Basel Eine Keimzelle für Demokratie

Michael Werndorff
Begeisterten die Besucher: der Jugendchor Passeri mit Sängerin Michèle Thommen. Foto: Fotos: Michael Werndorff

Bundesfeier: Riehen feiert 1. August / Festrednerin Eva Herzog thematisiert Rolle der Schweiz in der Welt

Wenn ein Chor musikalische Akzente setzt, ein Kinderlampionumzug durch den Sarasinpark führt und der Schweizerpsalm feierlich mitgesungen wird, dann wird in Riehen der 1. August gefeiert.

Von Michael Werndorff

Riehen. Bei der Feier am Montagabend freute sich Gemeindepräsidentin Christine Kaufmann nicht nur über die Anwesenheit von Alt-Gemeinderäten, sondern auch über den Besuch von Lörrachs Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic und Tobias Benz, Bürgermeister von Grenzach-Wyhlen. Die Festrede hielt Ständerätin Eva Herzog, zuvor beleuchtete die Gemeindepräsidentin die historischen wie gesellschaftlichen Aspekte der Bundesfeier und das Zugehörigkeitsgefühl zur Gemeinde und der Eidgenossenschaft.

Dieses Jahr feiern Basel und Riehen unter dem Motto „500 Joor zämme“ ihre 500-jährige Zusammengehörigkeit. Für Riehen bedeutete der Kauf durch Basel 1522 unter anderem, dass es Teil der Eidgenossenschaft wurde und in der Folge von den kriegerischen Auseinandersetzungen der vergangenen Jahrhunderte nur am Rande betroffen war, erklärte Kaufmann. Dass die Bundesfeier im Jubiläumsjahr für Riehen eine besondere Bedeutung hat, wurde am Anlass in verschiedener Form gewürdigt.

Die Geschichte zeige unter anderem auf, dass die Riehener begannen, sich für ihre Rechte und Interessen einzusetzen. Im Lauf vieler Jahrhunderte habe sich Riehen zu dem entwickelt, was eine Schweizer Gemeinde darstelle – nämlich eine Keimzelle für Demokratie und die Schweiz, wie man sie heute kenne, sagte Kaufmann.

Die Rolle der Schweiz in der Welt und ihre bisweilen umstrittene Neutralität war Thema von Festrednerin Eva Herzog. Eigentlich sei der 1. August 1291 nicht wirklich der Geburtstag der heutigen Schweiz. Doch die Alternativen seien nicht besser: Die Verfassung vom 12. September 1848 könne nicht glücklich machen, schließlich fehlte der Kanton Jura, und das Frauenstimmrecht sei darin nicht verankert. Daher eigne sich der 1. August wesentlich besser, einmal im Jahr innezuhalten und über die Schweiz nachzudenken – und das in einer Zeit, in der Verunsicherungen und Zukunftsängste zunähmen.

Im Wohlstand der Schweiz liegt eine Verpflichtung

Im Wohlstand der Schweiz liege eine Verpflichtung, betonte Herzog: „Die Schweiz ist keine Insel, weder geografisch noch wirtschaftlich, noch als Lebensraum.“ Gerade die Menschen im Dreiland verstünden dies besser als die Bewohner im restlichen Teil der Schweiz. „Unsere Region steht für eine weltoffene, fortschrittliche und zukunftsfähige Schweiz“, betonte die Ständerätin. Die Schweiz sei eines der globalisiertesten Länder der Welt. „Die Globalisierung hat uns reich gemacht, und deshalb sollten wir andere an unserem Wohlstand teilhaben lassen“, verwies sie auf eine gut durchdachte Entwicklungszusammenarbeit, welche die Menschen im globalen Süden stärke und keine neuen Abhängigkeiten schaffe.

Welche Rolle soll die Schweiz in der Welt spielen? Herzog antwortete mit Blick auf den in der Ukraine stattfindenden Krieg, der alle aufgerüttelt habe. Herzog wünschte sich eine Schweiz, die Neutralität nicht mit Gleichgültigkeit gegenüber Unrecht verwechsele. „Unsere Nachbarländer stellen unsere Unabhängigkeit längst nicht mehr infrage.“ Die Schweiz gehört zu Europa, lautete Herzogs Botschaft. „Es gilt gemeinsam unsere demokratischen Werte zu verteidigen.“

Dass die musikalische Umrahmung der Feier schweiztypisch ausfiel, dafür sorgten unter anderem Schwyzerörgeli-Großformation Tschoppehof und der Jugendchor Passeri mit Sängerin Michèle Thommen, die für ihre Darbietung großen Beifall ernteten. Als Jubiläums-Besonderheit begeisterten der Jongleur Jonas Althaus und der Schlagzeuger Benjamin Brodbeck mit ihrer Improvisation „Zusammen-Spiel“. Mit dabei waren auch die Alphorngruppe Riehen sowie der Posaunenchor Riehen. Moderiert wurde der Abend von Dieter Kohler.

Einen kleinen Wermutstropfen gab es dann doch: Aufgrund der anhaltenden Trockenheit musste auf das Feuerwerk als krönender Abschluss verzichtet werden.

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