken oder 46,8 Prozent auf 233,7 Millionen Franken. Dies wird mit Zukäufen erklärt. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr für Akquisitionen 115 Millionen Franken verbucht.

Wegen des Mitte Februar angekündigten Verlustes beantragt der MCH-Verwaltungsrat jetzt mit Blick auf die Generalversammlung am 4. Mai den Verzicht auf eine Dividende; bisher betrug diese fünf Prozent. Größter Aktionär der börsenkotierten MCH ist mit einem Drittel Kapitalanteil der Kanton Basel-Stadt; auch Baselland (7,8 Prozent) und Zürich (vier Prozent Kanton und 3,7 Prozent Stadt) sind beteiligt.

Zum Ende des vergangenen Jahres weist die MCH eine Bilanzsumme von 688,2 Millionen Franken aus und ein Eigenkapitalanteil von 34 Prozent. Die flüssigen Mittel werden auf 115,9 Millionen Franken beziffert. Verwaltungsratspräsident Ulrich Vischer schreibt von einem „nach wie vor gesunden und leistungsstarken“ Unternehmen, das zudem stark diversifiziert habe.

Die Unternehmensleitung geht davon aus, dass auch das laufende Jahr schwierig werde: Das nationale Messegeschäft sei weiter im Sinkflug; zudem stünden weitere Entwicklungskosten an. Diese Effekte könnten durch die bisherigen Maßnahmen – darunter Übernahmen und neue eigene Messen – „noch nicht kompensiert werden“.

Laufendes Jahr wird wohl weiter schwierig

Aus ordentlicher Geschäftstätigkeit – die Gruppe veranstaltet jährlich rund 40 eigene Messen, bietet einschlägige Dienstleistungen an und ist Gastgeberin von rund 1000 Veranstaltungen – erwartet die MCH-Führung deshalb im laufenden Jahr ein Ergebnis in einstelliger Millionenhöhe.

Heute habe die MCH-Sparte „Life Marketing Solutions“ viele verschiedene Firmen, meist über die Jahre zugekaufte, teils mit Töchtern und an verschiedenen Standorten, erklärte dazu ein Sprecher auf Anfrage. Bündeln wolle man insbesondere die strategische Ebene, um zusammen optimal gegenüber der Kundschaft aufzutreten.

Es gehe nicht um eine Sparübung und man plane keinen Stellenabbau. Details dieser Reorganisation sind laut dem Sprecher erst zu klären; teils gehe es um Fusionen mit entsprechenden Abläufen. Im Sommer wisse man mehr, und umgesetzt werde das in der zweiten Jahreshälfte oder im kommenden Jahr. Die meisten betroffenen Firmen seien und blieben wohl im Raum Zürich.

Das Unternehmen kündigte gestern zudem an, die Gesellschaftsstruktur der in der Schweiz ansässigen Teile zu vereinfachen und „die Marken-Architektur anzupassen“. Mehrere Einheiten sollen zusammengelegt werden. Der Personalbestand der MCH-Gruppe legte im vergangenen Jahr um 371 Angestellte auf 1003 Personen respektive um 246 Vollstellen auf 834 zu. Im Wesentlichen liegt das an der Übernahme der US-Firma MC2 mit 364 Angestellten.

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