Basel Gesang mit fast hypnotisierender Wirkung

Beatrice Ehrlich
Morcheeba mit ihrer Sängerin Skye Edwards sorgen für einen stimmungsvollen Sommerabend. Foto: Beatrice Ehrlich

Morcheeba punkten beim Stimmen-Konzert in Arlesheim mit ihrer faszinierenden Sängerin.

Arlesheim (CH) - Morcheeba – Londoner Trip-Hop-Band mit großer Ausstrahlung Ende der 1990er Jahre – hat sich seit dem erneuten Zusammenfinden mit Sängerin Skye Edwards in den letzten Jahren von der früher dominierenden, düsteren Grundstimmung in leichtere, eingängige Gefilde bewegt. Lieder wie „Blood like Lemonade“ oder „Summertime“ passen ideal zu einem warmen Sommerabend auf dem Domplatz von Arlesheim, dem diesjährigen Schweizer Nebenschauplatz des Stimmen-Festivals aus Lörrach. Der Konzertabend ist eine runde Sache, angefangen beim Spaziergang durch das historische Städtchen vom etwas außerhalb gelegenen Parkplatz bis hin zum Sonnenuntergang, der den Dom in ein stimmungsvolles rosa Licht taucht.

Im Mittelpunkt des Bandauftritts steht die unverwechselbare Stimme der nach Jahren der Trennung 2010 in die Band zurückgekehrten Sängerin Skye Edwards. Den zugrundeliegenden Bass-Linien und den immer wieder gegenläufigen Rhythmen ist sie komplett enthoben. Statt des typischen, ineinander verwobenen Trip-Hop-Sounds von einst ergibt sich so eher der Eindruck der klassischen Kombination aus Sängerin und Begleitband. Skye Edwards hat sich zur überzeugenden Frontfrau entwickelt, die die anderen Bandmitglieder, allen voran Mitgründer Ross Godfrey unwillkürlich in den Hintergrund treten lässt. Seit dem Ausscheiden seines Bruders Paul Godfrey aus der Band stammt auch ein Großteil der Texte von Edwards. Ross Godfrey bringt sich hin und wieder mit der Gitarre in Erinnerung, was jedoch nicht ganz zu Morcheeba passen will. Überhaupt kommt der filigrane Morcheeba-Studio-Sound, der sich durch eine enorme Durchsichtigkeit auszeichnet und die musikalische Liebe zum Detail oft ins Extreme treibt, im Live-Konzert weniger zur Geltung. Skyes Gesang wird über die Mikrofone weit über den Platz hinausgetragen und hüllt bald das ganze Städtchen ein. Wuchtige Bässe sorgen für vibrierenden Open-Air-Sound.

Faszinierend ist wie Sängerin Skye Edwards ihren doch auch auf eine Art monotonen Gesang durch sorgfältig eingestreute Gesten in Szene setzt. Beim Auftakt mit „Never Undo“ vom jüngsten Album „Blaze Away“ erzielt die Sängerin damit in Verbindung mit ihrem eindringlichen Gesang fast schon eine hypnotisierende Wirkung. „Das Wort „teuflisch“ scheint aber im Zusammenhang mit diesen Klängen übertrieben. „Sorry Jesus“, mit diesen Worten nimmt Edwards Bezug auf die ihr gegenüberstehende Kathedrale, bestimmt ein außergewöhnlicher Anblick während eines ganzen Konzerts.

Auch die Basler Sängerin Anna Aaron nimmt im Vorprogramm Bezug auf den außergewöhnlichen Auftrittsort und zeigt sich im Gewand einer Art weißen Madonna. Mit ihren abwechslungsreichen Solostücken mit Eigenbegleitung, irgendwie auch typisch Schweizer Songwriterin, macht sie Lust auf mehr.

Morcheeba lassen sich nicht auf Experimente ein. Auch wenn der älteste Titel von 1996 stammt („Trigger Hippie“) und das jüngste Album gerade einmal wenig mehr als ein Jahr alt ist, klingen die Stücke ziemlich ähnlich, abgesehen vielleicht von Liedern wie „The world looking in“ - ebenfalls ein älterer Titel – in dem die Gesangsstimme selbst durch den sich wiederholenden Text rhythmische Akzente setzt, ein raffinierter Effekt, der so heute nicht mehr reproduzierbar erscheint. Die vielen Zuhörer auf dem Domplatz stört das nicht: Barfuß und mit einem der leckeren Cornett-Eistüten in der Hand wiegen sie sich im Takt der Musik, während sich am Himmel die ersten Sterne zeigen – wieder einmal so ein unvergesslicher Stimmen-Moment.

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