Basel Frischer Wind mit bekanntem Duft

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Mit frischem Wind, Altbewährtem und viel Neuem will das Theater Basel ab dem Herbst in eine neue Ära starten. Foto: zVg/Juri Weiss

Theater: Basler Schauspielhaus präsentiert neuen Spielplan / Vorführungen beginnen am 9. Oktober

Basel - Mit acht Uraufführungen im Schauspiel und einer in der Oper wird das Theater Basel im Oktober unter der Leitung von Benedikt von Peter in eine neue Ära starten. Geradezu ein roter Faden im Spielplan sind Themen wie die Apokalypse und Verlorenheit.

Die Pandemie-Einschränkungen waren augenfällig im Schauspielhaus in Basel, wo das neue Leitungsteam des Theaters am Montag seine Pläne bekanntgegeben hat. Drei Viertel der Plätze im Zuschauerraum waren mit Tüchern abgedeckt. Das alte Führungsteam unter Andreas Beck hatte dort am Sonntag noch eine anderthalbstündige filmische Rückschau-Vorstellung präsentiert.

Inhaltlich wurde die Corona-Krise an der Präsentation des neuen Spielplans aber als Nebensache behandelt. „Wir werden, wenn wir müssen, Wege finden, um Covid zu trotzen“, sagte Jürg Pohl, Mitglied der vierköpfigen neuen Schauspielleitung. „Wir haben verschiedene Szenarien durchgedacht, gehen aber davon aus, dass Live-Auftritte im Herbst möglich sein werden“, ergänzte Intendant Benedikt von Peter.

Viel Neues für das Basler Publikum

In erster Linie ging es dem neuen Leitungsteam, unterstützt vom langjährigen Ballettdirektor Richard Wherlock, darum, den neuen Spielplan und das neue Ensemble vorzustellen. Und da wird sehr viel Neues auf das Basler Publikum zukommen, aber nicht nur: Acht der insgesamt mehr als 30 Produktionen sind Übernahmen von Theatern, an denen die Leitungsmitglieder zuvor gearbeitet haben.

Von Peter zum Beispiel bringt seine äußerst erfolgreiche Inszenierung von Verdis „La traviata“ mit, die er an seinem bisherigen Arbeitsort in Luzern quasi als Einpersonen-Oper mit der gefeierten amerikanische Sopranistin Nicole Chevalier auf die Bühne gebracht hatte. Schauspiel-Co-Leiter Antù Romero Nunes zeigt sein am Hamburger Thalia Theater entstandenes „Odyssee“-Projekt, das 2017 ans Berliner Theatertreffen geladen war.

Und als populäres Spielplanzückerchen kommt noch ein Einkauf dazu: Mozarts „Zauberflöte“, die ursprünglich als Koproduktion der Dutch National Opera, der English National Opera und dem Festival d’Aix-en-Provence entstanden war.

Leitthemen: Apokalypse und Verlorenheit

Bei den Übernahmen und den Neuproduktionen ziehen sich zwei Themenbereiche wie ein roter Faden durch das Programm: Die Verlorenheit und Einsamkeit des Menschen, zum Beispiel in der Odyssee-Saga, die gleich in vier Bearbeitungen im Schauspiel und in der Oper vorkommen wird – unter anderem in einer Adaption des Jahrhundertromans „Ulysses“ von James Joyce oder in der „Ulisse“-Oper von Claudio Monteverdi.

Zweites Hauptthema ist die Apokalypse. Dieses wird zum Beispiel im Ensembleprojekt „Das Ende der Welt, wie wir es kennen“ zum Tragen kommen oder beim Projekt „Im Flow der Apokalypse“, bei dem sich auf der Kleinen Bühne Studenten der Hochschulen für Musik sowie für Gestaltung und Kunst werden austoben können.

Die geschäftsführende Schauspieldramaturgin Anja Dirks wies aber darauf hin, dass der Spielplan noch vor dem Lockdown zusammengestellt worden sei. Aber das „Katastrophische“ biete sich im Zusammenhang mit der Corona-Krise natürlich an, sagte Pohl.

Bekannte Basler Namen im Ensemble

Auf der Liste des Ensembles finden sich viele neue, aber auch in Basel altbekannte und auch darüber hinaus wohlklingende Namen: Die zum Weltstar aufsteigende Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann wird zum Beispiel die Pamina in „Die Zauberflöte“ singen. Und der für seinen betont eigenwilligen Stil bekannte Regisseur Herbert Fritsch wird die Opern-Posse „Intermezzo“ von Richard Strauss inszenieren. Im Schauspielensemble wiederum finden sich unter anderem so bekannte Namen mit Basler Wurzeln wie Ueli Jäggi oder Bruno Cathomas.

Auf der langen Namensliste wird bewusst nicht zwischen Festangestellten und Gästen unterschieden. Als „Reservat der Freiheit“ wolle man sich von den noch immer verbreiteten hierarchischen Strukturen an den Theatern distanzieren, erklärte Co-Leiter Pohl.

Wegen der aktuellen Sanierungsarbeiten im Stadttheaterbau wird die Spielzeit erst am 9. Oktober beginnen. Anders als in Luzern, wo von Peter sein Theater oft aus dem Haus raus in die Stadt geführt hat, soll in Basel das Theater zur Stadt werden, wie der neue Intendant sich ausdrückte. Die neue Leitung will aber auch in den Theaterhäusern neue Spielstätten entstehen lassen und diese bespielen. Und auch das riesige Foyer soll endlich zum täglich zugänglichen öffentlichen Raum werden, wie es geplant worden war.

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