Basel Einmaliges Rendezvous der „Arlequins“

Die Oberbadische
Picassos „Arlequin assis“, 1923     Foto: Kunstmuseum Basel Foto: Die Oberbadische

Ausstellung: Zwei Picasso-Werke treffen im Kunstmuseum in Basel aufeinander

Von Dominique Spirgi

Basel. Der eine ist längst Legende und Aushängeschild des Kunstmuseums, der andere verschwand 1969 aus der Öffentlichkeit: Nun verhilft das Basler Museum zwei 1923 entstandenen „Arlequins“ von Picasso zu einem kunstgeschichtsträchtigen Rendezvous.

Der Akt der Hängung ist unspektakulär: Ein „Arlequin“ lehnt bereits an der Wand, der andere wird herein gefahren, und es dauert keine Minute bis beide Gemälde am vorgesehenen Ort angebracht sind. Dass sie nun aber nebeneinander hängen, ist ein außerordentliches Ereignis, wie Josef Helfenstein, Direktor des Basler Kunstmuseums, sagt. Denn seit ihrem Entstehungsjahr 1923 war dies nie mehr der Fall.

Zur Begegnung der beiden großformatigen Gemälde mit den exakt gleichen Ausmaßen und in den identischen Originalrahmen kommt es im Rahmen der Ausstellung „Picasso, Chagall, Jawlensky“ im Kunstmuseum Basel. Sie dreht sich ab 22. Februar um Meisterwerke aus der seit 2004 im Museum deponierten Sammlung Im Obersteg.

Die beiden „Arlequins“ haben einen starken Bezug zu Basel, zum 1969 verstorbenen Sammler Karl Im Obersteg sowie zu Rudolf Staechelin, einem weiteren dem Museum stark verbundenen Sammler. Und nicht zuletzt hat eines der Gemälde ein legendäres Kapitel der Basler Museumsgeschichte geschrieben, das in den 1960er-Jahren als das „Basler Picasso-Wunder“ weltweit für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Bei diesem handelt es sich um den „Arlequin assis“, den Staechelin 1947 als Dauerleihgabe im Kunstmuseum platziert hatte. 1967 sollte das Gemälde wegen finanzieller Schwierigkeiten der Nachkommen des Sammlers verkauft werden. Die Basler Bevölkerung setzte sich in einer einmaligen Rettungsaktion für das Bild ein und ermöglichte der Stadt, das Bild zusammen mit einem weiteren Picasso-Gemälde anzukaufen. Dieser zur Seite guckende Harlekin ist seither eines der großen Aushängeschilder des Museums und ziert entsprechend auch das Cover des Sammlungskatalogs. Entstanden ist das Gemälde 1923, als Picasso sich nach dem Kubismus überraschend wieder dem Klassizismus zugewandt hatte. Er malte drei Arlequins im selben Format von 130 auf 97 Zentimeter, für die sein Malerfreund Jacinto Salvado jeweils Modell saß.

Zwei von drei Bildern gingen nach Basel

Direkt aus dem Atelier gelangten die drei Bilder in die New Yorker Wildenstein Galleries. Und jetzt kommt die frühe und bis heute nicht versiegte Begeisterung des Basler Bürgertums zum großen Künstler ins Spiel. Denn gleich zwei der drei „Arlequins“ gingen flugs in Basler Besitz über. Den dritten kaufte ein Baron mit Namen Gourgaud. Das wohl absichtlich unvollendet gebliebene Bild hängt heute im Centre Pompidou in Paris und ist in Basel nicht zu sehen.

Noch vor dem Transport zur ersten Ausstellung in New York hatte der Basler Speditionsunternehmer und Kunstfreund Karl Im Obersteg einen der „Arlequins“ gekauft – eine eher skizzenhaft gemalte Figur, dessen melancholischer Blick dem Maler beziehungsweise den Betrachtern direkt zugewandt ist. Ein halbes Jahr später sicherte sich Im Oberstegs Sammlerfreund Staechelin den zweiten „Arlequin“, dessen Kopf zur Seite geneigt ist.

Im Obersteg erfreute sich viele Jahre an seinem „Arlequin“, der zusammen mit zahlreichen weiteren kapitalen Meisterwerken von anderen Künstlern in seiner Villa im vornehmen Basler Gellertquartier hing. Vor seinem Tod im Jahr 1969 riet Karl Im Obersteg seinem Sohn Jürg, das Bild zu verkaufen, um die Erbschaftssteuer bezahlen zu können. Der Sohn tat wie ihm geheißen worden war. Zum zweiten Basler Picasso-Wunder innerhalb weniger Jahre kam es nicht, das Bild ging an einen namentlich nicht genannten Privatsammler, der den „Arlequin“ seither nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigte.

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