Basel Erfrischend junge Malerei

Jürgen Scharf
Anna Diehl, die am Donnerstag den Kunstpreis Riehen erhielt, vor ihrer Serie „Form“ im Kunst Raum Riehen. Foto: Jürgen Scharf

Kunst: „New Deals“ bei Regionale in Riehen. Kunstpreis geht an Malerin Anna Diehl.

Riehen - „New Deals“ nennt sich die diesjährige Regionale-Ausstellung im Kunst Raum Riehen, was so viel bedeutet wie Neuverteilung der Karten. Aber so neu gemischt werden die Karten in dieser Ensembleausstellung nicht, eher werden traditionelle Medien wie Malerei bevorzugt. Da passt es gut, dass die vierte Kunstpreisträgerin, die im Rahmen der Regionale-Schau aus den ausstellenden Künstlern ermittelt wurde, eine junge Malerin ist.

Erst seit zwei Jahren konzentriert sich die 31-jährige, in Basel lebende und arbeitende Anna Diehl speziell auf Malerei. Vorher hat sie verschiedene Medien wie Video ausprobiert, im Sommer gerade ihr Malereistudium an der Hochschule für Gestaltung beendet, und nun gleich den mit 6000 Franken dotierten Kunstpreis gewonnen. Ihre Werke finden sich im Großen Saal im Parterre: Malerei an der Grenze zwischen abstrakt, realistisch und konkret, in einfachen geometrischen Formen.

„Form 1-3“ nennt Anna Diehl drei Arbeiten auf quadratischem Linienraster mit mehreren Schichten, den Hintergrund transparent grundiert und sehr verdünnt lasiert. Über das Raster hat die Künstlerin die Form gefunden. Auch zwei großformatige Arbeiten, darunter ein monochromes Bild im Stil von Rothko mit schwarzen und grünen Flächen, denen das Schwarz der Form etwas Leichtes und Schwebendes gibt, haben die Jury auf Anhieb überzeugt.

Und das will etwas heißen, denn Anna Diehl arbeitet ja in einem Feld, das schwer beackert und von „Malerfürsten“ belegt ist. Aber die Arbeiten der neugierigen Malerin sind wirklich erfrischend und lustvoll. Der Kunstpreis, der ja auch zur Attraktion des Kunst Raums Riehen beiträgt, soll junge Künstler unterstützen und zeigen, was in der Region künstlerisch so läuft.

Das will auch die „Regionale“ an sich, die eine Plattform für junge Künstler ist, die sich noch entwickeln. In Riehen hat die bewährte Kuratorin Kiki Seiler die Künstler ausgesucht. Auffallend ist dieses Jahr, dass es nicht um neue Medien geht wie sonst oft, auch nicht um Installationen. Vielmehr dominiert die Malerei in der Nachfolge eines Kasimir Malewitsch.

Überraschend viele konstruktivistische, abstrakte und geometrisch reduzierte, minimalistische Bilder sind zu sehen, etliche auf Farbe und Form zurückgeführt. Auch skulpturale Interventionen sind dabei, die thematisch an Kubistisches erinnern. Etwa das weiße „Architekton“ von Emanuel Strässle, das sich direkt auf die gleichnamige suprematistische Skulptur von Malewitsch bezieht und am Rande auch die Problematik von weißen Sockeln in der institutionellen Ausstellungsgestaltung aufgreift. Von Strässle stammen auch zwei mundgeblasene Kugelgefäße in klassischer Glasbläsertechnik.

Die Weiler Kesselhaus-Künstlerin Ildikó Csapó zeigt eine Serie von konstruktiven Plexiglasobjekten, „Konstrukt“ genannt, 14 Readymades, die wie Glasarchitekturen wirken und durch Licht, Transparenz, Farbe und geometrisierende Formen ins Auge fallen.

Den kleinen Saal bestückt Matthias Huber mit streifenförmigen Farbverläufen, mit denen er Tiefenwirkung und Farbräume schafft. (Einem seiner Streifenbilder begegnet man parallel im Kunsthaus Baselland in Muttenz).

Ein gemeinsames Konzept wurde von drei Künstlern für die Regionale 19 entwickelt. Unter dem kryptischen Titel „BA ist nicht dasselbe wie B plus A“, der sich auf eine Äußerung von Aristoteles beziehen soll, zeigen Tim Bohlender, Uta Pütz und Claudia de la Torre Drucke auf transparenten Folien mit Schrift und Versatzstücken von Buchseiten.

Minimalistisch ist der zweite Stock gestaltet mit einem ganzseitigen Kohlebild an der Wand, einem Pfeil („Arrow“), der gegenüber hängt, und zwei kleinen reizenden Bitumen-Skulptürchen.

Also eine schlüssig aufgebaute, geschlossen wirkende Schau mit viel Material- und Objektkunst und moderner Malerei als einem Statement für das traditionelle Medium der Kunst.

  • Bis 18. Januar, Mi-Fr 13-18, Sa/So 11-18 (Weihnachten geschlossen). Arbeiten der neuen Riehener Kunstpreisträgerin zeigt auch der Kunstverein Saltz in Birsfelden bis 19. Januar.

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