Basel Geburtshelfer der Moderne

Die Oberbadische
„Les Glaneuses“, 1889, Kunstmuseum Basel, Geschenk eines anonymen Donators, der Max Geldner-Stiftung und der Stiftung Im Obersteg Foto: Jonas Haenggi

Ausstellung: Camille Pissarro wird im Basler Kunstmuseum gewürdigt

Von Dominique Spirgi

Basel. Camille Pissarro steht oftmals etwas im Schatten der großen Namen des Impressionismus. Das Kunstmuseum Basel würdigt den Künstler nun im Dialog mit Cézanne, Gauguin, Monet und weiteren großen Wegbegleitern als wichtigen Geburtshelfer der Moderne.

Der Untertitel der Ausstellung, „Das Atelier der Moderne“, möchte Kunstmuseumsdirektor Josef Helfenstein durchaus als Programm verstanden wissen. Das Basler Kunstmuseum will den Autodidakten Camille Pissarro (1830-1903) als einen der maßgeblichen Künstler des 19. Jahrhunderts präsentieren, die sich von der Akademischen Kunst distanzierten und damit über der Impressionismus den Weg zur Moderne ebneten.

„Ohne Pissarro hätte es die Gruppe der Impressionisten nicht gegeben“, sagte Helfenstein an der Medienpräsentation der großen Retrospektive. Diese zeigt mit einer Auswahl von rund 180 Werken nicht nur das eigene Schaffen des Künstlers, der 1830 als Sohn jüdischer Eltern auf der karibischen Insel St. Thomas geboren wurde. Sie beleuchtet mit augenscheinlichen Gegenüberstellungen auch den intensiven Austausch Pissarros mit den anderen großen Vertretern des Impressionismus.

Reger Austausch mit den Künstlerfreunden

In großer Freundschaft verbunden war Pissarro zum Beispiel mit Claude Monet und Paul Cézanne, der seinen Malerfreund richtiggehend bewunderte. Paul Gauguin war ein Schüler Pissarros. Aufschlussreich ist es zu sehen, wie die Künstlerfreunde mit ihren eigenen Stilmerkmalen zum Teil dieselben Motive auf die Leinwand bannten.

Später kam es mit der Zuwendung Pissarros zum strengen pointillistischen Neoimpressionismus zu weiteren Künstlerbeziehungen: etwa zu Georges Seurat und Paul Signac, die diese nach dem eigentlichen Impressionismus abermals revolutionäre Bewegung prägten.

Die Ausstellung beleuchtet aber auch die Alleinstellungsmerkmale, die Pissarros Werk vom Schaffen seiner Künstlerfreunde unterschied.

Während sich Auguste Renoir mit dem bourgeoisen Leben beschäftigte, fokussierte sich Pissarro, der sich den Anarchisten nahe fühlte, auf die einfachen Landarbeiterinnen. Als Monet begann, Kirchen zu malen, begeisterte sich Pissarro für Hafen-Szenerien. Dazu kam, dass Pissarro jegliche Ästhetisierung seiner Motive vermied. Das hatte zur Folge, dass er zu Lebzeiten kommerziell weniger erfolgreich war als andere Impressionisten. Das hielt übrigens aber vier seiner Söhne nicht davon ab, selber als Künstler tätig zu werden.

In der Basler Ausstellung sind Werke von drei seiner Söhne zu sehen.

Schenkung eines Pissarro-Gemäldes

In der Ausstellung sind zahlreiche hochkarätige Leihgaben aus vielen wichtigen Museen zu sehen. Das Kunstmuseum Basel konnte selber acht Gemälde beitragen. Darunter befindet sich das Bild „Les Glaneuses“ aus dem Jahr 1889, das seit 1970 als Dauerleihgabe der Dr. h. c. Emile Dreyfus-Stiftung im Museum hing und zur Retrospektive hin als Schenkung fix an die Öffentliche Kunstsammlung ging. „Les Glaneuses“ ist laut Mitteilung des Museums eines der Hauptgemälde aus Pissarros Schaffensperiode im Neoimpressionismus. Die Retrospektive „Camille Pissarro – Das Atelier der Moderne“ im Kunstmuseum Basel dauert bis 23. Januar 2022.

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