Basel Fotos beim Sprung aus der Torte

Die Oberbadische

Interview: Eva Keller über die Faszination der Basler Museumsnacht / Besonderheiten und Atmosphäre

Basel. Einmal im Jahr öffnen die Basler Museen zu ungewohnter Zeit ihre Pforten und bieten ihren Gästen die Gelegenheit, nachts durch die Sammlungen zu streifen. Am Freitag, 19. Januar, von 18 bis 2 Uhr morgens können Entdeckungshungrige bei der 18. Basler Museumsnacht in 36 Museen und Kulturinstitutionen der Region Basel einen breiten Spartenmix aus Kunst und Kultur im Dialog mit Literatur, Musik, Film und Theater erleben. Die Häuser gewähren Blicke hinter ihre Kulissen: Restauratoren zeigen ihre Fertigkeiten, Besucher können an Performances und Workshops teilnehmen, Kuratoren stehen zum Gespräch bereit, es gibt spezielle Angebote für Kinder und Migranten. Mit der Projektverantwortlichen Eva Keller von der Kulturabteilung Basel-Stadt unterhielt sich Gabriele Hauger.

Frage: Was ist das Besondere an der Basler Museumsnacht?

Der Besucher kann in Basel innerhalb weniger Stunden einen wunderbaren Ein- und Überblick über die reiche Basler Museumslandschaft gewinnen. 36 Museen und Kulturinstitutionen nehmen an diesem Kulturerlebnis teil. Sie ergänzen ihre Sonderausstellungen und Sammlungspräsentationen durch rund 200 unterschiedliche und spartenübergreifende Programmpunkte. Es gibt Konzerte, Lesungen, Führungen, die alle mit den aktuellen Ausstellungen etwas zu tun haben: Sei es Paul Klee in der Fondation Beyeler oder Marc Chagall im Kunstmuseum. Bei der Erarbeitung der Sonderprogramme entfalten die beteiligten Häuser jedes Jahr aufs Neue eine ungeheure Fantasie.

Frage: Da ist große Kreativität gefragt.

Ja, das gelingt aber jedes Jahr. Schließlich sind es ja auch stets neue Sonderausstellungen, die gezeigt werden. Da gibt es einen automatischen thematischen Wechsel. Manche Häuser arbeiten auch ganz bewusst mit ihren Sammlungsbeständen, die sie dann bei der Museumsnacht unter verschiedenen Gesichtspunkten zum Blühen bringen. Beispielsweise das Naturhistorische Museum. Hier sind die Präparatoren am Werk. Da erlebt man einen wunderbaren Werkstatteinblick. Langweilig wird es jedenfalls nie.

Frage: Wünschen sich die Besucher eine aktive Teilnahme oder zählt eher das bloße Konsumieren?

Die aktive Teilnahme wird zusehends nachgefragt. Die Leute wollen nicht nur durchs Museum wandeln, sondern eine Vertiefung haben: sei es durch eine spezielle Führung oder durch ein Konzert oder anderes...

Frage: Nennen Sie ein paar Beispiele.

Das Spielzeugmuseum in Riehen hat derzeit Heidi als Ausstellungsthema. Dort kann man einen Jodelcrashkurs machen. Oder im Museum Tinguely mit seinen schweren Skulpturen: Dort wird gezeigt, wie ein Stahlguss gemacht wird. Im Jüdischen Museum kann man sich mit Crazy David in 30 Minuten mittels Comics und Humor 3000 Jahre Judentum erklären lassen.

Frage: Was raten Sie Eltern mit kleinen Kindern, wie können sie an der Museumsnacht teilnehmen?

Zum einen sollte man unsere Website konsultieren oder das Programmheft zur Hand nehmen, da kann man schöne Schwerpunkte herauslesen. Eigentlich gibt es aber in jedem Museum etwas für Kinder, so ab dem Alter von fünf, sechs Jahren. Zum Beispiel „Kinder führen Kinder“ oder den Sprung aus der Torte: Anlässlich des 125. Geburtstags des Museums der Kulturen wird dort ein Fotoshooting angeboten, beim Sprung aus der riesigen Geburtstagstorte. Das macht sicherlich auch Kindern Spaß.

Frage: Es ist Ihre zwölfte Museumsnacht. Sie klingen immer noch begeistert.

Ich bin immer wieder freudig angetan von der Ideenvielfalt der Ausstellungshäuser und auch vom Publikum. Es ist eine festliche Stimmung in der ganzen Stadt. Es sind viele Leute unterwegs. Meistens in Gruppen mit Freunden, darunter sehr viele junge Menschen. Alle sind gespannt, offen und interessiert. Ein Nachtforscher hat mir einmal gesagt, dass der Mensch abends offener, neugieriger ist und weniger verbissen auf ein Ziel hinarbeitet. Man lässt sich gerne überraschen. Und das ist jedes Mal wieder spürbar.

Frage: Viele Jugendliche nutzen ja das Angebot. Verstärkt sich dieser Trend?

Dank unserer Sponsoren können wir jungen Menschen bis 26 Jahren ja einen Gratis-Eintritt anbieten. Ihr Anteil hat sich über die Jahre verstärkt. In den letzten beiden Jahren lag er bei 43 Prozent. Das ist sehr viel, wenn Sie das mit dem Altersdurchschnitt der üblichen Museumsbesucher vergleichen, der bei 55 bis 60 Jahren liegt. Somit ist das natürlich auch eine „Investition“ in die Zukunft.

Frage: Wo werden Sie denn in jedem Fall an der Museumsnacht hingehen?

Also der Jodelcrashkurs, der hat es mir schon sehr angetan. Ich habe mir aber auch etwas ausgesucht, wo es sicher ruhiger zugehen wird: das Museum für Gegenwart, die Außenstation des Kunstmuseums. Dort werden Besichtigungstermine angeboten, und es wird explizit auf Entschleunigung gesetzt. Zwischendurch ist das prima. 

Weitere Informationen: Museumsnacht: Freitag, 19. Januar, 18 bis 2 Uhr; für Besucher, die jünger als 26 Jahre (mit Ausweis) sind, ist der Eintritt frei. Mit dem Ticket lässt sich zudem kostenlos der Nahverkehr nutzen. Es gibt spätnachts Sonderverbindungen auch nach Deutschland. Der Pass in Form von Bändeln ums Handgelenk kostet regulär 22,50 Euro, mit DB-Nachtzug 27,50 Euro; Mehr unter www.museumsnacht.ch

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