Interview: Bücher, Lesungen, Autoren: Die BuchBasel bietet vom 15. bis 17. November jede Menge Literatur. Dieses Jahr geht es ums Schwärmen. Warum, erklärt uns die Festivalleiterin.
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Drei Tage lang gibt es in Basel Buchpremieren, Lesungen, Diskussionen, Performances, Workshops, Begegnungen und Gespräche. Mit dabei: Rund 120 Autoren, Wissenschaftler und Künstler. Außerdem wird der Schweizer Buchpreis am Sonntag im Theater Basel verliehen. Über die Vielfalt des Internationalen Literaturfestivals sprachen wir mit dessen Leiterin Marion Regenscheit.
Beim Literaturfestival wird dieses Jahr geschwärmt. Und das in einer Zeit, die alles andere als zum Schwärmen ist. Wollten Sie bewusst einen Gegenpol zur Weltlage setzen?
Das Fokusthema legen wir jeweils bereits im Sommer fest. Das bedeutet, dass es sich nicht an tagespolitischen Themen orientieren kann. Mit „Schwärmen“ wollen wir der diesjährigen Festivalausgabe eine positive Haltung zugrunde legen, die die Menschen dazu einlädt, respektvoll, neugierig und ja, vielleicht sogar schwärmerisch aufeinander zuzugehen. Das kann durchaus als Gegenpol verstanden werden, ist aber zugleich eine Einladung zum Dialog. Denn etwas schlecht zu finden oder zu kritisieren erscheint mir weitaus einfacher, als etwas zu mögen oder sogar zu verehren.
Was erwartet die Besucher?
Die Besucher erwarten drei Tage voller Bücher, Geschichten, Austausch und Begegnungen. Am BuchBasel Festival ist für alle Lesebegeisterte etwas dabei: Buchvernissagen, Lesungen, Diskussionsformate, Performances, Partys, ein Kinderbuchfestival, Workshops und vieles mehr. Am Sonntag wird außerdem der Schweizer Buchpreis vergeben.
Nennen Sie ein paar Charakteristika des Literaturfestivals, die Sie zum Schwärmen bringen.
BuchBasel wächst mit jedem Jahr, mit jeder Person und mit jeder neuen Begegnung. Das Zusammentreffen all dieser Menschen während des Festivals – seien es Besucher, Autoren oder wir als Team mit über 50 Helfern – über drei Tage hinweg schaffen wir gemeinsam eine einzigartige Mischung aus Wissen, Erzählen, Vielfalt, Engagement und Austausch. Mich bringt es zum Schwärmen, wenn ich daran denke, wie Bücher und (Lebens-)Geschichten begeistern und wie da vor Ort etwas entsteht, dass in Erinnerung bleibt.
Schwärmen ist ja zweischneidig: Es kann naiv aber auch mitreißend sein. Werden beide Aspekte beim Festivalangebot herausgearbeitet?
Ja. Ohne das Schwärmen der Autoren für gewisse Idole würde keine Literatur entstehen. Viele Werke leben von der Intertextualität, also von Anspielungen, Verweisen, Referenzen und Zitaten. Einige der Neuerscheinungen, die wir in diesem Jahr vorstellen, veranschaulichen das sehr gut. Ein anderes Beispiel ist die Veranstaltung „Schwärmen für Taylor Swift“, bei der, ausgehend von Anne Sauers Buch Look „What She Made Us Do“, ein Gespräch über Fan-Tum geführt wird. Um Fan-Sein von etwas geht es auch bei der Vernissage des Fan-Fiction-Magazins „Danke“. Zudem wird es Podiumsgespräche geben, die sich dem Thema Schwärmen aus unterschiedlichen Perspektiven nähern. Der Philosoph Yves Bossart spricht zum Beispiel mit der 84-jährigen Schweizer Politikerin und ersten Bundespräsidentin Ruth Dreifuss, die sich der Frage widmet, wie wir vom Schwärmen ins Handeln kommen können.
Auf wen oder was freuen Sie sich dieses Jahr besonders?
Ich bin ein großer Fan der nigerianischen Autorin Chimamanda Ngozi Adichie und freue mich sehr, dass sie unsere Einladung nach Basel angenommen hat. Ebenso gespannt bin ich auf unseren Überraschungsgast, den schwedischen Thriller-Star Arne Dahl, auf Emilia Roig und „Lieben“, auf Caroline Wahl und „Windstärke 17“, auf Carolin Emcke, Nikolaj Schultz, Enis Maci und natürlich auf die Verleihung des Schweizer Buchpreises am Sonntag.
Was raten Sie einem Festival-Neuling angesichts des großen Angebots? Wie orientiert er sich am besten?
Es gibt verschiedene Herangehensweisen. Eine davon ist: Kommen Sie vorbei und lassen Sie sich treiben. Eine andere ist, vorab einige Fragen zu stellen: Mögen Sie ein bestimmtes Genre? Suchen Sie danach. Möchten Sie etwas Neues entdecken oder endlich einmal einen Autor, eine Autorin erleben, die Sie schon lange schätzen? Für Neugierige empfehle ich zum Beispiel die Veranstaltung mit Scholastique Mukasonga und ihrem Buch „Kibogos Himmelfahrt“ oder „Fluchtnovelle“ von Thomas Strässle, in dem der Autor von der Suche seiner Eltern nach einem Schlupfloch aus dem DDR-System und der illegalen Ausreise seiner Mutter in die Schweiz erzählt. Eine andere Frage wäre: Haben Sie Kinder? Es gibt einen Kinderhort und ein kostenloses Kinderbuchfestival....
Herbst ist Lesezeit. Glauben Sie an die Zukunft des Lesens?
Oh ja, natürlich. Und wenn ich unsere steigenden Publikumszahlen anschaue, bin ich damit wohl nicht die Einzige. Lesen ist aber nicht der einzige Weg, um mit Geschichten in Berührung zu kommen. Mit Menschen sprechen, ist auch eine. Oder Hörbücher hören. Auf Spotify gibt es eine große Auswahl, auch von Büchern, die wir im Programm haben – „Lieben“ von Emilia Roig zum Beispiel.
Welches Buch liegt bei Ihnen auf dem Nachtisch?
Da liegen immer mehrere. Derzeit ein Gedichtband von Friederike Mayröcker, „Die Geschichten in uns“ von Benedict Wells, „Der Absprung“ von Maria Stepanova, „Muslimisch-jüdisches Abendbrot. Das Miteinander in Zeiten der Polarisierung“ von Saba-Nur Cheema und Meron Mendel, Chimamanda Ngozi Adichies erster Roman „Blauer Hibiskus“ und die erste Ausgabe des Fan-Fiction-Magazins „Danke“.
Internationales Literaturfestival BuchBasel: 15. bis 17. November; Eröffnung ist um 18 Uhr im Volkshaus Basel; dort sind die meisten Veranstaltungen, weitere gibt es u.a. auf dem Jazzcampus, in der Kaserne,im Soft Space, bei Klara oder Manor sowie die Buchpreisverleihung am Sonntag, 17. November, 11 Uhr, im Theater Basel; einen guten Überblick verschafft ein handliches Taschenbuch; Infos unter: www.buchbasel.ch
Was halten Sie von dem Vorstoß, dass europäische Länder Militär in die Ukraine schicken, um das Land im Verteidigungskampf gegen Russland zu unterstützen.