Basel Für mehr Qualität im Schienenverkehr

Michael Werndorff
Mit Inbetriebnahme der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) durch den Lötschberg, das Gotthard-Massiv und den Monte Ceneri in der Schweiz wird eine weitere Zunahme des Schienenverkehrs auf der Rheintalbahn erwartet. Foto: Michael Werndorff

Großprojekt: Ausbau der Rheintalbahn bei Basel schreitet voran

Von Michael Werndorff

Basel. Es ist ein Megaprojekt der Deutschen Bahn: Der vierspurige Ausbau des Streckenabschnitts zwischen Karlsruhe und Basel. Allein in der Stadt am Rheinknie werden im Rahmen der Kapazitätserweiterungen rund zehn Kilometer Gleise neu verlegt, 46 Weichen eingebaut, rund 1450 Meter Schallschutzwände aufgestellt und drei neue Brücken gebaut.

Bahnreisende müssen sich aufgrund der Bauarbeiten oftmals in Geduld üben – Langsamfahrstrecken oder Schienenersatzverkehr sorgen für genervte Bahnkunden und Verspätungen. Der Ausbau der 200 Kilometer langen Trasse ist aber alternativlos: Rund 300 Züge des Fern-, Nah- und Güterverkehrs nutzen täglich die Gleise der als Rheintalbahn bekannten Strecke.

Mit Inbetriebnahme der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) durch den Lötschberg, das Gotthard-Massiv und den Monte Ceneri in der Schweiz wird eine weitere Zunahme des Schienenverkehrs auf der Rheintalbahn erwartet. Doch diese ist bereits bis an ihre Kapazitätsgrenze ausgelastet. Die bestehenden Engpässe erhöhen die Gefahr von Verspätungen und gehen zu Lasten der Qualität des Schienenverkehrs in der Rheinebene. Für das aktuelle sowie das zukünftige Verkehrsaufkommen muss die Strecke dringend viergleisig ausgebaut werden. Erst dann sei eine Ausweitung des Bahnverkehrs möglich, heißt es von Seiten der Deutschen Bahn.

Fahrzeit wird kürzer

Laut des Unternehmens werden Reisende für die Fahrt von Karlsruhe nach Basel nach dem Gesamtausbau der Trasse nur noch etwa 70 Minuten benötigen – eine halbe Stunde weniger als heute. Zudem will die Deutsche Bahn mit dem Projekt die Voraussetzungen für einen Ausbau des Nahverkehrsangebots in der Region schaffen. Und trotz des erwarteten Mehrverkehrs soll sich die Lärmsituation entlang der Strecke dank Schallschutzmaßnahmen deutlich verbessern.

Start im Spätsommer

Auf Basler Boden, dem Planfeststellungsabschnitt 9.3, sind Investitionen von rund 580 Millionen Euro vorgesehen. Eine der wichtigen Arbeiten ist die Querung der Wiese. Für den Bau einer neuen 155 Meter langen Eisenbahnbrücke zwischen der Freiburger- und der Fasanenstraße mit zwei Güterverkehrsgleisen wurde die Baufläche bereits gerodet. Die Hauptarbeiten beginnen im Spätsommer und dauern voraussichtlich bis Ende 2024. Flankierend werden auf einer Länge von 160 Metern Schallschutzwände errichtet, damit die Anwohner vor den vorbeifahrenden Zügen geschützt sind. Während der Bauarbeiten soll es zu geänderten Verkehrsführungen kommen, das Naherholungsgebiet bleibe weiterhin als solches nutzbar.

190 Beleuchtungsmaste

Weiter ist das Rahmenbauwerk der Eisenbahnüberführung Neuhausstraße fertig. Über sie werden sechs Gleise führen. Die Arbeiten haben im Sommer 2021 begonnen und dauern voraussichtlich bis nächsten April. Darauf bringt die Bahn den Schotter ein und verlegt die Gleise. Parallel hat die Bahn an der neuen Gleisgruppe F gearbeitet. Entlang der sechsgleisigen Rangieranlage hat sie ein Entwässerungssystem eingebaut.

Außerdem sind neue Oberleitungsmasten und die Mehrzahl der 190 Beleuchtungsmasten aufgestellt, wie aus dem jüngsten Statusbericht der DB hervorgeht. Die Beleuchtung ist notwendig, um in der Zugbehandlungsanlage rund um die Uhr arbeiten zu können. Dort werden Züge unter anderem zusammengestellt, mit Lokomotiven bespannt und durch den Zoll abgefertigt. Insgesamt werden im Planfeststellungsabschnitt rund zehn Kilometer Gleise neu verlegt, 46 Weichen eingebaut und 1450 Meter Schallschutzwände aufgestellt.

Für ein dichteres Angebot

Auch im Planfeststellungsabschnitt 9.2, Haltingen – Weil am Rhein unmittelbar vor den Toren Basels, schreiten die Ausbauarbeiten voran: Mit der geplanten Angebotsverdichtung ab dem Fahrplanwechsel 2026 wollen SBB und die DB die Direktverbindungen zwischen Deutschland und der Schweiz von derzeit täglich 26 auf 35 erhöhen.

Zum Einsatz kommen sollen ICE-Züge der neuesten Generation – und diese müssen über Nacht abgestellt, gereinigt und gewartet werden. Hierzu soll auf dem Gelände des alten Betriebswerks in Weil am Rhein eine neue Abstell- und Behandlungsanlage errichtet werden. Die Inbetriebnahme ist für 2024/2024 vorgesehen. Laut DB macht die Nähe zum Badischen Bahnhof sowie die bereits vorhandene Bahnfläche mit Gleisanschluss Haltingen zum idealen Standort für die neue Abstell- und Behandlungsanlage. Auf fünf Gleisen können ICE-Züge künftig nachts abgestellt und von innen gereinigt werden.

Containerbahnhof wird ausgebaut

Das zweite große Parallelprojekt neben der eigentlichen Gleiserweiterung bildet der Ausbau des Terminals für den kombinierten Verkehr (KV), der eine wichtige Drehscheibe für internationale logistische Transporte ist. Nach mehr als 20 Jahren im Betrieb stößt dieser an seine Leistungsgrenzen.

Mit dem Ausbau soll der Containerbahnhof die stetig steigende Nachfrage auch in Zukunft bedienen können. So soll die Umschlagkapazität von 130 000 auf 200 000 Ladeeinheiten pro Jahr erhöht werden. Laut DB lassen sich dadurch rund 13,4 Millionen Lkw-Kilometer jährlich einsparen. Baustart ist für Ende 2025 vorgesehen, die Inbetriebnahme ist nach derzeitigem Stand für das Jahr 2028 geplant.

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