Basel Extremzustände werden Normalität

Michael Werndorff

Klima: Natur in Basel leidet unter Trockenheit / Stadtgärtnerei setzt auf resistente Baumarten

Basel - Über die Niederschläge der vergangenen Tage freuen sich nicht nur die Verantwortlichen der Basler Stadtgärtnerei. Auch die von Hitze und Trockenheit gestresste Natur kann für wenige Tage „durchatmen“. Derweil ist die Regenmenge nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wie Stadtgärtner Meinrad Gunti weiß. Mit seinen Kollegen erzieht er die Bäume zu einem besseren Wasserhaushalt.

„Der Sommer 2020 ist heiß, und die bisher anhaltende Trockenheit setzt dem Baumbestand und den Grünflächen stark zu“, erklärt Yvonne Aellen, Leiterin Grünflächenunterhalt bei der Basler Stadtgärtnerei, im Rahmen eines Mediengesprächs. „Bis Ende Juli seien lediglich 230 Millimeter Regen gefallen. Der Niederschlag der vergangenen Tage brachte immerhin 40 Millimeter pro Quadratmeter. Indes bestehe keine Chance, dass bis Jahresende die Durchschnittsregenmenge von 850 Millimetern erreicht werden könne. Diese sei mit rund 600 Millimetern bereits vergangenes Jahr und mit 500 auch 2018 deutlich unterschritten worden.

Trockene Sommer

„Die Extremzustände entwickeln sich zur Normalität.“ Und noch immer sorge der außerordentlich trockene Sommer 2018 für Defizite in der Bodenfeuchtigkeit, macht Gunti deutlich. „Das bleibt für die Bäume im Stadtkanton nicht ohne Folgen“, deutet er auf die Rinde einer an der Gundeldingerstraße stehenden Linde. In dieser hat sich in Folge der Trockenschäden der Lindenprachtkäfer eingenistet, der dann für weitere Schäden am Baum sorge. Zudem führe die Trockenheit neben der Brandgefahr zu einem zunehmenden Risiko abbrechender Äste und Kronen.

Natur am Leben halten

Die Stadtnatur am Leben zu erhalten, stelle für die Stadtgärtnerei eine Herausforderung dar, sagt Aellen. Sie müsse zum Beispiel beim Wässern Prioritäten setzen. Denn: „Bei rund 26 000 Stadtbäumen und 250 Hektar Naturfläche ist dies gar nicht anders möglich“, so Aellen. Jungbäume, Blumenbeete und intensiv genutzte Parkrasen würden regelmäßig gewässert.

Hingegen würden Blumenwiesen, Gehölzsäume und extensive Rasen während der Sommerhitze ihrem natürlichen Prozess überlassen. „Die Pflanzen verdorren oberflächlich und werden gelb. Nach der nächsten Regenperiode treiben vorhandene Wurzeln und Samen wieder aus, und die Flächen begrünen sich wieder“, erklärt die Expertin.

Besserer Wasserhaushalt

Bei ihren Bewässerungstechniken setzt die Stadtgärtnerei auf einen erzieherischen Effekt, wie Gunti darlegt. „Ziel ist es, die Pflanzen zu animieren, ihre Wurzeln immer weiter in die Tiefe wachsen zu lassen. Das macht sie weniger trockenheitsempfindlich.“ Die besten Ergebnisse würden erzielt, wenn man nicht zu häufig, dann jedoch tiefgründig wässere. Dabei stimme die Stadtgärtnerei das Gießen spezifisch auf die jeweiligen Pflanzenarten und Standorte ab und erreiche so mit möglichst wenig Aufwand den besten Nutzen. Um die 13 000 Quadratmeter große Rasenfläche des Margarethenparks in ihrem satten Grün zu erhalten, seien pro Gießtag 270 000 Liter Wasser notwendig, weiß Gunti.

Bei Jungbäumen setzen die Experten oftmals auf festinstallierte Bewässerungssysteme, was unter anderem auf dem Meret-Oppenheim-Platz der Fall ist. Dort wurden Zerreichen und der Schneeball-Ahorn angesiedelt – Baumarten, die mit Hitze und Trockenheit besser zurechtkommen. Bei der Neuanpflanzung von Bäumen legt die Stadtgärtnerei den Fokus zudem auf neue, resistentere und deshalb oftmals nichtheimische Baumarten wie die Steineiche oder die italienische Erle.

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