Basel „Fasnacht ist kein Selbstläufer“

Die Oberbadische
Basels „drey scheenschte Dääg“ finden in diesem Jahr vom 2. bis 5. März statt. Foto: Michael Werndorff Foto: Die Oberbadische

Interview: Obfrau Pia Inderbitzin steht an der Spitze der Basler Fasnacht / Hälfte aller Aktiven sind Frauen

Basel - Die Basler Fasnacht mit ihren „drey scheenschte Dääg“ läuft seit jeher nach einem festen Muster ab. Neu seit dem vergangenen Jahr ist, dass mit Pia Inderbitzin eine Frau an der Spitze der organisierten Fasnacht steht. Denis Bozbag hat sich mit der Fasnächtlerin unterhalten.

Nach mehr als 100 Jahren sind Sie die erste Frau an der Spitze des Comités. Was war das für ein Gefühl, damals vom Gremium gewählt worden zu sein?

Da ich schon lange im Comité mitarbeite und seit 1999 auch Frauen im Comité dabei sind, hat sich für mich nicht besonders viel verändert. Allerdings steht man als Obfrau sehr im Fokus der Medien und auch der Fasnächtlerinnen und Fasnächtler. Ich habe sehr viele Einladungen zu Zünften und Gesellschaften, bei denen ich über unser Brauchtum Fasnacht reden darf. Ich bin sehr stolz, dass ich das Fasnachts-Comité als erste Frau präsidieren darf.

Was sind die Herausforderungen, sich als Frau in der ehemaligen Männerdomäne der Straßenfasnacht behaupten zu müssen?

Ich bin in der Fasnachtswelt schon lange bekannt, da ich viele Jahre das Ressort Nachwuchsförderung geleitet und dort einiges bewirkt habe wie zum Beispiel das Larvenkaschieren mit Schulklassen, die Fasnachtskiste für alle Grundschulen, den großen Schulumzug in der Innenstadt, der alle fünf Jahre stattfindet. Ich habe nie das Gefühl, mich behaupten zu müssen, ich fühle mich akzeptiert.

Wie hoch  ist der Frauenanteil in den verschiedenen Formationen derzeit?

Rund 50 Prozent aller Aktiven sind weiblich. Es gibt viele gemischte Gruppierungen, aber auch reine Frauen- und Männercliquen.

Dieses Jahr wird die Fasnacht sehr grün. Viele Sujets thematisieren den Klimawandel. Ist die Basler Fasnacht politischer geworden?

Typisch für die Basler Fasnacht ist, dass sie eine Themenfasnacht ist. Alles, was in Politik, Kultur, Gesellschaft ärgert und stört, soll und darf an der Fasnacht aufbereitet und zum Thema werden. Fasnacht hatte schon immer einen politischen Charakter, das gehört dazu!

Es haben sich sehr viele junge Gruppen angemeldet. Woran liegt es, dass die Fasnacht so viele junge Menschen anspricht?

Die Stammvereine haben alle eine Junge Garde, das heißt, sie pflegen die Nachwuchsförderung und investieren sehr viel Engagement und Zeit, um den Kindern und Jugendlichen unser Kulturgut näherzubringen.

Die Zahlen bei den Jungen sind seit einigen Jahren konstant, und das ist gut so. Aber es bedeutet auch, immer am Ball zu bleiben und proaktiv auf die Jungen zuzugehen. Fasnacht ist kein Selbstläufer, heute haben Kinder und Jugendliche sehr viele Möglichkeiten, ihre Freizeit zu gestalten.

Die Basler Fasnacht hat auch eine wichtige integrative Funktion. Welche Aufgaben und Projekte können Menschen mit Behinderung bei den Fasnachtsaktivitäten übernehmen?

Der integrative Aspekt ist sehr wichtig für die Fasnacht, alle sollen die Möglichkeit haben, in irgendeiner Form daran teilzuhaben. Jede Gruppierung ist ein soziales Netzwerk, und nach Möglichkeit werden auch Menschen mit einer Behinderung ins Fasnachtsleben integriert.

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