In der Halle herrscht zu Radiomusik geschäftiges Treiben. Es wird gehämmert, gebohrt und lackiert. Auf den Boden abgestelltes Material wie Nägel, Schrauben und Holzteile erinnert stark an eine Baustelle. Dispersionsfarbe und verschiedene Lacke stehen in Behältern vor bunt bemalten Zuglaternen, die am Morgestraich Basels verdunkelte Altstadt als einzige Lichtquelle erhellen und die Sujets der Formationen austragen werden.
Gleich hinter der Schiebetür führen rosa Farbspritzer zu einem Lkw, Baujahr 1978. Er gehört als großer Cortège-Wagen zur Basler Mittwoch-Gesellschaft 1907 (BMG), der ältesten Männer-Fasnachtsclique in der Stadt am Rheinknie. Die „Wäägeler“ arbeiten seit November in ihrem Atelierbereich eifrig an der gestalterischen Umsetzung ihres Themas. Dafür muss das alte Gefährt jedes Jahr eine neue Verwandlung durchmachen und in der Werkstatt inspiziert werden. Mit dem Sujet „Carne vale“, (lateinisch für Fleisch wegtragen, sprich Fastenzeit) dem ursprünglichen Namen der Fasnacht, will die Gesellschaft diesmal einen Kontrapunkt zum CO2-verträglichen Verzicht auf Fleisch setzen. „Wir sprechen uns für das Fleisch und dessen Verzehr aus. Deshalb darf es dieses Jahr ruhig etwas blutig zugehen“, verweist BMG-Vizepräsident Giacumin Jörg auf die roten Flecken an der lackierten Holzverkleidung. Die Idee für das in Zeiten der Klimadebatte provokante Thema entstand bereits vergangenen Sommer bei den Treffen der internen Sujet-Kommission. Die künstlerische Gestaltung wurde dann in die Hände des Mitglieds und Künstlers Philippe Reinau gelegt. Für den Bau des Umzugswagens hat die BMG 2000 Franken aus der Vereinskasse als Budget veranschlagt. „Das Wurfmaterial am Umzug bestehend aus Orangen, Schokoküssen, Blumen und Bonbons kostet 600 bis 700 Franken, die jeder selber mit einbringt“, erklärt Jörg.