Basel Feuer und Flamme für den Chienbäse

Die Oberbadische

Fasnacht: Letzte Vorbereitungen für den Liestaler Chienbäse-Umzug / Archaisches Spektakel begeistert

Wo sonst Schützen ihre Treffsicherheit trainieren, wird fleißig gesägt, gehämmert und geklopft. Am Dienstagabend ist auf der Schießsportanlage Sichtern hoch über Liestal die letzte Gelegenheit, einen Chienbäse zu bauen, bevor am Sonntag der feurige Umzug durchs „Stedtli“ startet. Dieser lockt jedes Jahr rund 50 000 Schaulustige aus nah und fern nach Liestal.

Von Michael Werndorff

Liestal. Treffsicherheit und Geschick sind aber auch hier gefragt, wie Jaro Kubicek von den „Unabhängigen Chienbäseträger“ weiß. Er ist einer der Erfahrensten unter ihnen und steht Neulingen mit Rat und Tat gerne zur Seite, die ihre eigenen Besen unter Anleitung herstellen können.

Späne fliegen, Nägel werden eingeschlagen und Drähte um die Konstruktion gewickelt, damit alles schön fest sitzt. Rund 80 Träger sind unter dem Vordach der Schießsportanlage damit beschäftigt, aus Buchen- und Nadelholzscheiten Chienbäse zu zimmern, die etwa 30 bis 50 Kilogramm wiegen.

„Der Besen da drüben, der fällt ja schon beim Anschauen auseinander“, deutet Kubicek auf ein schlecht gebundenes Exemplar und schmunzelt. „Beim Bau muss einiges beachtet werden, sonst hat der Träger später ein großes Problem“, meint Kubicek, der vor mehr als 30 Jahren zum ersten Mal am Umzug teilnahm und seit seiner Kindheit Feuer und Flamme für den Brauch ist. Entweder fällt der Besen beim Abbrennen schnell auseinander, oder Glutstücke fallen auf den Träger, der sich Verbrennungen zuziehen kann.

„Die Chienbäse müssen am Stiel dicht sein“, verrät der Routinier. Dafür sorgt der Draht, der fest um das Holz gewickelt werden muss. Das stiftet übrigens die Bürgergemeinde, und zwar insgesamt 40 Ster Holz zu jeweils 400 Kilogramm. „Die reichen für etwa 300 Chienbäse und die vielen Wagen, die ebenfalls in Brand gesetzt werden“, erklärt Kubicek, der sich mit dem diesjährigen Bauergebnis insgesamt sehr zufrieden zeigt. „Die Neulinge kommen gerne auf uns zu, und wir erklären ihnen, wie der Besen richtig zusammengesetzt wird.“

Zum zweiten Mal dabei ist der Zürcher Christoph Treier, der durch seinen Arbeitskollegen Dani Müri das Spektakel kennengelernt hat, wie er erzählt. „Mich begeistert das Archaische“, sagt der 35-jährige Lehramtsstudent und schwingt das Beil, um einem Ende des Holzscheits den richtigen Winkel zu verpassen. „Ich schaue anderen über die Schulter, wie das funktioniert – das Ganze hat etwas von learning by doing. Handwerkliches Geschick sollte man aber schon mitbringen“, meint der Zürcher. Warum er hier ist? „Es ist schon etwas ganz Besonderes, mit dem gefährlichen Feuer durch das sichere Stedtli zu ziehen“, beschreibt er einen Ausnahmezustand, der ihn schon beim ersten Mal fest in seinen Bann zog. Zudem sei es eine schöne Tradition, zu der man etwas beitragen könne.

Etwa vier bis fünf Stunden benötigt Treier zum Bau seines Besens, den er am Sonntag auf den Schultern tragen wird. Um gewappnet zu sein, hat sich Treier einen alten DDR-Militärmantel samt Helm im Internet bestellt, in den er eine Löschdecke eingearbeitet hat.

Zum dritten Mal mit von der Partie ist Merline Roth. Gemeinsam mit ihrem Vater Viktor baut sie ihren Besen als Teil einer schönen Liestaler Tradition, wie sie sagt. Und diese will gepflegt werden, ist sie überzeugt.

Kubicek freut sich jedenfalls, dass jedes Jahr rund zehn Prozent Neulinge den Weg zur Schießsportanlage finden, um einen Besen zu bauen und am Umzug teilzunehmen. Jeder dürfe mitwirken. Einen Vereinszwang gebe es nicht, betont der Liestaler, der jedes Jahr aufs Neue von der Glutofenhitze und dem Feuerspektakel begeistert ist. Nicht nur die Teilnehmer schützen sich mit der richtigen Kleidung vor Glut und Feuer, auch die Zuschauer sollten das, rät er und verweist auf den Funkenflug im engen Stedtli. Außerdem bittet er Schaulustige, einen sicheren Abstand zu den Trägern und Feuerwagen einzuhalten. Der Umzug startet am Sonntag, 18. Februar, pünktlich um 19.15 Uhr und führt über die Burgstraße, Rathausstraße, Reb- und Gerbergasse zum Gestadeckplatz. Weitere Infos unter http://chienbaese.ch/chienbaeseumzug.

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