Basel Erste Juden kamen im Jahr 1200

Die Oberbadische

Forschung: Archäologen begleiten Parkhausbau am Kunstmuseum / Funde aus verschiedenen Epochen

Die archäologische Bodenforschung begleitet die Bauarbeiten zum neuen Parkhaus beim Kunstmuseum Basel und ist seit Oktober 2018 etappenweise immer wieder vor Ort. Neben römischen Siedlungsresten kamen bisher der mittelalterliche Stadtgraben sowie mehrere jüdische Grabsteine zum Vorschein.

Basel. Die Bauarbeiten führen zu tiefen Bodeneingriffen sowohl im Bereich des ehemaligen Stadtgrabens als auch in einem direkt danebengelegenen Areal, das von der Römerzeit bis heute besiedelt war, schreibt die archäologische Bodenforschung Basel-Stadt.

Am St. Alban-Graben befand sich einst ein Stadtgraben. Dieser gehörte zur Inneren Stadtmauer, die im 13. Jahrhundert errichtet wurde. Reste dieser Mauer befinden sich auf der Seite des Antikenmuseums unter den Fassaden und dem Bürgersteig und werden während des Bauprojekts stellenweise freigelegt.

Die Böschung des Stadtgrabens wurde auf der Feldseite durch eine sogenannte Kontermauer gestützt. Diese befindet sich im Bereich zwischen den Tramgleisen und dem Bürgersteig auf der Seite des Kunstmuseums und liegt innerhalb der Baugrube. Es ist daher zu erwarten, dass sowohl die Kontermauer wie auch zwei kleine Aquäduktbrücken, die den Stadtgraben überquerten und zur städtischen Wasserversorgung des Spätmittelalters gehörten, in den verschiedenen Etappen des Bauprojekts mehrmals aufgedeckt werden, erklären die Wissenschaftler.

Bei den Bauarbeiten kamen bisher bereits Funde aus verschiedenen Epochen zum Vorschein: Die Archäologen konnten in einer Blitzaktion von wenigen Tagen Siedlungsreste aus der frühen römischen Kaiserzeit ab dem Jahr 30 vor Christus bergen. Der Fundort – für die damalige Zeit weit außerhalb des befestigen Münsterhügels gelegen – ist für diese Epoche unerwartet. Aus der römischen Zeit wurden unter anderem eine Säuglingsbestattung, eine bronzene Haarnadel, Keramik und mehr als 60 spätantike Münzen gefunden.

Ermordet und vertrieben

Auch die Auffüllung des Stadtgrabens aus den Jahren 1786 bis 1815 erbrachte zahlreiche Funde: Damals ließ die Stadt Schutt und Abfall in den Graben schütten, um das militärisch längst überflüssige Hindernis zu einem bis heute stark befahrenen Verkehrsweg auszubauen.

Bereits in den 1980er Jahren kamen bei Bauarbeiten in einem Sickerschacht des 19. Jahrhunderts vier jüdische Grabsteine zum Vorschein. Bei den aktuellen Bauarbeiten wurden ebenfalls weitere Grabsteine gefunden, die in einem neuzeitlichen Sickerschacht verbaut waren. Die Inschrift in hebräischen Buchstaben ist auf den Grabsteinen nur noch schwach erkennbar.

Die Grabsteine gehören in den Kontext der ersten jüdischen Gemeinde. Spätestens um 1200 kamen die ersten Juden nach Basel. Sie bildeten eine Gemeinde, besaßen Häuser und eine Synagoge, ein Getto gab es jedoch nicht. Als die Pest in Europa wütete, wurde ihnen auch hier in Basel vorgeworfen, sie hätten die Brunnen vergiftet und so die Seuche ausgelöst. In der Folge wurde die Basler Judengemeinde um den Jahreswechsel 1348/49 – wie in vielen andern europäischen Städten auch – ermordet und vertrieben.

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