Basel Ein Blick ins Basel des Jahres 1850

Adrian Steineck

Internetseite widmet sich historischen Bauten. Industrialisierung hat vieles verändert.

Basel - Wer heute durch Basel geht, der macht sich kaum eine Vorstellung davon, dass die Stadt noch vor gut 80 Jahren ganz anders aussah. Wo heute die Basler Universität residiert, da ging es früher weitaus militärischer zu.

Denn am Petersgraben, wo sich das Kollegiengebäude der Universität Basel befindet, stand bis in die 1930er-Jahre hinein das Zeughaus, also ein Lager für Waffen und Vorräte in Kriegszeiten, sagt Hobbyhistoriker Thomas Loretan im Gespräch mit unserer Zeitung. „Aber vor gut 80 Jahren war die Universität bereits so gewachsen, dass sie ein weiteres Gebäude brauchte, und das Zeughaus wurde nicht mehr benötigt“, weiß Loretan.

Der Lehrer für Deutsch und Englisch ist Gründer und mit dem IT-Experten Matthias Ackermann Betreiber der Internetseite www.basler-bauten.ch, die sich dem früheren Basler Stadtbild widmet. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damals brachte der soziale und wirtschaftliche Umschwung im Zuge der Industrialisierung das Verschwinden vieler historischer Gebäude mit sich, legt Loretan dar.

Im 19. Jahrhundert galt das Alte als überholt

„Es galt damals die Maxime: Weg mit den alten Zöpfen“, sagt er. So wurde unter anderem die mittelalterliche Stadtmauer als überholt angesehen, da keine Bedrohung von außen mehr gefürchtet wurde“, sagt er. Heute sind nur noch die drei Stadttore und ein kurzes, unter Denkmalschutz stehendes Mauerstück erhalten. Hier beobachtet Loretan aber ein Umdenken. „Es wird immer noch manches Alte abgerissen, etwa derzeit beim Messeplatz“, sagt er. Aber es gebe doch stärkere Bemühungen, Schützenswertes zu erhalten.

Die Industrialisierung begünstigte ab Mitte des 19. Jahrhunderts zudem das Entstehen neuer Stadtteile. So wurde das Quartier Breite an der Mündung der Birs in den 1850er-Jahren als Arbeitersiedlung geschaffen. Auch der Stadtteil Bachletten am südwestlichen Rand von Basel diente als Wohnsitz der Arbeiter. Hinzu kamen die gestiegenen Bedürfnisse im Zuge des Wachstums von Basel wie bei der erwähnten Erweiterung der Universität. Auch die Gegend um den Fischmarkt und den Spiegelhof hat sich aus Verkersgründen stark verändert.

Internetseite: Rundgang durch das alte Basel

Die Idee für www.basler-bauten.ch kam Loretan vor rund 15 Jahren. „Ich bin schon von jeher fasziniert von historischen Bauten, die ich mir lieber ansehe als moderne Glasfassaden“, umreißt er seine Geschichtsbegeisterung. „Damals dachte ich mir, es müsste doch möglich sein, im Internet so etwas wie einen Rundgang durch das Basel des 19. Jahrhunderts anzubieten.“ Fündig wurde er in verschiedenen Archiven, so im Basler Staatsarchiv, sowie beim Vermessungsamt. „Im Staatsarchiv gibt es ein topografisches Zeitungsausschnittsarchiv, das gut 100 Jahre alte Berichte zu einzelnen Basler Häusern enthält“, sagt er. Auch für historische Fotos, die größtenteils noch nicht digital erfasst und archiviert wurden, sowie für Schriften zur Historie von Basel sei das Staatsarchiv eine gute Anlaufstelle.

Überhaupt ist „erstaunlich viel“ erhalten an Stadtplänen und Dokumenten aus dem 19. Jahrhundert, freut sich Loretan. Dazu gehört der sogenannte Löffelplan. Dieser wurde in den Jahren 1857 bis 1859 durch den Geometer (Landvermesser) Ludwig Heinrich Löffel aufgenommen und später mit Aufnahmen der äußeren Stadtteile durch den Geometer Friedrich Rudolf Falkner, nach dem heute eine Straße in Basel benannt ist, ersetzt. „Das war der erste Basler Stadtplan mit den heute üblichen Katastereinteilungen“, fasst Loretan die Bedeutung dieses Dokuments zusammen. Anhand von diesem ist jetzt quasi ein virtueller Rundgang durch das Basel des 19. Jahrhunderts möglich.

Loretan und Ackermann betreiben ihre Internetplattform auf ehrenamtlicher Basis ohne kommerzielles Interesse. „Das ist für die Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv wichtig“, sagt er. Immer wieder gibt es über Facebook Rückmeldungen für die Internetseite oder Fragen etwa zu historischen Bildern. „Es ist schön, wenn man mit seinem Steckenpferd andere Menschen erreichen kann“, freut sich Loretan.

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