Moderiert von der Kulturjournalistin Katrin Becker, nahm Heims Lesung die zahlreich erschienenen Zuhörer mit auf eine Zeitreise zu den Lebenswegen seiner Protagonisten, die in Basel eine neue Heimat fanden.
Während Baukloh wegen der Aussicht auf eine gut bezahlte Anstellung in der Reederei am Rheinhafen auswanderte, suchten einige der Porträtierten Anfang der 1940er-Jahre Zuflucht vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten.
Der jüdische Junge Harry Gabriel sprang 1942 aus dem Deportationszug aus Riga. Mutter und Schwester wurden später von den Nazis umgebracht. Der 15-jährige Überlebenskämpfer gelangte zurück zu seinem Stiefvater in Berlin, der ihm eine Karte mit dem Weg zur Schweiz in die Hand drückte.
Nach einem zweimonatigen Fußmarsch und mit lediglich 30 Reichsmark in der Tasche erreichte Gabriel die Stadt Weil am Rhein und überschritt die Grenze nach Basel. Dieser laut Heim „Prototyp des unbegleiteten minderjährigen Flüchtlings“ wurde von der Fremdenpolizei aufgegriffen und in eine jüdische Erziehungsanstalt eingewiesen. Dort gefielen dem jungen Rebellen die strengen Regeln der Betreuer nicht. Er brach aus, um wenig später in Baselland wieder eingefangen zu werden. Es gelang ihm in den nächsten Jahren, aus verschiedenen Heimen und Anstalten zu entfliehen und kreuz und quer durch die Eidgenossenschaft die Polizei auf Trab zu halten. Im Jahr 1945, kurz nach der deutschen Kapitulation, wurde er von der Schaffhauser Kantonspolizei letztlich an der Grenze ausgewiesen. Wenig später wanderte er nach Isreal aus.
Auch Baukloh sollte nach Kriegsende nicht lange in der Schweiz verweilen. Durch ihre offen zur Schau gestellte Begeisterung für den Nationalsozialismus war sie den Behörden ein Dorn im Auge und verließ 1948 das Land. Zuvor hatte die gewitzte Frau das Abschiebungsverfahren durch etliche juristische Einsprüche verschleppt und schließlich zum Erliegen gebracht. Erst als die Zeichen in Deutschland auf wirtschaftlicher Erholung standen, packte sie ihre Sachen. „Diesseits der Grenze – Lebensgeschichten aus den Akten der Fremdenpolizei“ ist im Christoph Merian Verlag in Basel erschienen.