Basel Frühzeitig vor zweiter Welle warnen

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Baselbieter Krisenstab erwägt, das Abwasser-Monitoring als Corona-Frühwarnsystem einzuführen. Foto: Die Oberbadische

Corona: Forscher arbeiten an Methode, die Zahl von Infizierten durch Spuren im Abwasser zu ermitteln

Liestal - Der Baselbieter Krisenstab rechnet in einer Mitteilung ab Herbst mit einer zweiten Pandemie-Welle. Um neue lokale Ausbrüche frühzeitig zu erkennen und entsprechende Eindämmungsmaßnahmen einzuleiten, könnte mit einem Abwasser-Monitoring ein neuer Ausbruch der Infektionen mit dem Coronavirus festgestellt werden – gut eine Woche, bevor klinische Tests diesen erfassen.

Der Nachweis des neuen Coronavirus im Abwasser ist Schweizer Forschern bereits im Frühjahr gelungen. Auch kleine Virusmengen lassen sich laut der Eidgenössischen Technischen Hochschulen (ETH) in Zürich und Lausanne damit nachweisen. Das aufbereitete Trinkwasser in der Schweiz könne aber trotzdem ohne Sorge weiter konsumiert werden.

Ein Forscherteam der ETH Lausanne (EPFL) und des Wasserforschungsinstituts der ETH Zürich (Eawag) arbeitet derzeit weiter daran, die Prüfmethode zu verbessern, heißt es in einer Mitteilung der beiden Hochschulen. Werden die Wasserproben zeitnah untersucht, könnte laut der Forscher eine neue Zunahme von Infektionen bis zu einer Woche früher erkannt werden, als dies mit klinischen Tests bei Verdachtsfällen möglich wäre. Diese Methode könne womöglich als Frühwarnsystem eingesetzt werden.

Der Baselbieter Krisenstab führt das Abwasser-Monitoring nun in seinem Lagebericht als Handlungsoption zur Vermeidung einer zweiten Pandemie-Welle im Herbst an. Eine ausgereifte Vorgehensweise für den Kanton sei zurzeit allerdings noch nicht entwickelt worden. „Die Fachleute sind noch am Evaluieren der Möglichkeiten, es gibt noch nichts Konkretes“, berichtete Rolf Wirz von der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion auf Anfrage der Basellandschaftlichen Zeitung.

Auch das Gesundheitsdepartement in Basel habe von der Abwasser-Methode gehört; ob es zu einer Anwendung komme, werde derzeit geprüft: „Das Abwasser-Monitoring ist seit einiger Zeit ein Thema, und es sind diesbezüglich Abklärungen im Gange“, hieß es dort gegenüber der Basellandschaftlichen Zeitung.

Auch der Schweizer Bundesrat interessiert sich für das Verfahren: In einer Antwort auf eine Anfrage der Nationalrätin Marie-France Roth Pasquier zieht dieser die Methode als Warnsystem durchaus in Betracht.

Methode ist noch nicht ganz ausgereift

Ganz ausgereift sei die Methode allerdings noch nicht. So könne man mit den Spuren im Abwasser die Anzahl tatsächlich infizierter Personen noch nicht exakt bestimmen. „Die Anzahl von ausgeschiedenen Viren pro infizierter Person variiert stark“, erklärte Andri Bryner, Mediensprecher der Eawag, in einem Bericht der Basellandschaftlichen Zeitung. Zudem sei die Auswertung im Labor momentan noch sehr aufwendig.

Das System sei in der Schweiz noch nicht im Einsatz. Das Team von Eawag und ETH Lausanne halte an seiner Methode fest: „Wir sind nach wie vor überzeugt, dass es eine Methode ist, die zusätzliche Hinweise auf einen Infektionsherd liefern kann“. Das System in Betrieb zu nehmen, sei jetzt Aufgabe von Bund und Kantonen.

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