Basel Ein „Zustupf“ motiviert zum Impfen

Die Oberbadische
Eine finanzielle Belohnung kann die Bereitschaft erhöhen, sich gegen Corona impfen zu lassen. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Studie: Forscher der Universität Basel untersuchen den Einfluss finanzieller Reize auf die Impfbereitschaft

Die Aussicht auf eine bescheidene finanzielle Belohnung motiviert Menschen tatsächlich, sich eher gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Das geht aus einer Studie hervor, an der über 8000 Schweden teilnahmen.

Basel (sda). Demnach erhöhte eine Prämie von bescheidenen 200 schwedischen Kronen (rund 21 Franken) die Impfrate um 4,2 Prozentpunkte, von rund 72 Prozent auf 76 Prozent. Niederschwellige psychologische Interventionen, sogenannte Nudges (Denkanstöße), halfen hingegen wenig. Das berichtet ein internationales Forschungsteam um Armando Meier von den Universitäten Basel und Lausanne, Florian Schneider von der Universität Zürich und Pol Campos-Mercade von der Universität Kopenhagen im Fachmagazin „Science“.

Finanzielle Anreize schaffen

In vielen Ländern, auch in der Schweiz, ließen sich bisher zu wenige Menschen impfen, um das Coronavirus in Schach halten zu können. Um die Impfraten hochzukurbeln, setzen einige Städte und Länder, etwa New York und Griechenland, auf finanzielle Anreize. Viele weitere Regierungen spielen mit diesem Gedanken. Bisher fehlten allerdings kontrollierte Studien, die die Wirksamkeit solcher monetärer Anreize für die Covid-19-Impfung belegten.

Befürchtungen entkräftet

Zwischen Mai und Juli 2021 rekrutierten die Forscher 8286 Schweden zwischen 18 und 49 Jahren und erfassten in einer Online-Umfrage deren Impfabsicht. Anschließend teilten sie die Studienteilnehmer in fünf Gruppen ein: Die erste Gruppe erhielt die Aussicht auf eine Impfprämie von 200 Kronen. Eine Gruppe wurde über die Sicherheit und Wirksamkeit der Impfstoffe aufgeklärt, eine darüber, dass sie mit der Impfung andere schützt, und die dritte Gruppe wurde aufgefordert, ein Argument zu formulieren, das für eine Impfung spricht. Die fünfte Gruppe diente als Kontrolle.

Dreißig Tage nach Beginn des Experiments stellte sich anhand anonymisierter Daten der schwedischen Gesundheitsbehörden heraus, dass sich die Impfprämien-Gruppe unabhängig von Geschlecht, Alter und Einkommen tatsächlich eher piksen ließ. Sogenannte Nudges führten hingegen genauso wenig wie Ermutigungen und Erinnerungen zu mehr Impfungen.

Frühere Studien zeigten, dass monetäre Anreize oft auch ineffektiv oder gar kontraproduktiv sein können, indem sie etwa Misstrauen schürten. Aber die Ergebnisse der aktuellen Studie würden diese Befürchtung relativieren, sagte der Verhaltensökonom Schneider laut einer Mitteilung der Universität Basel.

Wirksamkeit der Schweizer Strategie ist unklar

Für die Schweiz entscheidet der Bundesrat am Mittwoch, ob jemand, der einen Freund, eine Nachbarin oder ein Familienmitglied vom Impfen überzeugt, vom Kanton einen Gutschein über 50 Franken erhalten soll. Eine große Mehrheit der Kantone kritisiert die Pläne zu den Impfgutscheinen allerdings.

„Aus unserer Studie können wir nicht direkt die Wirksamkeit dieser Strategie ableiten“, sagte Verhaltens- und Gesundheitsökonom Meier im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Denn die Intervention erfolge zum einen indirekt über eine andere Person, was unter anderem den sozialen Druck erhöhen könnte, zum anderen handle es sich um einen anderen Betrag. „Es ist zwar möglich, dass sich die Impfquote mit diesen anvisierten Impf-Gutscheinen erhöhen lässt. Meines Wissens gibt es dazu aber noch keine Evidenz“, so der Forscher.

Ihm zufolge hängt der Erfolg solcher Instrumente vermutlich davon ab, wie sich die Gruppe der noch Ungeimpften zusammensetzt – also wie viele Unentschlossene und wie viele vehemente Impfgegner darunter sind. „Je größer die Gruppe der Unentschlossenen, desto eher lässt sich wahrscheinlich mit finanziellen Anreizen die Impfquote erhöhen“, sagte Meier.

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