Basel Eine gemeinsame Lösung finden

Michael Werndorff
In den vergangenen Wochen haben die lärmgeplagten Allschwiler die coronabedingte Flugpause genossen. Foto: Die Oberbadische (Archiv)

EuroAirport: Allschwil kämpft gegen Fluglärm / Schweizer Flugticketabgabe könnte kontraproduktiv sein

Basel - In der Schweiz soll das Fliegen bald teurer werden. Das Parlament hat eine Abgabe auf Flugtickets beschlossen, um den Verkehr indirekt zu reduzieren und das Klima zu schützen. Davon betroffen ist auch der EuroAirport (EAP), doch nur die Schweizer Seite des binationalen Flughafens. Allschwil, eine der vom Fluglärm am meisten betroffenen Gemeinden, übt an der Umsetzung Kritik: Es könnte zu mehr Lärm führen.

Billigflieger machen es möglich – kostengünstig auf dem Luftweg von A nach B, auch auf kurzen Distanzen, wo Bus und Bahn eine Alternative darstellen. Nun will die Politik mit der Flugticketabgabe, die bei kommerziellen Passagierflügen pro Ticket je nach Distanz und Buchungsklasse zwischen 30 und 120 Franken beträgt, gegensteuern. Davon betroffen sind auch private Passagierflüge, die für den Klimaschutz zahlen müssen – je nach Größe des Flugzeugs pro Start zwischen 500 und 5000 Franken.

Indes gilt in der anderen Hälfte des EAP für kommerzielle Passagierflüge die deutlich günstigere französische Flugticketabgabe (1.50 bis 18 Euro). Der Allschwiler Gemeinderat schlägt jetzt Alarm. Der Grund: Dadurch drohen im Schweizer Sektor ansässige Fluggesellschaften in den französischen abzuwandern, meint Gemeinderat Philippe Hofmann (CVP).

Wettbewerb wird verzerrt

Dadurch schrumpfe die Möglichkeit der Schweiz zur Einflussnahme am binationalen Flughafen, was es zu verhindern gelte, ist der Politiker überzeugt. Und weiter: Das Preisgefälle könne auch dazu führen, dass Fluggesellschaften von anderswo nach Basel gelockt würden, um so Kosten zu reduzieren. Auch dies bedeute mehr Fluglärm für die Gemeinden im Süden des EAP – allen voran in den Gemeinden Allschwil, Schönenbuch und Binningen, heißt es in einer Medienmitteilung des Gemeinderats. In einem Interview mit dem SRF Regionaljournal sprach Hofmann von einer Wettbewerbsverzerrung. Der mögliche Wettbewerbsvorteil werde dazu führen, dass Allschwil noch mehr Fluglärm aushalten müsse. „Das ist überhaupt nicht in unserem Sinn.“

Auch setzt sich der Gemeinderat schon lange für eine strikte Nachtflugsperre ein – bisher erfolglos. Erst im März hat das Gremium Nationalräte der beiden Basel und Solothurn angeschrieben, um seinem Anliegen Nachdruck zu verleihen. Passiert sei bisher noch nichts, so Hofmann.

Lösung finden

Jetzt hat der Gemeinderat einen Brief an Bundesrätin Simonetta Sommaruga verfasst, in dem sie aufgefordert wird, die nötigen Gespräche mit Frankreich zu führen, um eine Lösung zu finden. Diese soll sicherstellen, dass die Lenkungsabgabe nicht zu mehr Flugbewegungen am EAP und somit zu mehr Lärm führt.

Nach dem coronabedingten Stillstand im Passagierflugbetrieb fährt der EAP diesen seit dem 15. Juni wieder hoch. Platzhirsch Easyjet will während der laufenden Sommersaison weitere Ziele ab Basel aufnehmen, wie das Unternehmen Ende Juni bekannt gab. Insbesondere den Mittelmeerraum habe man im Visier. Der Billigflieger hatte Ende März seinen Flugbetrieb komplett eingestellt. Während der EAP bisher jedes Jahr einen neuen Passagierrekord aufstellte, erwarten die Flughafenverantwortlichen 2020 einen Rückgang um 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

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