Basel Ein Segen für die Rheinschiffer

Denis Bozbag

Seelsorge: Die ehrenamtlichen Seelsorger Walter Schär und Xaver Pfister suchen am Hafen Kleinhüningen das Gespräch mit den Besatzungen an Bord

Mit einem süßen „Schoggi“-Präsent von den Kirchen in Basel stellen sich der evangelische Diakon Walter Schär und der katholische Theologe Xaver Pfister den Schiffsmannschaften am Rheinhafen Kleinhüningen vor. Bei ihren Bordbesuchen an zwei bis drei Nachmittagen in der Woche ergibt sich schnell ein sehr persönliches Gespräch mit den Männern, denen die Einsamkeit auf den Schiffen oft Probleme bereitet.

Von Denis Bozbag

Basel. „Die Schifferseelsorge hat zum Ziel, die Binnenschiffer ein Stück weit zu begleiten und ihnen mit Empathie zu begegnen, ohne sie bekehren zu wollen“, erläutert Diakon Schär im Gespräch mit unserer Zeitung. Dies bedeute nicht, den kirchlichen Hintergrund zu verleugnen. Die meisten Männer an Bord kannten bereits die sogenannten „Portchaplains“ aus anderen Häfen und schätzten ihre Dienste, erzählt der 77-jährige Seemannspastor im Ruhestand, der seit 2011 ehrenamtlich mit dem Segen der Basler evangelischen Kirche unterwegs ist.

Die Schiffsleute führen eine Doppelexistenz

Seit 1974 kümmert sich Schär um die Sorgen und Nöte der Rheinschiffer, die durch lange Fahrtzeiten von Zuhause und Familie getrennt werden. „Die Trennung vom gewöhnlichen Leben an Land führt oft zu einer Doppelexistenz“, weiß Schär. Einerseits sei man rund um die Uhr an Bord in einer zumeist multikulturellen Männerzwangsgemeinschaft eingebunden. Andererseits sei man am Hafen ein freier Mensch. Doch könne man dann nicht regelmäßig an einer Gemeinschaft teilhaben.

Dies führe zu Problemen in allen Beziehungen – mit Partnern, Familienangehörigen und Bekannten. „Die Bordgemeinschaft folgt oft einer strikten Hierarchie und erinnert an das Militär. Der Einzelne ist darin sehr einsam“, schildert Pfister die Situation auf den Schiffen der Partikuliere und Reedereien.

Als Schär mit dem Dienst begann, war es Voraussetzung, die niederländische Sprache zu beherrschen. „Mit Schweizern hatte ich während der Jahre selten Kontakt. Sie gehen in Basel sofort von Bord.“ Die Kirchen hier böten ihnen die üblichen Dienste an. Deshalb lege die Schifferseelsorge besonderes Augenmerk auf die zahlreichen ausländischen Besatzungen. „Früher waren die Holländer auf dem Rhein vorherrschend. Heute sind sie in der Minderheit. Neben Deutschen und Franzosen sind es vor allem Schiffsleute aus den kommunistisch geprägten Oststaaten wie Polen, Rumänien, Tschechien und Ungarn, die im Hafen Kleinhüningen anlegen.

Aber auch Matrosen, die früher auf hoher See arbeiteten, finde man vermehrt auf den Rheinschiffen vor – wie Philippiner und Afrikaner.

Pflege der menschlichen Beziehungen

Hauptsächlich geht es bei den Besuchen um die Pflege mitmenschlicher Beziehungen und das Vermitteln von Freizeit- und Kontaktangeboten in Basel und der Region. Zwei bis drei Mal in der Woche steigen die beiden Männer nachmittags mit Helm und Schutzweste zum gefühlt richtigen Zeitpunkt auf die anliegenden Schiffe. Den Satz, „die haben mir gerade noch gefehlt“, interpretiere Schär immer im wörtlichen Sinne. Gerade bei den eher atheistisch geprägten Osteuropäern stoßen die Seelsorger nicht gleich auf Wohlwollen. „Schnell begreifen sie aber, dass wir sie nicht bekehren wollen, sondern dass wir zum Zuhören hier sind.“

Die Sitten an Bord musste Schär während seiner Zeit auf den Schiffen erst kennenlernen. Bei einem seiner ersten Besuche auf einem holländischen Schiff wurde zu Tisch gebeten. Als er den Zucker mit dem Löffel in den Kaffee rührte, leckte er ihn danach ab. Dabei erntete er verdutzte Blicke, denn es war der einzige im Steuerhaus.

Auch während zeremonieller Anlässe im Hafen sind die Gottesmänner zur Stelle. Bei Schiffstaufen oder wie bei der Einweihung einer neuen Anlage geben sie ihren Segen. Wenn sie die Mannschaften wieder verlassen, verabschieden sie sich immer mit dem traditionellen Schiffergruß: „Allzeit gute Fahrt in Gottes Namen.“

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