Basel EuroAirport startet wieder durch

Michael Werndorff
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Bilanz: Flughafen mit steigenden Passagierzahlen / Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht

Von Michael Werndorff

Basel. Neustart unter schwierigen Bedingungen: Im vergangenen Jahr hat der EuroAirport (EAP) wieder mehr Passagiere gezählt, die Rekordzahlen von vor Corona wurden aber noch nicht erreicht, wie jetzt an der Bilanzmedienkonferenz zu erfahren war. Und: Die Lärmschutzmaßnahmen in den Nachtstunden zeigen nicht die erhoffte Wirkung.

Nachdem die Corona-Pandemie 2021 und das erste Quartal des vergangenen Jahres noch fest im Griff hatten, konnte der EAP im weiteren Verlauf trotz Energiekrise und Inflation durchstarten. Flughafendirektor Matthias Suhr sprach gestern vor den Medien von einem insgesamt guten Geschäftsjahr. Aber: „Es war ein Neustart unter schwierigen Bedingungen.“ Die schnelle Zunahme des Fluggastaufkommens ab dem zweiten Trimester stellte eine Herausforderung für alle Partner am Flughafen dar, erklärte Suhr. Notwendige Anpassungen konnten aber schnell umgesetzt werden.

Wieder mehr Passagiere

Während für die Jahre 2012 bis 2019 die durchschnittliche Zunahme im Passagierverkehr vor Corona bei acht Prozent pro Jahr lag, verzeichneten die Verantwortlichen für 2021 nur noch 3,6 Millionen Reisende. Mit der Aufhebung fast aller Corona-Restriktionen stieg auch das Passagieraufkommen im vergangenen Jahr wieder, und zwar um 94 Prozent auf sieben Millionen Passagiere – rund zwei Millionen Reisende weniger als im Rekordjahr 2019.

Für das laufende Jahr prognostiziert der Flughafen ein Aufkommen von 7,4 Millionen Passagieren. Noch gebe es viele Unsicherheiten, verwies Suhr auf Lieferengpässe, die Energiekrise, die Situation mit China und Restriktionen für Flüge.

Weniger Frachtverkehr

Einen leichten Rückgang verzeichnete der EAP im Frachtverkehr, der 2022 gegenüber dem Vorjahr um 4,2 Prozent auf 114 320 Tonnen zurückging, sich laut Suhr aber relativ stabil zeigte. „Die Expressfracht ist sehr gut gelaufen“, vermeldete der Flughafenchef.

Ebenfalls als stabil wurde die Entwicklung des Industriebereichs mit den Flugzeugausstattern AMAC, Jet Aviation, Aerospace, Air Service Basel und Nomad Technics AG bezeichnet. Ein Plus verzeichneten der EAP und die ihm angehängten Betriebe und Institutionen bei den Arbeitsstellen. Sie nahmen von 6107 auf 6220 zu, wobei 367 auf den eigentlichen Flughafenbetrieb fielen. „Wir sind nach wie vor einer der größten Arbeitgeber der Region“, betonte Suhr.

Easyjet bleibt Spitzenreiter

Während die klassischen Fluggesellschaften wie Lufthansa (minus 47 Prozent), KLM (minus 71) und British Airways (minus 40) eine negative Entwicklung zu 2019 verzeichneten, ist die stärkste Fluggesellschaft nach wie vor Easyjet mit gut vier Millionen Passagieren und einem Marktanteil von 58 Prozent. Bei Easyjet gingen die Passagierzahlen gegenüber 2019 jedoch um rund ein Viertel zurück. Rivale Wizz Air konnte hingegen zulegen. Zu den wichtigsten Flugzielen wurde die kosovarische Hauptstadt Pristina mit 520 000 Passagieren, gefolgt vom früheren Spitzenreiter London mit 389 000 Passagieren und Istanbul mit 380 000 Reisenden. Insgesamt fliegen 25 Gesellschaften rund 90 Ziele an.

Bahnanschluss ist Thema

Beim EAP-Bahnanschluss harzt es, wie weiter zu erfahren war. Zwar laufen die Planungen und technischen Prüfungen, die Finanzierungsfrage sei aber immer noch nicht in trockenen Tüchern, erklärte der stellvertrende Flughafendirektor Marc Steuer.

Mehr Qualität bieten

Rund 30 Millionen Euro wollen die Flughafenverantwortlichen dieses Jahr investieren. Weit oben auf der Agenda steht neben der Modernisierung des Ankunftsbereichs die Steigerung der Dienstleistungsqualität. Bereits im März startet ein Pilotversuch mit Self-check-in. Dabei können Reisende ihr Gepäck an Automaten selber aufgeben. Es soll aber weiterhin bediente Schalter geben. Im französischen Teil des Flughafens sollen die automatischen Terminals im Rahmen des Pilotprojekts im November eingeführt werden. „Wir sind überzeugt, dass viele Reisende das Angebot nutzen werden“, erklärte der EAP-Chef.

Lärmschutz oben auf der Agenda

Eine Dauerbaustelle bleiben derweil die Lärmschutzmaßnahmen in den Nachtstunden, mit deren Umsetzung sich Suhr und Steuer nicht zufrieden zeigten. Hier müsse bei den Fluggesellschaften noch Überzeugungsarbeit geleistet werden.

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