Basel Feiern im farbigen Räppli-Regen

Die Oberbadische

Fasnacht: Zweiter Basler Cortège lockt tausende Besucher an

Im Tram trifft ein Ritter mit Schwert auf das Phantom der Oper. Kinder strecken ihre Hände erwartungsvoll fröhlich lachenden Waggis entgegen, um von einem Wagen herab Orangen oder Dääfeli entgegenzunehmen. Der koreanische Machthaber Kim Jong-un führt mit einem übergroßen Schwellkopf und dem Tambourstab in der Hand eine Musikkapelle an, die aus seinen Ebenbildern besteht.

Von Adrian Steineck

Basel. Solche und ähnliche Szenen spielten sich gestern Nachmittag beim zweiten Cortège in der Basler Innenstadt ab. Bei teilweise strahlendem Sonnenschein säumten zehntausende Besucher die Straßen, um einen weiteren Höhepunkt der „drey scheenschde Dääg“ zu erleben. 120 Wagen der teilnehmenden Cliquen sowie mehrere tausend aktive Fasnächtler sorgten für strahlende Gesichter bei den Besuchern.

Die Kolonne der Narren hatte die Basler Innenstadt noch einmal im Griff. Ab dem Messeplatz hieß es für Aktive wie Zuschauer zu Fuß zu gehen, die Trams wurden aus dem Zentrum des Geschehens heraus umgeleitet.

An Seitenhieben auf die Welt- und Lokalpolitik wurde wie in den vergangenen Jahren nicht gespart. Die beliebtesten Sujets waren das düstere Weltgeschehen mit Unter-Themen wie „Es heerscht e Bombestimmig“, „Oobeland first“ und „Risiko – d Wält stoot uff em Spiil.“ Auch die Chaisen, die zur Basler Fasnacht gehörenden Pferdekutschen, waren sowohl in natura als auch – fast noch häufiger diesmal – als satirischer Teil der Wagen zu sehen.

Fasnächtler bewegen sich auf zwei Routen

Aufs Korn genommen wurden insbesondere die schärferen Bestimmungen für die Teilnahme von Pferden am Cortège, welche das Basler Fasnachts-Comité in diesem Jahr festgelegt hat. An lokalen Themen wurden die 3er-Tramlinie nach Saint-Louis und auch das „Insektenfood“ aufgegriffen: „Mit Insäggten uf em Däller, lauffsch nid besser, aber schnäller“, hieß es da etwa. Auch auf die geplante Kooperation der beiden Basel im Gesundheitsbereich wussten sich die Fasnächtler einen Reim zu machen. „Kimftig hesch kai Waal, muesch ins Fusionsspidaal“, prangte als Vers auf einem Wagen, aus dem heraus stilecht Waggis in Ärztekluft ihre Gaben verteilten.

Auch bei den Umzügen präsentiert sich das Basler Brauchtum als die etwas andere Fasnacht. Die Cliquen laufen hier nicht wie etwa bei den Rosenmontagszügen im Rheinland von A nach B, sondern bewegen sich auf einer inneren Route im Uhrzeigersinn und auf einer gegenläufigen äußeren Route. Diese Regelung wurde im Jahr 1973 vom Basler Fasnachts-Comité eingeführt.

Wie manches an der Basler Fasnacht mag dies auf Außenstehende zunächst chaotisch wirken, gehorcht aber einer strengen Ordnung.

Es gibt Süßes, Obst oder auch eine Ladung Räppli

Beim gestrigen Cortège trug dieses Prinzip dazu bei, dass die besucher auf beiden Straßenseiten ausreichend von den Narren bedacht wurden – sei es mit Süßigkeiten, Obst, Gemüse oder einer Handvoll Räppli.

Letzteres passierte vor allem Kindern, die allzu aufdringlich auf „Beute“ aus waren. Amüsant und herzerfrischend war es für die Besucher, wenn sich um die Wagen herum regelrechte Trauben von Kindern bildeten, welche erwartungsvoll die Hände in die Luft streckten. Das gehört beim Cortège zum guten Ton – wer aber allzu nassforsch vorgeht, wird mit einer Ladung Räppli bedacht und findet die farbigen Papierschnipsel je nachdem noch tagelang in seiner Kleidung.

Die diesjährige Basler Fasnacht, die nach vorläufiger Einschätzung der Blaulichtorganisationen relativ ruhig war, ist heute in den frühen Morgenstunden mit dem „Ändstraich“ ausgeklungen.

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