Basel Gemeinsam für das kulturelle Erbe

Die Oberbadische

„Grüner leben“: Die Schweizer Stiftung Pro Specie Rara will die Samen- und Tiervielfalt erhalten

Mehr als 70 Prozent der früher vorhandenen Gemüsesorten sind bereits verschwunden, warnt die Schweizer Stiftung Pro Specie Rara, die seit 2011 auch in Deutschland vertreten ist. „Was im Umlauf ist, gerät nicht in Vergessenheit“, ist einer der Slogans der Stiftung, und Nicole Egloff, Projektleiterin Kommunikation, präzisiert: „Nutzpflanzen, die angebaut und gesehen werden, bleiben auch in den Köpfen.“

Von Martina Proprenter

Basel. Das ist das einfach klingende und dadurch so effektive Prinzip von Pro Specie Rara: Freiwillige bauen im eigenen Garten beinahe vergessene und alte Sorten an, die als kulturhistorisches Erbe erhalten werden sollen.

Dazu gehören neben den Kulturpflanzen auch Nutztierrassen. Alte Rassen wie die Emmentaler Ziege oder das Luzerner Schwein sind bereits ausgestorben. Vor diesem Schicksal will die Stiftung weitere Rassen bewahren.

32 dieser mit klingenden Namen wie Appenzeller Barthuhn, Walliser Landschaf oder Wollschwein werden dank aktiver Züchter und Halter erhalten. Eine Plattform mit dem treffenden Namen „Tierische Raritäten“ hilft dabei, neue Tiere mit nachgewiesener Abstammung zu finden.

Der Hauptsitz der Stiftung befindet sich in den Basler Meriangärten, einer 18 Hektar großen Grünanlage nahe des St. Jakobsparks. Hier ist auch das Kernstück der Sammlung, die Kühlkammer mit keimfähigem Saatgut. Bei 15 Grad und 15 Prozent Luftfeuchtigkeit bleiben manche Samen ein Jahr, andere wie Bohnen sogar acht Jahre keimfähig. 1600 seltene Garten-, Acker- und Zierpflanzen stecken hier in kleinen Tüten, bereit, wieder angepflanzt und weiter verbreitet zu werden.

10 000 Gönner hat Pro Specie Rara, vor allem in der Schweiz. Diese bekommen Zugang zu 800 Sorten, die über die Homepage bestellt werden können. Denn verkauft im herkömmlichen Sinne werden diese nicht, die Stiftung arbeitet als Non-Profit-Organisation.

Neben diesen eher passiven Financiers sind aber die Aktiven für den Erhalt der Pflanzen noch wichtiger, erklärt Egloff. Denn diese 500 sogenannten „Sortenbetreuer“ pflanzen idealerweise im eigenen Garten eine Sorte an. Was davon nicht selbst gebraucht, also gegessen und wieder angepflanzt wird, landet später als Samengut wieder bei der Stiftung oder wird an Interessierte weiterverschickt. Diese sollten zwar ein gewisses Grundinteresse mitbringen, ein sprichwörtlich „grüner Daumen“ wird aber nicht vorausgesetzt. In Kursen kann das notwendige Wissen erlernt werden. Ziel der Stiftung sei es, sagt Egloff, alle Samen der Samenbank in drei unterschiedlichen Gärten angepflanzt zu wissen, um deren Fortbestand zu sichern.

Weitere Informationen: Infos zu den Sorten und der Samenbank sowie Anmeldung zu den Kursen unter www.prospecierara.ch. Die Merian-Gärten in Basel, Vorder Brüglingen 5, sind täglich von 8 Uhr bis Sonnenuntergang geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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