Basel Frauen sind die Leidtragenden

Michael Werndorff
Bei Gewaltstraftaten im häuslichen Bereich sind Frauen sehr oft Leidtragende. Foto: Archiv

Gewalt - Innerhalb einer Partnerschaft kommt es zu den meisten Straftaten / Polizei kann eher eingreifen

Basel - Die Basler Polizei hat im Jahr 2017 insgesamt 730 Gewaltstraftaten im häuslichen Bereich registriert. Dabei waren in knapp 77 Prozent der Fälle Frauen die Opfer, und mehr als 83 Prozent der Straftaten ereigneten sich in einer bestehenden Partnerschaft, wie es seitens des Statistischen Amts Basel heißt.

Fast ein Drittel aller Anzeigen im Jahr 2017 betrafen den Straftatbestand Tätlichkeiten, gefolgt von Drohung (28 Prozent) und Körperverletzung (16 Prozent). Seit dem Jahr 2009 machten diese Vorfälle mindestens 70 Prozent aller Straftaten im häuslichen Bereich aus, geht aus dem Zahlenwerk des Statistischen Amts hervor. Zudem gab es fünf versuchte Tötungsdelikte.

Frauen sind die größte Gruppe

Neben dem Straftatbestand erfasst die Polizei auch die Beziehungsarten der Konfliktparteien. Danach ereigneten sich mehr als 83 Prozent der Übergriffe in einer bestehenden oder ehemaligen Partnerschaft. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 457 Geschädigte im Bereich der häuslichen Gewalt polizeilich registriert, Frauen machen mit 77 Prozent die größte Gruppe aus.

Opfern häuslicher Gewalt den Rücken zu stärken und stärker gegen Brutalität in den eigenen vier Wänden vorzugehen, hat sich der Runde Tisch häusliche Gewalt in der Region Basel zum Ziel gesetzt. Denn: Die Kantonspolizei rückt durchschnittlich ein Mal pro Tag wegen häuslicher Gewalt aus.

Große Dunkelziffer

„Die Dunkelziffer ist groß, weil viele Opfer Häuslicher Gewalt aufgrund von Scham- und Schuldgefühlen die erlebte Gewalt nicht anzeigen“, erklärt Leiterin Isabel Miko im Gespräch mit unserer Zeitung. Laut Miko habe sich das Bewusstsein in der Bevölkerung verändert. „Die Fälle werden schneller bekannt. Auch Nachbarn informieren rascher die Polizei“, kommentiert sie die Lage.

Opfer sollten sich beraten lassen

Opfern rät sie, in akuten Gewaltsituationen sofort die Polizei zu rufen. „Opfer Häuslicher Gewalt sollen sich auf jeden Fall Hilfe von Fachpersonen holen und sich zudem von Opferhilfeorganisationen beraten lassen.“

Polizei mit mehr Handlungsspielraum

Die Kantonspolizei Basel-Stadt hat bei der Bekämpfung von häuslicher Gewalt jüngst mehr Handlungsspielraum erhalten. Der Große Rat hat eine entsprechende Revision des Polizeigesetzes einstimmig beschlossen.

Damit wird der Begriff der Häuslichen Gewalt breiter gefasst. Die neue Definition beschränkt sich nicht mehr nur auf Vorfälle zwischen mündigen Personen, sondern erfasst auch Jugendliche und Kinder. Mittlerweile hat die Kantonspolizei die Möglichkeit, einzelne Schutzmaßnahmen für Betroffene und auch unabhängig voneinander zu verfügen. Die Schutzmaßnahmen sollen gefährdeten Menschen ermöglichen, in ihrer vertrauten Umgebung bleiben zu können.

Weitere Informationen: Ansprechpartner finden Opfer unter www.loerrach.de/lebenslagen sowie beim Hilfstelefon unter Tel. 0800/ 011 6016.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading