Wer mit Liszts bedeutendstem Klavierwerk, der h-Moll-Sonate, beginnt, der hat genügend Selbstbewusstsein. Das zeigt sich in Beisners Darstellung dieses einzigartigen Klavier-Solitärs, die den Zuhörer gleich in die Stimmung und Energie dieser Musik hineinzog. Dass der Pianist das nicht durch Donnerallüre erreicht, sondern durch unangestrengte, selbstverständliche Musikalität, war umso beeindruckender, zumal er ohne Grandioso-Haltung, ohne Pathos an das Stück herangeht. Jegliche Oberflächenbrillanz unterspielt der junge Tastenvirtuose zugunsten einer sinnlich-plastischen Klanggestaltung, und er verirrt sich auch nicht in den labyrinthischen Klangwegen.
Beisners Seriosität und Können schlugen sich bei dieser Lisztschen Tour d’Horizon auch in Charakterstücken wie dem mit großer Geste und intensivem poetischem Ausdruck wiedergegebenen Petrarca-Sonett Nr.104 nieder. Die „Wasserspiele der Villa d’Este“ durften klangschön fließen, waren in ein luzides Klangbild gehüllt und schon etwas impressionistisch parfümiert. In der Dante-Sonate („Après une lecture du Dante“), einem seiner Londoner Wettbewerbstücke, gelang Beisner eine imponierende Steigerungsdramaturgie zwischen lyrischen Momenten, kantabel ausgespielten Melodiebögen und virtuosen Passagen.